Im Jahr 1897 besaß die Fabrik mit insgesamt sechs Dampfmaschinen die größte Anzahl an Dampfmaschinen in der Stadt. Es ist davon auszugehen, dass sie mit Braunkohle befeuert wurden, die seit 1874 durch die Gubener Braunkohlegruben im heutigen Gubin zur Verfügung stand. Der erzeugte Dampf diente zum Antrieb der Maschinen und wurde in der Produktion zum Formen, Pressen und Weichmachen von Materialien benötigt.
Die Fabrik durchlief verschiedene Phasen, vom Familienbetrieb bis zur staatlichen Verwaltung als VEB nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Fabrikgebäude wurden im Laufe der Zeit erweitert und weisen unterschiedliche Baustile auf, die die Entwicklung der Industriearchitektur widerspiegeln. Im Rahmen der Stadtsanierung 2003-2006 wurde ein Teil der historischen Gebäude zu einem neuen Verwaltungszentrum umgebaut, in dem die Stadtverwaltung, das Stadt- und Industriemuseum, eine Musikschule, die Stadtbibliothek und andere Einrichtungen untergebracht sind.
Die Hutfabrik hatte nicht nur eine historische und städtebauliche Bedeutung für die Stadt Guben, sondern auch für die industrielle Entwicklung der Region. Die erhaltenen Gebäude der Hutproduktion aus dem 20. Jh., heute im Besitz der Stadt Guben, dokumentieren die industrielle Bedeutung der Hutherstellung über mehr als 60 Jahre und spiegeln die ständige Innovationsbereitschaft des Unternehmens wider. Die Hutfabrik prägte mit ihren charakteristischen straßenbegleitenden Baukörpern das Stadtbild und spielte eine wichtige Rolle in der lokalen Wirtschaftsgeschichte. Sie ist als Baudenkmal eingetragen in der Denkmalliste des Landes Brandenburg (Nr. 09125388).
Heute werden die Gebäude von der Stadt Guben zu unterschiedlichen Zwecken genutzt, u.a. sind hier das Stadt- und Industriemuseum sowie die Dauerausstellung des Gubener Tuche und Chemiefaser e.V. untergebracht.
Datierung:
- Gründung: 1864
- Sanierung: 2006
Quellen/Literaturangaben:
- Denkmaltopographie Spree-Neiße, Bd. 16.1, 2012, S. 238 f.
- M. Schubert: Adressbuch der Dampfkessebesitzer Deutschlands, Bd. 1, Leipzig 1897, S. 62.
- Informationen aus den Ausstellungen des Stadt- und Industriemuseum Guben und des Tuche und Chemiefaser e.V.
BKM-Nummer: 32003309
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)