Tagebau Olbersdorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Olbersdorf
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 50° 53′ 13,27″ N: 14° 46′ 11,86″ O 50,88702°N: 14,76996°O
Koordinate UTM 33.483.819,08 m: 5.637.286,34 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.483.950,19 m: 5.639.096,91 m
  • Tagebau Olbersdorf 1933 und 2022 (Kartengrundlage: Sächsische Landesbibliothek -Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 107: Zittau (Süd), 1933; GeoSN, dl-de/by-2-0.: DOP Sachsen 2022; Kartierung A. Prust 2021 nach Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau-Abbaustände. 2021)

    Tagebau Olbersdorf 1933 und 2022 (Kartengrundlage: Sächsische Landesbibliothek -Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 107: Zittau (Süd), 1933; GeoSN, dl-de/by-2-0.: DOP Sachsen 2022; Kartierung A. Prust 2021 nach Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau-Abbaustände. 2021)

    Fotograf/Urheber:
    Anja Prust
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Braunkohlenbergbau (Tiefbau und Tagebau). Bereits von 1908 bis 1913 wurde durch die „Olbersdorfer Braunkohlenwerke GmbH“ auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen der „Glückauf-Schacht“ angelegt und Braunkohle im Tiefbau gewonnen. 1910 ging man aus Rentabilitätsgründen in den Tagebaubetrieb über. Den Mangel an Arbeitskräften während des I. Weltkrieges versuchte man mit der Anstellung von Jugendlichen und Frauen auszugleichen; auch wurden russische Kriegsgefangene zum Dienst in der Grube zwangsverpflichtet. Hauptabnehmer der Braunkohle war das Elektrizitätswerk Olbersdorf, das ab 1917 über eine zwei Kilometer lange Seilschwebebahn mit der Sortieranlage der Grube verbunden war. 1919 folgte die Einrichtung eines Seilbahnabzweigs zum Bahnhof Olbersdorf-Oberdorf (auf Karte 1926, 1933) und der dortigen neuen Verladestation. 1926 kaufte das größte konkurrierende Unternehmen in der Region – die „Aktiengesellschaft Sächsische Werke“ (ASW), die bereits die Grube „Herkules“ (heute Turow) und das Kraftwerk Hirschfelde betrieb – das Elektrizitätswerk Olbersdorf auf und legte es, samt Seilbahnbetrieb, sofort still. Infolge des fehlenden Hauptabnehmers musste schließlich auch die „Grube Glückauf“ 1938 an die ASW verkauft werden. Noch im selben Jahr wurde die Förderung eingestellt und sämtliche Anlagen abgerissen.
1946 wurde infolge des allgemeinen Energiemangels die Wiederinbetriebnahme des inzwischen mit Wasser vollgelaufenen Tagebaus beschlossen. Die Stadtwerke Zittau, die dringend Rohbraunkohle für ihr Elektrizitätswerk benötigten, begannen 1947 mit der Entsümpfung und dem Wiederaufschluss; erst 1949 war die vollständige Trockenlegung abgeschlossen. Die Förderung erfolgte anfänglich per Hand im Schlitzschurrenbetrieb, der Transport erfolgte mit Pferdefuhrwerken bis das Anschlussgleis reaktiviert werden konnte. 1950 löste die Kettenbahnförderung die Haspelförderung ab. Auch der Abraum wurde bis 1955 im Handbetrieb auf die Außenhalde (heutige Grundbachhöhe) verbracht. 1956 wurde eine weitere Abraumhalde nordwestlich der Grube eingerichtet. 1961 waren die Elektrifizierung der Grube abgeschlossen, einige technische Großgeräte modernisiert und ein Antrag auf Erweiterung des Abbaus in den Baufeldern I und II initiiert. 1972 erfolgte dann die vollständige Verlagerung der Tagesanlagen von der Bergwerkstraße zur Südstraße nahe der Mandau. Mit der Eingliederung der Grube ins „Braunkohlenwerk Oberlausitz“ 1975 erfolgte der Aufschluss des Baufeldes III und die Umbenennung in „Tagebau Olbersdorf“. Zwischen 1977 und 1980 wurde der Grundbach verlegt; ab 1980 erfolgte eine erneute Modernisierung der Großgeräte und die Einführung von Bandanlagen für den Abraumbetrieb. In Vorbereitung für den geplanten Großtagebau Zittau-Süd erweiterte man das Abbaugebiet 1985 um das Baufeld IV. 1988 ging ein neues Braunkohle-Heizwerk in Betrieb, das neben den betrieblichen Anlagen und der Werksküche vor allem das Neubaugebiet Olbersdorf versorgte. 1989 erfolgte dann der Teilortsabbruch von Olbersdorf (Niederdorf), im Zuge dessen 1.228 Einwohner umgesiedelt wurden. Mit der politischen Wende folgte am 01.03.1990 der Beschluss zur Stillsetzung des Tagebaus, die final am 30.09.1991 vollzogen wurde.
Heute befinden sich auf dem ehemaligen Abbaugebiet der Olbersdorfer See und renaturierte Flächen (überwiegend Forst). Das Gebiet ist nahezu vollständig als geotechnischer Sperrbereich ausgewiesen. Im Zuge des Aufschlusses neuer Baufelder stieß man immer wieder auf Stollen und Schächte ehemaliger Tiefbaugruben aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts, so z.B. der „Neumann’schen Grube“ (= Glückauf-Schacht) unter Baufeld II oder das Bergwerk auf dem „Zeißigschen Bauerngut“, dass sich südlich des „Glückauf-Schachtes“ befunden haben soll.
Landinanspruchnahme (Tagebau 1910–1991): 298 Hektar; Rohkohleförderung (1908–1938 inkl. Tiefbau): 2,4 Millionen Tonnen; Rohkohleförderung (1947–1991): 18,9 Millionen Tonnen; Abraumbewegung (1947–1991): 23,5 Millionen Kubikmeter. Kartierung und Abbaustände gemäß LMBV.

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1910–1991

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 1995–2004. 2022.
  • GeoSN, dl-de/by-2-0: Historische DOP Sachsen 2006–2008. 2022.
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: Historische Karten (TK25 ab 1990). 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
  • —: Hohlraumkarte. 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau. 2021.
  • —: Digitale Kartierung: Tagebau-Abbaustände. 2021.
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 107: Zittau, 1910. 2022.
  • —: Messtischblatt 107: Zittau, 1921. 2022.
  • —: Messtischblatt 107: Zittau (Süd), 1933. 2022.
  • —: TK (Äquidistantenkarte) Sachsen, Section Zittau, 1892. 2022.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • T. Fjodorova, D. Niedel und G. Peschke, Der Olbersdorfer See und sein Wasserhaushalt. In: Sächsische Heimatblätter 47 (2001), 242–250.
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Tagebau Olbersdorf (1910-1991) (Hoyerswerda 1999).
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Olbersdorf. Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven 27 (Senftenberg 2019).
  • Söllner, Beschreibung des Braunkohlenbergbaues und der „Grube Glückauf“ in Olbersdorf/Sa. In: Grenzgau 2 (1925), 36, 37.
  • M. Winter, Olbersdorf. Historisches über eine oberlausitzer Ortschaft (Olbersdorf 1987).
  • A. Walter, Die Geschichte des Zugbetriebes und der Transport von Abraum und Kohle im Tagebau Olbersdorf 1910 - 1995 (Oybin 2001).
  • Geoportal LMBV: https://lmbv.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=64068d71103d40a9a0a07f6b0682db1c (abgerufen 25.08.2022)
  • Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien: Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan für den Tagebau Olbersdorf (Bautzen 1995): https://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de/braunkohlenplanung/sanierungsrahmenplanung/tagebau-olbersdorf/braunkohlenplan-als-sanierungsrahmenplan-fuer-den-tagebau-olbersdorf.html (abgerufen 25.08.2022)

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100134

Tagebau Olbersdorf

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Ort
Olbersdorf
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
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„Tagebau Olbersdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100134 (Abgerufen: 27. März 2025)
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