Unter dem Decknamen „Jakob II“ plante die „Aktiengesellschaft Sächsische Werke“ (ASW) im Rahmen des Mineralölsicherungsplans im südlichen Talausgang des Kemmlitzbaches eine Treibstoff-Destillieranlage, die ab 1944 durch die „Organisation Todt“ errichtet wurde, jedoch nie in Betrieb ging.
Das Braunkohlenwerk überstand das Kriegsende unbeschadet, jedoch wurde 1945 das Betriebsvermögen durch die SMAD beschlagnahmt. Die Tagebaugruben gingen 1946 in polnischen Besitz über und ein Großteil der technischen Anlagen wurde als Reparationsleistung demontiert. Die Kohlelieferungen aus der Grube Turów wurden nach einer vertraglichen Regelung bis 1982 garantiert. Der 1946 neu erschlossene Tagebau Berzdorf ergänzte die Versorgung des Werkes mit Kohle. 1946 wurde eine Nasspresssteinanlage in Betrieb genommen, die den Bedarf an Briketts decken sollte; erst 1948 war die Brikettfabrik B wieder einsatzbereit. 1949 erfolgte die Angliederung des Werkes an die Braunkohlenverwaltung Welzow, im Juli 1964 der Zusammenschluss des Braunkohlenwerkes Hirschfelde mit dem Tagebau Berzdorf zum „Braunkohlenwerk Oberlausitz“. Neben Kohle und Ferngas wurden auch Schwelkoks, Kohlenanzünder, Teer, Heizöl, Schwerbenzin, Leichtöl, Phenolatlauge und Acetol hergestellt.
Mit dem Bau neuer, produktiverer Veredelungsanlagen in Lauchhammer und Schwarze Pumpe wurde das Braunkohlenwerk Herkules (auch: Braunkohlenwerk Hirschfelde) nicht mehr benötigt. Die Brikettfabrik stellte am 01.12.1966 den Betrieb ein, die Einstellung der Gasproduktion folgte am 31.03.1968. Lediglich das Kraftwerk blieb bis 1992 am Netz. Das Werksgelände wurde vom „VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt“ übernommen. Zur Produktpalette gehörte ein sehr bekanntes Spülmittel, das auch heute noch am Standort produziert wird.
(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)
Datierung:
- 1905–1968
Quellen/Literaturangaben:
- GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
- —: DOP Sachsen. 2022.
- —: Historische DOP Sachsen 1995–2000. 2022.
- —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
- —: WebAtlasSN. 2022.
- Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 89: Hirschfelde, 1915. 2023.
- —: Messtischblatt 89: Hirschfelde, 1935. 2023.
- —: Messtischblatt 89/90: Hirschfelde und Weigsdorf, 1906. 2023.
- US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
- R. Franzke, Betriebsgeschichte Kraftwerk Hirschfelde 1911 bis 1992; Kraftwerk Hagenwerder 1958 bis 1997 (Hirschfelde 2008).
- Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen AG Grubenbahn [Hrsg.], 1908 Beginn einer neuen Epoche des Braunkohlenbergbaus in der Region Zittau. Ein Jahrhundert in Bildern. Von Hartau über Hirschfelde bis Olbersdorf (Zittau 2008).
- D. Kahl u. a., Braunkohlenverstromung im Lausitzer Revier. Die Geschichte der ehemaligen Braunkohlenkraftwerke. Beiträge zur Geschichte des Bergbaus in der Niederlausitz 10 (Cottbus 2009).
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Braunkohlenveredlung in der Lausitz, Teil II (Ostsachsen). Wandlungen und Perspektiven 19 (Senftenberg 2011).
- D. Sperling und W. Schossig, Wirtschaftsorganisation der Braunkohlenindustrie in der SBZ/DDR von 1945 bis 1990 (Cottbus 2015).
- A. Walter, Erinnerungen an eine längst vergessene Industrieregion. Zum 100. Jahrestag der Inbetriebnahme der Brikettfabrik des BKW Herkules in Hirschfelde/Sa. im Jahre 2008 (Olbersdorf 2005).
- Kraftwerk Hirschfelde: https://kraftwerk-hirschfelde.de/ (abgerufen 22.02.2023)
- Historischer Hirschfelder Industriepfad
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 31100156