Haltepunkt ehemalige Kohlebahn von Regis-Breitingen nach Meuselwitz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Haselbach (Thüringen), Regis-Breitingen
Kreis(e): Altenburger Land, Leipzig
Bundesland: Sachsen, Thüringen
Koordinate WGS84 51° 04′ 49,91″ N: 12° 25′ 33,3″ O 51,08053°N: 12,42592°O
Koordinate UTM 33.319.703,14 m: 5.661.932,34 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.529.951,92 m: 5.660.689,30 m
  • Haltepunkt der ehemaligen Kohlebahn von Regis-Breitingen nach Meuselwitz, Blick von Südosten.

    Haltepunkt der ehemaligen Kohlebahn von Regis-Breitingen nach Meuselwitz, Blick von Südosten.

    Fotograf/Urheber:
    Christian Schmidt
    Medientyp:
    Bild
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Das Objekt befindet sich etwa 50 Meter südwestlich des Bahnhofs Regis-Breitingen auf einer kleinen Anhöhe. Es handelt sich dabei um den letzten noch erhaltenen Haltepunkt einer Kohlebahn mit 900 mm-Spurbreite (Schmalspurbahn) auf sächsischer Seite des Bornaer Reviers.
Das Objekt besteht aus einem gepflasterten Bahnsteig zu tiefer liegenden Schienen mit 900 mm Spurbreite, die nach Süden bis zur Landesgrenze nach Thüringen führen. Darüber hinaus verfügt es über einen einfach konstruierten Unterstand aus Holz mit flachem Satteldach und Fensteröffnungen, die nur noch zum Teil verglast sind. Letzterer befindet sich in einem unsanierten Zustand.
Zu Beginn der industriellen Braunkohlenförderung lagen die verarbeitenden Fabriken zunächst noch in der Nähe der Gruben, sodass die Rohkohle auf kurzen Wegen mit Hilfe von Ketten- oder Seilbahnen zu ihrer Weiterverarbeitung transportiert werden konnte. Im Laufe der Zeit wanderten die Gruben jedoch weiter und entfernten sich zunehmend von den Standorten ihrer Veredelung und Verstromung. Für den Transport der Kohle aber auch des Abraumes wurde deshalb die Eisenbahn immer wichtiger. So entstanden im Mitteldeutschen Revier nach und nach große Werkbahnnetze. Im Leipziger Südraum entwickelten sich neben normalspurigen auch große schmalspurige Netze mit einer Spurweite von 900 mm. Diese Schmalspurbahnen eigneten sich vor allem aufgrund ihrer leichten Handhabbarkeit für den Einsatz in der Braunkohlenindustrie.
Das Streckennetz im Leipziger Südraum reichte von den Tagebauen Cospuden und Zwenkau im Norden bis in den Süden zu den Brikettfabriken und Veredelungsstandorten in Rositz und Meuselwitz. Angeschlossen waren alle Standorte der Braunkohlenwerke Regis-Breitingen und Borna, die karbochemischen Komplexe Böhlen und Espenhain sowie alle Industrie- und Großkraftwerke im Revier. Alle Tagebaue, bis auf den Großtagebau Espenhain, waren auf 900 mm Spurweite ausgerichtet und miteinander verbunden. Das Gruben- und Kohlebahnennetz des Leipziger Südraums bildete so das größte zusammenhängende Schmalspur-Netz in Europa. Es umfasste zur Zeit seiner größten Ausdehnung im Jahr 1989 726 Kilometer an Gleisen. Davon waren ca. 215 km rückbares Gleis innerhalb der Tagebaue und 511 km stationäres Gleis für die Kohlenverbindungsbahnen.
Mit der Stilllegung der Brikettfabriken, Kraftwerke und karbo-chemischen Anlagen in den 1990er Jahren wurde auch nach und nach das Schmalspurnetz der Kohlebahnen zurückgebaut. Dies umfasste hunderte von Kilometern an Gleisen als auch den Abbruch zahlreicher Brücken, Stellwerke, Tunnel, Schranken, Signalanlagen und Oberleitungen.
1999 endete schließlich die Geschichte der Gruben- und Kohleverbindungsbahnen im Leipziger Südraum. Heute erinnert neben einigen Brücken und Bahndämmen nur noch ein Teilstück von 15 km Länge an das einstmals größte schmalspurige Werkbahnnetz Europas. Dieses Teilstück der im Jahr 1942 in Betrieb genommenen Kammerforstbahn reicht heute von Regis-Breitingen in Sachsen bis nach Meuselwitz in Thüringen. Die Strecke diente ursprünglich dazu, die im Tagebau Waltersdorf gewonnene Rohbraunkohle direkt zu den Brikettfabriken in Haselbach und in Regis zu transportieren. Heute verkehrt dort an Wochenenden und Feiertagen eine kleine Touristen- und Ausflugsbahn, die durch den Meuselwitzer Verein Kohlebahnen e.V. betrieben wird. Der Verein unterhält darüber hinaus den Kulturbahnhof Meuselwitz als technisches Museum. Dort sind neben drei Dieselloks und einer E-Lok auch diverse Wagen als technische Denkmale zu besichtigen.
Der Holzbau mit Bahnsteig sowie das von dort aus Richtung Landesgrenze führende, etwa ein Kilometer lange Gleisstück sind bis heute die einzigen noch erhaltenen Zeugnisse des größten schmalspurigen Werkbahnnetzes in Europa auf sächsischer Seite und sind deshalb von herausragender industrie-, verkehrs- und technikgeschichtlicher Bedeutung.

(Christian Schmidt, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:
  • Erbauung: etwa 1940–1942

Quellen/Literaturangaben:
  • Barteld, Frank: Kohlebahnen im Bornaer Revier: Witznitz - Böhlen/Zwenkau - Espenhain. Berga/Elster 2011.
  • Barteld, Frank: Kohlebahnen im Meuselwitz-Rositzer Revier: Mumsdorf. Haselbach. Regis. Schleenhain. Berga/Elster 2013.
  • Berkner, Andreas/Pro Leipzig e. V. (Hg.): Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer. 3. Aufl., Leipzig 2016. S. 314-317.

Bauherr / Auftraggeber:



BKM-Nummer: 31200071

Haltepunkt ehemalige Kohlebahn von Regis-Breitingen nach Meuselwitz

Schlagwörter
Ort
Regis-Breitingen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Haltepunkt ehemalige Kohlebahn von Regis-Breitingen nach Meuselwitz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31200071 (Abgerufen: 28. März 2025)
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