Haidemühl

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Welzow
Kreis(e): Spree-Neiße
Bundesland: Brandenburg
Koordinate WGS84 51° 33′ 9,57″ N: 14° 13′ 18,1″ O 51,55266°N: 14,22169°O
Koordinate UTM 33.446.038,35 m: 5.711.572,64 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.446.152,64 m: 5.713.412,95 m
  • Haidemühl

    Haidemühl

    Fotograf/Urheber:
    Franz Dietzmann
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Haidemühl

    Haidemühl

    Fotograf/Urheber:
    Franz Dietzmann
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Haidemühl

    Haidemühl

    Fotograf/Urheber:
    Franz Dietzmann
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Haidemühl

    Haidemühl

    Fotograf/Urheber:
    Franz Dietzmann
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Haidemühl

    Haidemühl

    Fotograf/Urheber:
    Franz Dietzmann
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Haidemühl

    Haidemühl

    Fotograf/Urheber:
    Franz Dietzmann
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Haidemühl

    Haidemühl

    Fotograf/Urheber:
    Franz Dietzmann
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Der Ort Haidemühl, benannt nach einer hier einst tätigen Mühle, lag westlich vom Ort Gosda. Er wurde aufgrund des Vorrückens vom Tagebau Welzow-Süd zwischen 2004 und 2006 devastiert. Bereits 1993 stand fest, dass Haidemühl zugunsten des Tagebaus Welzow-Süd aufgegeben werden würde. In Folge von Protesten der Bürgerschaft wurde im Jahr 2000 zwischen der Gemeinde und der Lausitzer Braunkohle AG (heute LEAG) der Haidemühlvertrag unterzeichnet, der den Bewohner:innen einen neuen Wohnort garantierte. 645 Einwohner:innen waren von der Umsiedlung betroffen und zogen mehrheitlich in den neugeschaffenen Spremberger Ortsteil Haidemühl.
Der devastierte Ort Haidemühl war eng mit der Glasfabrikation verbunden. 1835 hatte Johann Christoph Greiner eine Glashütte mit einem Nebengebäude und drei Arbeiterwohnhäusern errichten lassen. Diese erste Industrieansiedlung führte im Laufe der Zeit zur Entwicklung der Kolonie Heidemühle, die ca. 3 km vom Gutshof Gosda entfernt lag. Ab 1841 war Karl Wilhelm Scheffler Besitzer vom Glaswerk Heidemühle und warb böhmische Glasmacher:innen an. Von 1853 bis 1891 gehört das Werk der Familie des Glasfabrikanten Friedrich August Kaennichen. In dieser Zeit wurden ein zweiter Ofen und eine Glasschleiferei installiert, ein erstes Beamtenwohnhaus erbaut sowie eine Fabrikschule und eine Postfiliale eingerichtet.
Braunkohlefunde im Raum Welzow um die Mitte des 19. Jahrhunderts führten zur Anlage von Braunkohlegruben, später zur Errichtung von Brikettfabriken. Keannichen hatte Synergieeffekte im Blick, und ließ 1884 die werkseigene Grube „Haidemühl“ aufschließen. Wegen mangelnder Kohlequalität war sie jedoch unrentabel und führte zur Insolvenz Kaennichens. 1891 wurde das Unternehmen von der Hallenser Bank Apelt & Sohn übernommen, die es an die Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabrik AG verkaufte. Die AG erweiterte die Glashütte durch ein zweites Hüttengebäude und eine zweite Schleiferei. Es folgten Besitzerwechsel und Werkserweiterungen: 1909: Bitterfelder Kommerzienrat Bauermeister (Feinschleiferei), 1913: Berliner Regierungsbaurat Adolf Schiller (halbautomatische Glasblasmaschinen, Industrieglasproduktion, internationaler Produktabsatz).
Die Ausweitung des Fabrikgeländes, die steigende Arbeiterzahl und die Errichtung eine Brikettfabrik machten den Bau neuer Wohngebäude und sozialer Einrichtungen notwendig. Eine Wohnsiedlung von fünf Häusern mit je acht Wohnungen, genannt „Werminghoff“, wurde 1900, eine Schule 1904 errichtet. Auch entwickelte sich die lokale Verkehrsanbindung: Ab 1907 war Haidemühl mit einem eigenen Bahnhof ans Streckennetz Petershain – Haidemühl – Hoyerswerda angebunden. Durch die Eintracht AG bestand bereits seit 1900 ein Gleisanschluss nach Welzow.
Nach der Machtergreifung der NSDAP setzte der Terror gegen Juden und Minderheiten ein, wozu auch Enteignungen und Zwangsverkäufe von jüdischem Besitz gehörten. Unter diesen Umständen verkaufte Adolf Schiller, der Jude war, die Glaswerke. Die neuen Besitzer der Glashütte wurden 1933 oder 1934 Rudolf Bricke und Reinhold Domaschke, zwei leitende Angestellte der Firma. Auch die Eintracht AG, die zum Besitz der jüdischen Familie Petschek gehörte, wurde in den Jahren 1939/1940 enteignet. Nach Kriegsende wurde Domaschke enteignet, Betrieb und Grundbesitz in Volkseigentum überführt.
Nach der politischen Wende 1989/1990 vergab die Treuhand das Glaswerk an eine GmbH, die bereits 1991 in die Insolvenz ging. 1992 wurde die Glashütte stillgelegt, ihr Leerstand bedingte baulichen Verfall. Die Nachkommen von Adolf Schiller (Schiller starb im Ghetto Theresienstadt) hatten bereits 1991 einen Rückübertragungsantrag gestellt, der auch den Besitz der Glasfabrik in Haidemühl beinhaltete. Die Prüfung des Anspruchs und der Eigentumsverhältnisse war bis zur Devastierung des Ortes nicht geklärt, die inzwischen ruinösen Gebäude blieben deshalb unverändert.
Neben zahlreichen Gebäuden der Glasfabrik, wie z.B. den beiden Ofenhallen, Lagerhallen und zwei Schornsteinen, sind auch Siedlungshäuser der Glaswerker:innen südlich der ehemaligen Hauptstraße erhalten. Es handelt sich zum Großteil um ziegelsichtige Mehrfamilienhäuser in Massivbauweise. Alle Gebäude sind inzwischen in einem baufälligen bzw. ruinösen Zustand. Nach Klärung der Eigentumsverhältnisse werden auch sie wohl abgerissen.
Die Brikettfabrik Haidemühl wurde bereits 1991 stillgelegt und 1993 vollständig abgetragen.

Datierung:
  • Ortsabbruch: 2000-2006

Quellen/Literaturangaben:
  • Frank Förster: Verschwundene Dörfer im Lausitzer Braunkohlenrevier. 3., bearbeitete und erweiterte Auflage, Bautzen 2014, S. 106–110.
  • https://www.haidemuehl.de/index.html?mitte=https://www.haidemuehl.de/ortsgeschichte.html (Zugriff 15.09.2023)
  • https://www.pressglas-korrespondenz.de/aktuelles/pdf/pk-2007-3w-sg-haidemuehl.pdf (Zugriff 15.09.2023)

BKM-Nummer: 32003325

(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)

Haidemühl

Schlagwörter
Ort
Proschim | Welzow
Alternativer Ortsname
Prozym | Wjelcej
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz dl-by-de/2.0 (Namensnennung). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Haidemühl”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-32003325 (Abgerufen: 18. März 2025)
Seitenanfang