Die vermutlich ersten Gebäude Kleffels in der Alten Marienstraße (ehemals auch Mühlenstraße) sind zwei Vierfamilienhäuser, die nicht in den gesamtplanerischen Kontext der Siedlung eingegliedert sind, aber dem Wohnhaustyp des weiter nördlich gelegenen Siedlungsbereichs entsprechen. Dieser besteht aus neun Mehrfamilienhäusern an der östlichen Seite der Mühlenstraße. Ursprünglich sah der Entwurf eine beidseitige Bebauung der Straße vor, die jedoch nicht realisiert wurde. Erst in den 1950er Jahren wurden die Siedlungshäuser an der gegenüberliegenden Straßenseite errichtet, wobei durch Aufgreifen der Idee Kleffels die beabsichtigte Platzbildung entstand.
Die wesentlichen Merkmale der Mehrfamilienhäuer aus den 1920er Jahren konnten trotz unterschiedlicher Sanierungsmaßnahmen bewahrt werden. Die Kubatur der villenartigen Gebäude mit Zwerchhäusern und Walmdächern ist in den meisten Fällen bauzeitlich erhalten. Überformungen sind an der Material- und Farbwahl auszumachen. Besonderes Augenmerk gilt den Nebengebäuden mit teilweise geschweiften Dächern, in denen sanitäre Anlagen, Waschküchen und Ställe für Kleinvieh untergebracht waren. Ihre Anbindung an die Hauptgebäude mittels Torbögen erinnert an die Bergmannsheimstätten-Siedlung in Senftenberg, die ebenfalls nach Plänen von Kleffel realisiert wurde. Zu erwähnen ist darüber hinaus ein in jüngerer Zeit entstandenes Wandbild mit einer Darstellung der Grube Ilse an der Ostfassade des Mehrfamilienhauses in der Alten Marienstraße 4.
Datierung:
- Erbauung: 1921-1923
Quellen/Literaturangaben:
- Hüter, Karl-Heinz: Der Siedlungsbau im Land Brandenburg vom Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Historische Studie und Dokumentation, Potsdam 1995, S. 124f.
- LBVS: Wohnsiedlungen der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts: Beispiele nachhaltiger Entwicklungen in der Lausitz, Cottbus 2004, S. 44.
- BLHA: 69 OTG Bergm 83, Bauvorhaben in Groß Räschen nach dem Eintritt der Gemeinde Groß Räschen in die Niederlausitzer Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH Bückgen, 1919.
- Ergebnisse des BA-Studienprojektes „Von Ansiedlungen und Umsiedlungen – Das städtebauliche Erbe des Lausitzer Braunkohlereviers“, Institut für Stadt- und Regionalplanung, FG Städtebauliche Denkmalpflege und Urbanes Kulturerbe, WiSe/SoSe 2022/2023, Betreuung: Svenja Hönig, Fabian Schmerbeck.
BKM-Nummer: 32001688
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)