Als einleitender Solitärbau an der Außenseite der Straßenkurve Am Kraftwerk bildet das Verwaltungsgebäude eine Dominante an der Hauptzufahrt zum Kraftwerk. Mit zwölf Geschossen reicht der Bau in etwa an die Gebäudehöhe der benachbarten Kraftwerkhauptgebäude heran und fügt sich damit weitestgehend in den Maßstab des Industriekomplexes ein. Es ist davon auszugehen, dass damit gestalterische Ambitionen verfolgt wurden, da der Kraftwerkkomplex aufgrund technischer Parameter Dimensionen erreicht, die traditionelle Vorstellungen von Maßstabsbeziehungen zwischen Gebäude und Umwelt überragen. Die Angleichung der Baukubatur des Verwaltungsgebäudes und seine Positionierung in der Gebäudeflucht der Kraftwerkhauptgebäude begünstigt die kompositorische Gesamtwirkung des Kraftwerkkomplexes und dient dem visuellen Erfassen der ungewohnten Bauwerksmassen durch die Betrachter:innen.
Das Verwaltungsgebäude wurde in industrieller Skelettbauweise errichtet und entspricht der baulichen Konformität der DDR-Architektur in den 1970er und 1980er Jahren. Die Fassade offenbart die Stützenfolge und deren Zwischenräume der Skelettbauweise. Klare Gestaltung ist durch die regelmäßig horizontal gelagerte Fassade gegeben, wobei weiße Brüstungstafeln und Fensterbänder alternieren. Letztere sind in regelmäßigen Abständen durch rote Farbfelder unterbrochen, die in das gleichmäßige Gefüge der vertikalen Aluminiumprofile eingebunden sind.
Der Zutritt zum Gebäude wird über zwei vorgelagerte, eingehauste Treppenaufgänge ermöglicht. Einer der Vorbauten dient zudem als Pförtnerhaus für das Kraftwerkareal und ist an die Versorgungsbrücke mit dem Schriftzug Kraftwerk Jänschwalde zwischen Verwaltungsgebäude und alter Feuerwache angebunden. Hier finden Kontrolle und Abwicklung des straßengebundenen Werks- und Fußgängerverkehrs statt, wozu entsprechende Sicherheitseinrichtungen angebracht sind. Durch die Überdachungskonstruktion mit einer Höhe von 41,80 m wird zudem ein weitgehender Wetterschutz gewährleistet.
Im Foyer des Verwaltungsgebäudes befindet sich ein Wandbild mit Industriethematik, das auf Kacheln angebracht ist: Kühltürme, Schornsteine und Strommasten sind in eine Landschaft gesetzt und stehen im Kontrast mit dieser. Im Bildvordergrund ist eine Braunkohlegrube dargestellt, die unterhalb der Grasnarbe im Verborgenen liegt.
Datierung:
- Erbauung: nach 1976
Quellen/Literaturangaben:
- Rüdiger Gudat, Werner Wagner, Ingrid Weber und Günter Suschke: Tradition und Zukunft. Eine Chronik über 30 Jahre Stromerzeugung und 35 Jahre Geschichte des Kraftwerkes Jänschwalde, Peitz 2011, S. 25.
- Lageplan Kraftwerk Jänschwalde, von der Leag zur Verfügung gestellt am 30.11.2022.
- Friedrich Stromberg: Kombinatsbetrieb Forschung und Projektierung Berlin. Spezialprojektant für Bauwerk der Energie, in: Bauakademie der DDR und Bund der Architekten der DDR (Hg.): Architektur der DDR, Nr. 33, Berlin 1984, S. 331-334.
- Leag, Abt. Dokumentation: 344, Haupteingang, Bautechn. Objekrerläuterung und Verwaltungsgebäude, Erläuterungsbericht und Baupläne.
BKM-Nummer: 32002616
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)