Die erste Phase endete bereits nach zehn Jahren der Kohleförderung auf Grube „Holm“, die auch zur Inbetriebnahme einer werkseigenen Brikettfabrik (Objektnr. 32000973) geführt hatte.
Die zweite Phase der Kohleförderung in der Region begann 14 Jahre später am 03.06.1898 mit der bergrechtlichen Anmeldung der Grube Volldampf. Eigentümer der Grube war Adolph Rechenberg. Er ließ zeitgleich zur Grube eine werkseigene Brikettfabrik (Objektnr. 3200012) westlich des Ortes Jehserig errichten. Außerdem wurden zwei Seilbahnen und eine Schmalspurbahn zur Versorgung der Brikettfabrik gebaut.
Anfangs erfolgte der Abbau der Braunkohle im Tagebauverfahren, ab 1900 wurde parallel dazu das Tiefbauverfahren angewandt. In dieser Zeit geschah ein Flözbrand, der vorübergehend den Tiefbauabbau zum Stillstand brachte. Teile des Grubenfelds wurden daraufhin in riskanten Tagebauen weiterhin abgebaut.
1903 wechselten Brikettfabrik und Grube in den Besitz der Gewerkschaft Merkur Braunkohlengrube und Brikettfabrik Drebkau, einer Tochtergesellschaft der Gewerkschaft Merkur Thal/Sachsen-Gotha mit Verwaltungssitz in Berlin. Fortan wurde das Bergwerk unter dem Namen Merkur geführt, der später auch namensgebend für die Ortschaft westlich von Jesehrig wurde.
Das Jahr 1909 stellte mit einem Absatz von zwei Mio. Ztr. Braunkohle das wirtschaftsstärkste Jahr des Bergwerks dar. 90 Prozent der Kohle wurden per Bahn über ein Anschlussgleis nach Drebkau transportiert. Die ungünstigen geologischen Gegebenheiten in der Region, insbesondere die Lagerungsverhältnisse, machten jedoch den Braunkohleabbau wirtschaftlich nicht wettbewerbsfähig. 1912 geriet der Betrieb in Konkurs und wurde an Rechtsanwalt Willy Abrahamson verpachtet, bevor schließlich die Stilllegung am 31.08.1912 erfolgte.
Die Gesamtfördermenge auf Grube „Merkur“ mit Kohlefeldern bzw. Schächten „Tiefbau“, „Merkur I, II und III“, „Göhrigk“, „Jehserigk I und II“ und „Papproth I und II“ betrug bis zum Konkurs 1912 etwa 3,9 Mio. t Braunkohle. Eine Besonderheit der Grube „Merkur“ war die Kohleförderung durch Pferde auf der dritten und fünften Sohle. In den 1920er Jahren gingen die Abbaurechte an der Braunkohle nach einer Zwangsversteigerung an die Eintracht AG, Welzow.
Noch heute sind in der Region verschiedene Relikte erhalten, die von der einstigen Bergbaugeschichte zeugen. Dazu zählen ein eindrucksvolles Bruchfeld am Südwestufer des Göhrigker Sees, Reste der Siedlung Göhrigk und Fragmente von Seilbahnen (z. B. zur Grube Merkur III und zur Anlage Tiefbau). Außerdem dokumentieren Bohrgestänge Verfüllungen von untertägigen Hohlräumen, die 2014 vorgenommen wurden.
Die Bergbaugeschichte in Steinitz-Göhrigk-Papproth dokumentiert die wirtschaftlichen und geologischen Herausforderungen des Braunkohleabbaus im Revier und die wechselnden Phasen von Erfolg und Niedergang, die die Entwicklung der Gruben geprägt haben.
Die ungünstigen Lagerstättenparameter in Steinitz-Göhrigk-Papproth verhinderten eine weitere Erschließung dieses Gebiets in den 1970er Jahren verhinderten.
Datierung:
- Abbau: 1874-1912
- Stilllegung: 1912
Quellen/Literaturangaben:
- Bergmanns-Verein zu Grube Merkur u. Umg. 1904 (Führung entlang des thematischen Wanderweges Altbergbau Göhrigk am 28.09.2021)
- Ausstellung im Steinitzhof (Besuch am 19.08.2021)
- Dieter Sperling und Wolfgang Schossig: Bergbau in der Lausitz. Ein Überblick, in: Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e. V. (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, Bd. 1, Cottbus 2017, S. 111f., S. 244.
- Dieter Sperling: Niederlausitzer Braunkohlenbergbau im 19. Jahrhundert. Findbuch Niederlausitzer Braunkohlengruben und bergrechtlicher Verleihungen, in: Förderverein Kulturlandschft Niederlausitz e. V. (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz, Bd. 5, Cottbus 2005, S. 171, S. 181, S. 191.
BKM-Nummer: 32000688
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)