Haftarbeitslager Schwarze Pumpe

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Spremberg
Kreis(e): Spree-Neiße
Bundesland: Brandenburg
Koordinate WGS84 51° 32′ 9,27″ N: 14° 22′ 2,06″ O 51,53591°N: 14,36724°O
Koordinate UTM 33.456.112,96 m: 5.709.612,46 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.456.231,30 m: 5.711.452,08 m
  • Haftarbeitslager Schwarze Pumpe

    Haftarbeitslager Schwarze Pumpe

    Fotograf/Urheber:
    Kaja Boelcke
    Medientyp:
    Bild
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Die Justizvollzugsanstalt Schwarze Pumpe wurde 1956 als Strafvollzugskommando SP für 800 Häftlinge, die bei den VVB Braunkohle Cottbus eingesetzt werden sollten, eingerichtet. Der Standort des Lagers befand sich nördlich des ehemaligen Gaskombinats Schwarze Pumpe.
Anfangs handelte es sich um ein Barackenlager in Holzbauweise mit einer regelmäßigen Anordnung der Gebäude. Lediglich die Wache und die Kommandantur/Verwaltung waren Massivbauten. Das Verwaltungsgebäude besaß einen Durchgang und einen polygonalen Beobachtungsturm und trennte die Unterkünfte der Wachmannschaften von den Häftlingsunterkünften. Ein Appellplatz befand sich zwischen Verwaltungsgebäude und Häftlingsunterkünften, umgeben von einem L-förmigen Baukörper mit Effektenkammer, Wäscherei, Krankenstation und einer Küche. Das gesamte Areal war von mehreren Zäunen umgeben und besaß vier Wachttürme aus Holz an den Ecken.
In den 1960er Jahren wurde das Haftarbeitslager ausgebaut und folglich das Erscheinungsbild der Gesamtanlage verändert. Das Gelände wurde erweitert und um einen geschlossenen Vollzug ergänzt. Dem folgten vereinzelt Rückbau und die Errichtung von neuen Baracken, darunter u.a. eine Kultur- und Bildungsbaracke, die Schuhmacherei/Schneiderei sowie weitere Barackenunterkünfte für die Strafgefangenen. Dabei ging die ehemals radiale Anordnung der Häftlingsbaracken ebenso verloren wie das ursprüngliche Erscheinungsbild des Torhauses nach dem Abbruch des Beobachtungsturms. Die Holzwachttürme wurden 1966 durch solche aus verputztem Ziegelmauerwerk ersetzt und eine massive Lagermauer aus Stahlbetonfertigteilen errichtet. Zu den erweiterten Bestandsbauten zählten die Krankenstation und die Küche.
Nach 1989 erfolgten weitere bauliche Veränderungen und das ehemalige Haftarbeitslager wurde zur Außenstelle (AS) Spremberg der Justizvollzugsanstalt Luckau-Duben umgewandelt. Aus der Anfangszeit des Lagers haben sich lediglich die Bauhülle der Kran­kenstation und mit Einschränkungen die der Kommandantur/Verwaltung erhalten. Zudem befinden sich Baracken aus den 1960er Jahren auf dem östlichen Areal, die heute nicht mehr in Nutzung sind.
Mit seiner Geschichte und dem erhaltenen baulichen Bestand spiegelt das ehemalige Haftarbeitslager Schwarze Pumpe die Struktur des Strafvollzugs in der DDR wider. Haftarbeitslager dieser Art wurden in größerem Umfang für den Einsatz von Strafgefangenen in der Baustoffindustrie, im Baugewerbe, im Bergbau und in der chemischen Industrie eingerichtet, also in Industriezweigen, in denen ein ständiger Arbeitskräftemangel bestand. Demnach spielten Haftarbeitslager in der DDR eine wichtige Rolle, um Arbeitskräfte zu erschließen und Arbeitsreserven zu nutzen.
Die Häftlinge des damaligen Musterlagers HAL Schwarze Pumpe wurden zunächst zu Schacht- und Betonierarbeiten sowie im Gleisbau eingesetzt. Nach Angaben der Stiftung DDR-Zwangsarbeit e.V. erfolgten dann Einsätze im Gaskombinat Schwarze Pumpe, beim VEB Braunkohle Cottbus, beim VEB Industriebahnbau Magdeburg, beim VEB Polstermöbelwerk Cottbus, beim VEB Sprela Spremberg, auf dem Jochmontageplatz Hohenbocka sowie in den Tagebauen des BKK Lauchhammer, des BKK Glückauf Knappenrode, des BKK Senftenberg, des BKW Cottbus und des BKW Welzow.
Das HAL Schwarze Pumpe zeugt von der Geschichte des Strafvollzugs in der DDR. Als Zeugnis der Justizgeschichte sollte es daher dokumentiert werden, wobei eine weiterführende Forschung wünschenswert wäre.

Datierung:
  • Erbauung: 1956
  • Veränderung: 1960/1979
  • Veränderung: nach 1990

Quellen/Literaturangaben:
  • BLDAM, Abteilung Inventarisation und Dokumentation: Dieter Hübener: Stellungnahme zu den baulichen Anlagen der JVA Schwarze Pumpe, 25.11.1993.
  • Bundesarchiv: BArch DO 1/3784, BArch DO 1/3397, BArch DO 1/3393, BArch DO 1/3787, BArch SAPMO DY 30 J IV 2/2/1641
  • Tobias Wunschik: Knastware für den Klassenfeind. Häftlingsarbeit in der DDR, der Ost-West-Handel und die Staatssicherheit (1970-1989), Göttingen 2014, S. 50, 291 und 309.
  • Ministerium der Justiz: JCA Luckau-Duben mit Außenstelle Spremberg, URL: https://mdj.brandenburg.de/mdj/de/justiz/justizvollzug/justizvollzugsanstalten/jva-luckau-duben-mit-aussenstelle-as-spremberg/ (Zugriff am 19.07.2023).
  • UOKG: Der Stacheldraht, Nr. 8/2006, S. 10-11.
  • Stiftung DDR-Zwangsarbeit e.V.: Zwangsarbeit in der SBZ/DDR 1945-1990. Ein Aufarbeitungsprojekt der Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft in Verbindung mit der Stiftung DDR-Zwangsarbeit, URL: https://www.ddr-zwangsarbeit.info/index.html (Zugriff am 19.07.2023).
  • Uwe Bastian und Hildigund Neubert: Schamlos ausgebeutet. Das System der Haftzwangsarbeit politischer Gefangener des SED-Staates, Berlin 2003, S. 117ff.
  • Bundesarchiv Stasi-Unterlagen-Archiv: BStU 000627-000660, Schlüssel 107/0, 120/6, 106/2, 116/7, 115/0, 108/7, 119/1, 109/5, 118/3, 117/5, 113/4, MfS HA VII Nr. 5504, MfS HA VII Nr. 4475.
  • Bundesarchiv: BArch DO 1/3784, BArch DO 1/3397, BArch DO 1/3393, BArch DO 1/3787, BArch SAPMO DY 30 J IV 2/2/1641
  • BLDAM, Abteilung Inventarisation und Dokumentation: Dieter Hübener: Stellungnahme zu den baulichen Anlagen der JVA Schwarze Pumpe, 25.11.1993.
  • Nach Informationen von Anja Prust, Erfassungsprojekt Lausitz, LfA Sachsen, 20.01.2023.

BKM-Nummer: 32001708

(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)

Haftarbeitslager Schwarze Pumpe

Schlagwörter
Ort
Trattendorf
Alternativer Ortsname
Dubrawa
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Haftarbeitslager Schwarze Pumpe”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-32001708 (Abgerufen: 24. März 2025)
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