Industriell ist der Muskauer Faltenbogen stark vom Bergbau geprägt. Der Abbau von Alaun, Tonen, Sanden und Braunkohle hat deutlich sichtbare Spuren in der Landschaft hinterlassen. Während z.B. Alaun bereits im 16. Jh. abgebaut wurde, setzte der Braunkohleabbau erst in der ersten Hälfte der 19. Jh. ein. Die Grube Vorwärts gilt als die älteste Braunkohlegrube im Muskauer Faltenbogen. Hier wurde ab 1843 Braunkohle abgebaut. Die entstehenden Gruben hatten Braunkohlevorkommen verschiedener Flözausdehnung und Mächtigkeit, was zu unterschiedlichen Laufzeiten der einzelnen Gruben führte. Aufgrund der stark verworfenen Lagerungsverhältnisse erfolgte der Abbau vorwiegend im kombinierten Tage- und Tiefbaubetrieb. Durch die geringe Breite des Flözaustritts in Oberflächennähe entstanden vorwiegend lang gestreckte, schmale Tagebaue, auf deren Sohle meist im Tiefbau Braunkohle gewonnen wurde. Die geomorphologische Form des Muskauer Faltenbogens wurde dabei durch die Rohstoffgewinnung gewissermaßen großräumig nachgezeichnet. Die einzelnen Gruben umfassten dabei Flächen von knapp 5 bis zu 280 ha und bestehen meist aus mehreren Mulden. Die Betriebszeit einer Grube setzt sich somit aus den Betriebszeiten der zu ihr gehörigen Mulden zusammen.
Im heutigen brandenburgischen Bereich des Muskauer Faltenbogens sind folgende Braunkohlegruben bekannt:
1. 'Gertrud' bei Jocksdorf (1868 bis 1905) Tage- und Tiefbau einschließlich eines in diesem Bereich gelegenen Kleinst-Tagebaus 'Jenny' (um 1880), der nicht eindeutig zuzuordnen ist
2. 'Franz' bei Klein Kölzig (1851 bis 1928) einschließlich 'Flora' bei Klein Kölzig (1864 bis 1895) Tage- und Tiefbau schließt die innerhalb dieser Grubenfläche gelegenen Gruben 'Woitzenteich I, II' und 'Hermann I, II' mit ein, ebenso Notkohlegrube 'Franz' bei Klein Kölzig (1947 bis 1952) Tagebau
3. 'Podluga' bei Klein Kölzig (1881) nur äußerst unbedeutender Abbau im Tagebau, im Tiefbau lediglich Schürfarbeiten
4. 'Felix' bei Bohsdorf (1851 bis 1934) Tage- und Tiefbau
5. 'Conrad' bei Groß Kölzig (1860 bis 1959/160) Tage- und Tiefbau
6. 'Providentia' bei Döbern (1864 bis 1934) Tage- und Tiefbau
7. 'Heinrich' bei Döbern (1857 - eventuell schon ab 1852? - bis 1860) Tage- und Tiefbau
8. 'Gotthelf' bei Eichwege (1871 bis 1876, 1887 bis 1916) Tage- und Tiefbau
9. 'Emilienglück' bei Eichwege (1891 bis 1894) Tiefbau
10. 'Julius ' ab 1949 'Vorwärts' bei Wolfshain (1843 bis 1959) Tage- und Tiefbau - ab 01.08.1949 leitungsmäßig als Betriebsabteilung dem Braunkohlewerk 'Conrad' angegliedert
11. 'Eichwege' bei Wolfshain (1947 als Notkohlegrube begonnen, 1948 bis 1960) Tagebau
12. Notzeit bei Wolfshain (1947 als Notkohlegrube begonnen, bis 1956) Tage- und Tiefbau und 'Fortschritt I, II' bei Wolfshain (1953 bis 1961) Tagebau - ab 01.10.1951 als Betriebsabteilung leitungsmäßig dem BKW 'Conrad' angegliedert
13. 'Anna' bei Reuthen (1867 bis 1888) Tage- und Tiefbau
14. 'August' bei Reuthen (1853 bis 1858) Tiefbau, später als 'Alexander' bei Reuthen (1869 bis 1872) Tiefbau, weitergeführt
15. 'Mathilde' bei Lieskau (1878 bis 1902) Tage- und Tiefbau
16. 'Guter Anfang' bei Lieskau (1864 bis 1869) Tagebau und Anfänge eines Tiefbaus
17. 'Elster' bei Horlitza (1899 bis 1909) Tage- und Tiefbau - Vorläufer: Mutung/Versuchsgrube 'Siegfried', 1855/1856, Mutung 'Adele' 1863, Mutung 'Elster' 1865
18. 'Lerche' bei Tschernitz (1920 bis 1925) Tagebau. (Schossig, S. 66/67).
Zahlreiche kleinräumige Tagebaurestseen, Tiefbaubruchfelder und Kippen zeugen vom Braunkohleabbau und vom Umgang mit den Landschaftsfolgen. Der Braunkohleabbau und die an diesen Prozess anschließende Veredelungsindustrie in Form von Brikettfabriken, gepaart mit dem Ausbau einer schienengebundenen Infrastruktur, wirkten sich auf die Erhaltung und die Neuansiedlung insbesondere von Glas- und Ziegelproduktionsstätten aus. So wurde die gewonnene Braunkohle sowohl als Rohkohle als auch brikettiert genutzt. Von 1865 bis 1985 wurde sie auch zur Generatorgasherstellung für die örtlichen Glaswerke eingesetzt. Nach der Aufgabe als Bergbaustandort hat sich allmählich ein touristischer Sektor etabliert, getragen durch Vereine, lokale Aktivitäten, Themenrouten und insbesondere durch die Aufnahme des Muskauer Faltenbogens in die Liste der UNESCO Geoparks 2015. Nicht zuletzt verfügt der Muskauer Faltenbogen über verschiedene Flächen, die als Naturschutzgebiete bzw. Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen sind.
Datierung:
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Quellen/Literaturangaben:
- Wolfgang Schossig, Manfred Kulke: Aus der Geschichte der Braunkohlengrube „Conrad“ bei Groß Kölzig. Cottbus 2006.
- Wolfgang Schanze: „Der Muskauer Faltenbogen – Vielfalt einer Landschaft“, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e. V. 2002, S. 27-38.
- Almut Kupetz, Manfred Kupetz (Hg.): Der Muskauer Faltenbogen. Wanderungen in die Erdgeschichte (24). München 2009.
BKM-Nummer: 32001105
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)