1946 wurde infolge des allgemeinen Energiemangels die Wiederinbetriebnahme des inzwischen mit Wasser vollgelaufenen Tagebaus beschlossen. Die Stadtwerke Zittau, die dringend Rohbraunkohle für ihr Elektrizitätswerk benötigten, begannen 1947 mit der Entsümpfung und dem Wiederaufschluss; erst 1949 war die vollständige Trockenlegung abgeschlossen. Die Förderung erfolgte anfänglich per Hand im Schlitzschurrenbetrieb, der Transport erfolgte mit Pferdefuhrwerken bis das Anschlussgleis reaktiviert werden konnte. 1950 löste die Kettenbahnförderung die Haspelförderung ab. Auch der Abraum wurde bis 1955 im Handbetrieb auf die Außenhalde (heutige Grundbachhöhe) verbracht. 1956 wurde eine weitere Abraumhalde nordwestlich der Grube eingerichtet. 1961 waren die Elektrifizierung der Grube abgeschlossen, einige technische Großgeräte modernisiert und ein Antrag auf Erweiterung des Abbaus in den Baufeldern I und II initiiert. 1972 erfolgte dann die vollständige Verlagerung der Tagesanlagen von der Bergwerkstraße zur Südstraße nahe der Mandau. Mit der Eingliederung der Grube ins „Braunkohlenwerk Oberlausitz“ 1975 erfolgte der Aufschluss des Baufeldes III und die Umbenennung in „Tagebau Olbersdorf“. Zwischen 1977 und 1980 wurde der Grundbach verlegt; ab 1980 erfolgte eine erneute Modernisierung der Großgeräte und die Einführung von Bandanlagen für den Abraumbetrieb. In Vorbereitung für den geplanten Großtagebau Zittau-Süd erweiterte man das Abbaugebiet 1985 um das Baufeld IV. 1988 ging ein neues Braunkohle-Heizwerk in Betrieb, das neben den betrieblichen Anlagen und der Werksküche vor allem das Neubaugebiet Olbersdorf versorgte. 1989 erfolgte dann der Teilortsabbruch von Olbersdorf (Niederdorf), im Zuge dessen 1.228 Einwohner umgesiedelt wurden. Mit der politischen Wende folgte am 01.03.1990 der Beschluss zur Stillsetzung des Tagebaus, die final am 30.09.1991 vollzogen wurde.
Heute befinden sich auf dem ehemaligen Abbaugebiet der Olbersdorfer See und renaturierte Flächen (überwiegend Forst). Das Gebiet ist nahezu vollständig als geotechnischer Sperrbereich ausgewiesen. Im Zuge des Aufschlusses neuer Baufelder stieß man immer wieder auf Stollen und Schächte ehemaliger Tiefbaugruben aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts, so z.B. der „Neumann’schen Grube“ (= Glückauf-Schacht) unter Baufeld II oder das Bergwerk auf dem „Zeißigschen Bauerngut“, dass sich südlich des „Glückauf-Schachtes“ befunden haben soll.
Landinanspruchnahme (Tagebau 1910–1991): 298 Hektar; Rohkohleförderung (1908–1938 inkl. Tiefbau): 2,4 Millionen Tonnen; Rohkohleförderung (1947–1991): 18,9 Millionen Tonnen; Abraumbewegung (1947–1991): 23,5 Millionen Kubikmeter. Kartierung und Abbaustände gemäß LMBV.
(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)
Datierung:
- 1910–1991
Quellen/Literaturangaben:
- GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
- —: DOP Sachsen. 2022.
- —: Historische DOP Sachsen 1995–2004. 2022.
- GeoSN, dl-de/by-2-0: Historische DOP Sachsen 2006–2008. 2022.
- GeoSN, dl-de/by-2-0.: Historische Karten (TK25 ab 1990). 2022.
- —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
- —: Hohlraumkarte. 2022.
- —: WebAtlasSN. 2022.
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau. 2021.
- —: Digitale Kartierung: Tagebau-Abbaustände. 2021.
- Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 107: Zittau, 1910. 2022.
- —: Messtischblatt 107: Zittau, 1921. 2022.
- —: Messtischblatt 107: Zittau (Süd), 1933. 2022.
- —: TK (Äquidistantenkarte) Sachsen, Section Zittau, 1892. 2022.
- US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
- T. Fjodorova, D. Niedel und G. Peschke, Der Olbersdorfer See und sein Wasserhaushalt. In: Sächsische Heimatblätter 47 (2001), 242–250.
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Tagebau Olbersdorf (1910-1991) (Hoyerswerda 1999).
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Olbersdorf. Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven 27 (Senftenberg 2019).
- Söllner, Beschreibung des Braunkohlenbergbaues und der „Grube Glückauf“ in Olbersdorf/Sa. In: Grenzgau 2 (1925), 36, 37.
- M. Winter, Olbersdorf. Historisches über eine oberlausitzer Ortschaft (Olbersdorf 1987).
- A. Walter, Die Geschichte des Zugbetriebes und der Transport von Abraum und Kohle im Tagebau Olbersdorf 1910 - 1995 (Oybin 2001).
- Geoportal LMBV: https://lmbv.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=64068d71103d40a9a0a07f6b0682db1c (abgerufen 25.08.2022)
- Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien: Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan für den Tagebau Olbersdorf (Bautzen 1995): https://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de/braunkohlenplanung/sanierungsrahmenplanung/tagebau-olbersdorf/braunkohlenplan-als-sanierungsrahmenplan-fuer-den-tagebau-olbersdorf.html (abgerufen 25.08.2022)
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 31100134