Tagebau Berzdorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Görlitz, Markersdorf, Ostritz, Schönau-Berzdorf a.d. Eigen
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 04′ 56,4″ N: 14° 56′ 8,18″ O 51,08233°N: 14,93561°O
Koordinate UTM 33.495.489,55 m: 5.658.982,79 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.495.625,14 m: 5.660.802,28 m
  • Tagebau Berzdorf 1978 und 2022 (Kartengrundlage: US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 [1978]. 2013; GeoSN, dl-de/by-2-0.: DOP Sachsen 2022; Kartierung A. Prust 2021 nach Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau-Abbaustände. 2021)

    Tagebau Berzdorf 1978 und 2022 (Kartengrundlage: US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 [1978]. 2013; GeoSN, dl-de/by-2-0.: DOP Sachsen 2022; Kartierung A. Prust 2021 nach Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau-Abbaustände. 2021)

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    Anja Prust
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Braunkohlenbergbau (Tagebau). 1830 wurde im Raum Berzdorf erstmals Braunkohle abgebaut. So wurde in den Gruben „Energieschacht“, „Wilhelm Schacht“, „August Schacht“ und „Englers Schacht“ bis 1860 im Tiefbau gefördert. Der Tuchfabrikant Ernst Geisler aus Görlitz vereinigte diese Gruben zum Feld „Gute Hoffnung“ und betrieb den Abbau bis 1901 in bis zu 30 m tiefen Schächten. 1915 erwarb die Stadt Dresden das „Grubenfeld Berzdorf“ und stellte ab 1917 auf Tagebaubetrieb um. Noch während der Aufschlussarbeiten wurde das Grubenfeld an die „Deutsche Petroleum AG“ in Berlin verkauft, die ab 1922 mit der Förderung begann. Ein Hochbunker, eine Sieb- und Verladeanlage wurden gebaut, der Transport mittels Kettenbahn eingerichtet. 1924 übernahm die „Aktiengesellschaft Sächsische Werke“ (ASW) das Grubenfeld, das nun in staatlichem Besitz war und Jahresfördermengen von bis zu 74.000 Tonnen erzielte. Infolge des zunehmenden Konkurrenzdrucks mit den Braunkohlewerken in Hirschfelde und in der Niederlausitz wurde der Betrieb am 02.04.1927 eingestellt; die Grube füllte sich innerhalb kürzester Zeit mit Wasser.
1946 schloss die „Arbeitsgemeinschaft des sächsischen Braunkohlenbergbaus, Grube (K) Berzdorf (LEB)“ den Tagebau wieder auf, denn der enorme Bedarf an Brennstoff nach Ende des Krieges musste gedeckt werden. Ab Juni 1946 konnte im Handbetrieb gefördert werden. Erst ein Jahr später wurde ein Eimerkettenbagger eingesetzt und der Transport mittels Dampflok mit Kastenkippern auf einer 900 mm-Spur eingerichtet. Der erste Schaufelradbagger kam 1953 zum Einsatz. Während die Kohle 1946 noch über eine Haspelanlage von der Grube zum Hochbunker transportiert wurde, erleichterte ab 1949 eine Seilbahn diese Arbeit. Mit dem Bau des Kraftwerkes Hagenwerder ab der 1950er Jahre – künftiger Hauptabnehmer – wurde der Tagebaubetrieb elektrifiziert und in den folgenden Jahrzehnten auf bis zu fünf Abbaufelder erweitert (Südfeld, Westfeld, Nordfeld I-III). Die Orte Berzdorf auf dem Eigen, Schönau auf dem Eigen und Deutsch-Ossig wurden teilweise devastiert; die Bergmannssiedlung Neuberzdorf wurde vollständig abgebrochen.
Mit dem Aufschluss des Nordfeldes ab 1969 erfolgte die Umstellung auf Bandbetrieb, denn die besondere Geologie des Berzdorfer Beckens erschwerte den Abbau, führte vielfach zu Rutschungen und verlangte nach den neuesten technischen Lösungen. Die Bandanlagen hatten beim Endausbau des Tagebaus über 37 km Länge; u. a. transportierte eine einspurige Schrägbandanlage die Rohbraunkohle direkt zum Kraftwerk Hagenwerder, das mit einer Leistung von 1.500 MW als eines der größten Braunkohlenkraftwerke Europas galt und täglich 50.000 Tonnen Kohle benötigte.
Mit der politischen Wende 1989/90 wurde das Kraftwerk neu bewertet, ein Weiterbetrieb galt jedoch aufgrund des Modernisierungsbedarfes als unwirtschaftlich, so dass im Zeitraum zwischen 1991 und 1997 die Werke I, II und III außer Betrieb genommen wurden. Der Bedarf an Braunkohle aus dem Tagebau Berzdorf brach somit ein. Am 28.12.1997 wurde auch der Tagebaubetrieb endgültig eingestellt. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH leitete den Rückbau und die Rekultivierung der Landschaft. Nach aufwendigen Arbeiten zur Verdichtung und Wiedernutzbarmachung wurde das Restloch von 2004–2013 geflutet; der so entstandene „Berzdorfer See“ ist heute der östlichste See Deutschlands. Teile der renaturierten Flächen im Süden des ehemaligen Abbaugebietes sowie kleinere Uferbereiche des Sees sind als geotechnischer Sperrbereich, als Gebiete mit unterirdischen Hohlräumen gemäß §8 SächsHohlrVO und als Gebiete mit Grubenbauen unter Bergaufsicht (nachrichtlich) ausgewiesen.
Landinanspruchnahme (1946–1997): 2.000 Hektar; Rohkohleförderung (1946–1997): 305 Millionen Tonnen; Abraumbewegung (1946–1997): 662 Millionen Kubikmeter. Kartierung und Abbaustände nach LMBV.

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1946–1997

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 1995–2000. 2022.
  • —: Historische Karten (Messtischblatt vor 1945). 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 ab 1990). 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
  • —: Hohlraumkarte. 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau. 2021.
  • —: Digitale Kartierung: Tagebau-Abbaustände. 2021.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • R. Dähnert, M. Illing und J. Nagel, Die Entwicklung des Tagebaues Berzdorf vom Aufschluß der Förderung bis zur Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft. In: Die Oberlausitz und Sachsen in Mitteleuropa 2003 (2003), 210–226.
  • Gesellschaft für Projektentwicklung, Tourismus und Technische Denkmale am Berzdorfer See - Menzel, Rafelt und Partner GbR [Hrsg.], 250 Jahre Braunkohlenbergbau in der Oberlausitz. Tagebau Berzdorf – Berzdorfer See (Görlitz 2004).
  • K. Krische, J. Neumann, Die technologische Entwicklung. Tagebau Berzdorf 1946–1955. Berzdorfer Hefte 1, hg. vom Verein Oberlausitzer Bergleute e.V. (Görlitz 2017).
  • K. Krische, J. Neumann, Die technologische Entwicklung zum Großtagebau Berzdorf 1956–1960, Berzdorfer Hefte 2, hg. vom Verein Oberlausitzer Bergleute e.V. (Görlitz o. A.)
  • K. Krische, J. Neumann, Umverlegung der Pließnitz. Geschichte der Werkbahn im Tagebau Berzdorf - Teil 1, Berzdorfer Hefte 3, hg. von Verein Oberlausitzer Bergleute e.V. (Görlitz 2022).
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Berzdorf. Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven 13 (Senftenberg 2014).
  • Geoportal LMBV: https://lmbv.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=64068d71103d40a9a0a07f6b0682db1c (abgerufen 25.08.2022)
  • Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien: Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan für den stillgelegten Tagebau Berzdorf (Bautzen 1998): https://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de/braunkohlenplanung/sanierungsrahmenplanung/tagebau-berzdorf/braunkohlenplan-als-sanierungsrahmenplan-fuer-den-stillgelegten-tagebau-berzdorf.html (abgerufen 25.08.2022)
  • Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien: Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan für den stillgelegten Tagebau Berzdorf - Teilfortschreibung (Bautzen 2022): https://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de/braunkohlenplanung/sanierungsrahmenplanung/tagebau-berzdorf/teilfortschreibung-zur-festlegung-der-grenze-des-bereichs-mit-originaerausweisungen.html (abgerufen 25.08.2022

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100133

Tagebau Berzdorf

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Ort
Schönau-Berzdorf a. d. Eigen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Tagebau Berzdorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100133 (Abgerufen: 19. März 2025)
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