Sie erinnert an den Widerstand der Bornaer Bergleute gegen den Kapp-Putsch, einem Umsturzversuch nationalistisch-reaktionärer Kräfte zwischen dem 13. und 17. März 1920 gegen die noch junge Demokratie der Weimarer Republik. Der Putsch wird vor allem von Teilen des Militärs, Freikorpsverbänden und Mitgliedern der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) getragen. Er scheitert aber schon nach wenigen Tagen am massiven Widerstand von Arbeitern, Angestellten und Beamten, die zum größten Generalstreik in der deutschen Geschichte aufrufen. Angesichts dieses massiven Widerstands geben die Putschisten am 17. März 1920 auf und ziehen sich zurück.
Im Leipziger Südraum sind es vor allem die Bergleute, von denen der Widerstand gegen den Kapp-Putsch getragen wird. In Borna bilden sie am 15. März 1920 einen Aktionsausschuss und fordern unter anderem den Sturz der Kapp-Regierung, die Entlassung und Amnestie von politischen Gefangenen und die Aufstellung bewaffneter Arbeiterwehren.
Am Nachmittag des 16. März 1920 findet eine Massenkundgebung der Arbeiterschaft auf dem Marktplatz statt. Dort wird zum Generalstreik im gesamten Revier aufgerufen und der Abzug der Reichswehr aus der Stadt gefordert. Die aufgebrachte Menge zieht im Anschluss zur Garnisonskaserne. Dort eskaliert die Situation und die Posten der Reichswehr eröffnen das Feuer auf die Demonstranten. Drei Arbeiter kommen dabei sofort zu Tode und eine Arbeiterin stirbt später an ihren Verletzungen.
Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, beschließt die Bezirksversammlung in Borna am 17. März 1920, eine Demarkationslinie um die Kaserne zu ziehen, die von der Reichswehr nicht überschritten werden darf und die Amtshauptmannschaft sowie der Stadtrat bemühen sich um einen umgehenden Abzug der Garnison aus Borna. Die Arbeiter führen ihren Streik fort, auch nachdem die Putschisten in Berlin längst aufgegeben haben. Die Lage in und um Borna spitzt sich immer mehr zu. Im Braunkohlenwerk Ramsdorf müssen Notstandsarbeiten durchgeführt werden, damit es vom aufsteigenden Grundwasser nicht zerstört wird. Bewaffnete Arbeiter patrouillieren innerhalb des Bezirks, halten Autos an und durchsuchen diese nach Waffen.
Am 20. März ruft die KPD mit einem Flugblatt zur Errichtung der Rätediktatur und zur Beseitigung der zurückgekehrten Reichsregierung in Berlin auf. Am gleichen Abend beschließt der Aktionsausschuss in Borna, die Entscheidung zum Abbruch des Generalstreiks einer Betriebsrätekonferenz der Arbeiterschaft zu überlassen. Letztere tritt am 21. März zusammen und lehnt einen Abbruch des Generalstreiks ab. Des Weiteren fordert die Konferenz, dass die Reichswehrtruppen aus Borna entfernt, die Streiktage bezahlt, die Waffen in den Händen der Arbeiterschaft belassen und Volkswehren unter Einbeziehung der Gemeindevertreter und Gemeindevorstände gebildet werden. Sollten diese Forderungen nicht erfüllt werden, würden alle Notstandsarbeiten in den Bergwerken am folgenden Tag eingestellt werden. Nach einer Urabstimmung proklamiert die Betriebsrätekonferenz den verschärften Generalstreik.
Ab dem 22. März werden die Notstandsarbeiten in allen Betrieben verweigert. In den Braunkohlenwerken Dora und Helene, Victoria und Neukirchen-Whyra verhindern bewaffnete Arbeiter deren Durchführung. In Breunsdorf und im Karlsschacht müssen vorübergehend Beamte eingesetzt werden, um die allernötigsten Arbeiten zu verrichten. In Regis gelingt es der örtlichen Betriebsleitung erst nach mehrstündigen Verhandlungen, die Belegschaft dazu zu bringen, dass die Beamten ungestört ihrer Beschäftigung nachgehen können. Im Laufe des Tages meldet das Ramsdorfer Werk, dass es bereits unter Wasser stünde und die Kesselmotoren dadurch zerstört werden könnten. Ein Vertreter der sächsischen Regierung und der Amtshauptmann versuchen, die Situation zu entschärfen und treten in Verhandlungen mit Vertretern der Bergarbeiter, die aber von ihren Forderungen nicht zurückweichen wollen. Erst als sich die Arbeitgeber am 23. März dazu bereit erklären, die Streiktage zu bezahlen, beschließen die Bergarbeiter, ihre Arbeit am Morgen des 24. März 1920 wiederaufzunehmen.
(Christian Schmidt, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1945–1985
Quellen/Literaturangaben:
- Förderverein des Museums der Stadt Borna e. V. (Hg.): Von Abtei bis Zwiebelhaus. Ein Lexikon zur Geschichte der Stadt Borna. Borna 2001, S. 69-70.
- Meyer, Roland: Denkmale im Kreis Borna. Borna 1985, o.S.
- Natsidis, Nikos: So lebte es sich in Borna vor 100 Jahren. In: Leipziger Volkszeitung. URL: https://www.lvz.de/lokales/leipzig-lk/borna/so-lebte-es-sich-in-borna-vor-100-jahren-IH7UHQYUUIWVF7RZHWCT25K
- Wiezorek, Rosemarie/Stelzner, Egon: Beiträge zum Kampf der Bergarbeiter des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers und des Bornaer Braunkohlenreviers gegen den Kapp-Putsch im März 1920. Freiberger Forsch
BKM-Nummer: 31200049