Braunkohlenwerk Herkules

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Zittau
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 50° 56′ 29,75″ N: 14° 53′ 31,38″ O 50,9416°N: 14,89205°O
Koordinate UTM 33.492.415,66 m: 5.643.335,72 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.492.550,17 m: 5.645.148,84 m
  • Das Braunkohlenwerk Herkules 1915 und 1935 (Kartengrundlage: Sächsische Landesbibliothek -Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 89: Hirschfelde, 1915 und Messtischblatt 89: Hirschfelde, 1935; Kartierung A. Prust, 2022)

    Das Braunkohlenwerk Herkules 1915 und 1935 (Kartengrundlage: Sächsische Landesbibliothek -Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 89: Hirschfelde, 1915 und Messtischblatt 89: Hirschfelde, 1935; Kartierung A. Prust, 2022)

    Fotograf/Urheber:
    Anja Prust
    Medientyp:
    Bild
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1905 übernahm die Gewerkschaft „Herkules“ das Grubenfeld des Gutsbesitzers Ernst Heidrich in Türchau (heute Turów/Polen) und begann einen Tagebau aufzuschließen. 1907 erfolgte die Umwandlung der Gewerkschaft in die „Braunkohlen-Aktiengesellschaft-Herkules“. Mit dem Erwerb neuer Grundstücke konnte der Tagebau erweitert werden. Eine 1.260 m lange Seilbahn führte zur Verladestation am Bahnhof Hirschfelde. 1907 begann man mit dem Bau einer Brikettfabrik – der späteren Brikettfabrik B – mit jeweils vier Pressen, Tellertrocknern, Dampfmaschinen und sechs Dampfkesseln. Die Inbetriebnahme erfolgte 1908. Der Ausbau der Anlage auf bis zu acht Brikettpressen wurde bereits bei der Planung berücksichtigt und schließlich final 1934 erreicht. Weitere Modernisierungen und Ausbauten folgten Mitte der 1920er Jahre. 1917 wurde das Unternehmen verstaatlicht und 1923 mit dem Kraftwerk Hirschfelde der neu gegründeten „Aktiengesellschaft Sächsische Werke“ (ASW) angeschlossen. Eine weitere Ausbauphase des Braunkohlenwerkes erfolgte 1937/1938 mit dem Bau einer zweiten Brikettfabrik mit zehn Pressen (Brikettfabrik A) und einer Schwelerei. In diese Zeit fällt auch der Beginn der Herstellung von Stadtgas zur Versorgung von Zittau. Die für die Schwelerei benötigten Briketts wurden in der Brikettfabrik C produziert, die ab 1939 auf dem Werksgelände errichtet wurde.
Unter dem Decknamen „Jakob II“ plante die „Aktiengesellschaft Sächsische Werke“ (ASW) im Rahmen des Mineralölsicherungsplans im südlichen Talausgang des Kemmlitzbaches eine Treibstoff-Destillieranlage, die ab 1944 durch die „Organisation Todt“ errichtet wurde, jedoch nie in Betrieb ging.
Das Braunkohlenwerk überstand das Kriegsende unbeschadet, jedoch wurde 1945 das Betriebsvermögen durch die SMAD beschlagnahmt. Die Tagebaugruben gingen 1946 in polnischen Besitz über und ein Großteil der technischen Anlagen wurde als Reparationsleistung demontiert. Die Kohlelieferungen aus der Grube Turów wurden nach einer vertraglichen Regelung bis 1982 garantiert. Der 1946 neu erschlossene Tagebau Berzdorf ergänzte die Versorgung des Werkes mit Kohle. 1946 wurde eine Nasspresssteinanlage in Betrieb genommen, die den Bedarf an Briketts decken sollte; erst 1948 war die Brikettfabrik B wieder einsatzbereit. 1949 erfolgte die Angliederung des Werkes an die Braunkohlenverwaltung Welzow, im Juli 1964 der Zusammenschluss des Braunkohlenwerkes Hirschfelde mit dem Tagebau Berzdorf zum „Braunkohlenwerk Oberlausitz“. Neben Kohle und Ferngas wurden auch Schwelkoks, Kohlenanzünder, Teer, Heizöl, Schwerbenzin, Leichtöl, Phenolatlauge und Acetol hergestellt.
Mit dem Bau neuer, produktiverer Veredelungsanlagen in Lauchhammer und Schwarze Pumpe wurde das Braunkohlenwerk Herkules (auch: Braunkohlenwerk Hirschfelde) nicht mehr benötigt. Die Brikettfabrik stellte am 01.12.1966 den Betrieb ein, die Einstellung der Gasproduktion folgte am 31.03.1968. Lediglich das Kraftwerk blieb bis 1992 am Netz. Das Werksgelände wurde vom „VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt“ übernommen. Zur Produktpalette gehörte ein sehr bekanntes Spülmittel, das auch heute noch am Standort produziert wird.

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1905–1968

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 1995–2000. 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 89: Hirschfelde, 1915. 2023.
  • —: Messtischblatt 89: Hirschfelde, 1935. 2023.
  • —: Messtischblatt 89/90: Hirschfelde und Weigsdorf, 1906. 2023.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • R. Franzke, Betriebsgeschichte Kraftwerk Hirschfelde 1911 bis 1992; Kraftwerk Hagenwerder 1958 bis 1997 (Hirschfelde 2008).
  • Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen AG Grubenbahn [Hrsg.], 1908 Beginn einer neuen Epoche des Braunkohlenbergbaus in der Region Zittau. Ein Jahrhundert in Bildern. Von Hartau über Hirschfelde bis Olbersdorf (Zittau 2008).
  • D. Kahl u. a., Braunkohlenverstromung im Lausitzer Revier. Die Geschichte der ehemaligen Braunkohlenkraftwerke. Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz 10 (Cottbus 2009).
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Braunkohlenveredlung in der Lausitz, Teil II (Ostsachsen). Wandlungen und Perspektiven 19 (Senftenberg 2011).
  • D. Sperling und W. Schossig, Wirtschaftsorganisation der Braunkohlenindustrie in der SBZ/DDR von 1945 bis 1990 (Cottbus 2015).
  • A. Walter, Erinnerungen an eine längst vergessene Industrieregion. Zum 100. Jahrestag der Inbetriebnahme der Brikettfabrik des BKW Herkules in Hirschfelde/Sa. im Jahre 2008 (Olbersdorf 2005).
  • Kraftwerk Hirschfelde: https://kraftwerk-hirschfelde.de/ (abgerufen 22.02.2023)
  • Historischer Hirschfelder Industriepfad

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100156

Braunkohlenwerk Herkules

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Zittau
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
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Keine Angabe
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„Braunkohlenwerk Herkules”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100156 (Abgerufen: 21. März 2025)
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