Brikettfabrik Erika (Laubusch)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Lauta
Kreis(e): Bautzen
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 28′ 1,5″ N: 14° 07′ 49,17″ O 51,46708°N: 14,13032°O
Koordinate UTM 33.439.590,51 m: 5.702.127,13 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.439.702,31 m: 5.703.963,61 m
  • Brikettfabrik Erika (Laubsch) 1937 und das Verwaltungsgebäude 2022 (Kartengrundlage: Sächsische Landesbibliothek -Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 2618, neue Nr. 4550: Hohenbocka, 1937; Foto: M. Neubacher, LfD Sachsen 2022)

    Brikettfabrik Erika (Laubsch) 1937 und das Verwaltungsgebäude 2022 (Kartengrundlage: Sächsische Landesbibliothek -Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 2618, neue Nr. 4550: Hohenbocka, 1937; Foto: M. Neubacher, LfD Sachsen 2022)

    Fotograf/Urheber:
    Anja Prust
    Medientyp:
    Bild
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1914 wurde auf den Acker- und Weideflächen nördlich von Lauta der Tagebau „Erika“ durch die „Ilse-Bergbau AG“ aufgeschlossen, die bereits 1905 5.000 Hektar Land in dieser Region erwarb. Der Beginn des Ersten Weltkrieges führte zu einer Unterbrechung der Aufschlussarbeiten, die 1917 unter militärischer Kontrolle fortgeführt wurden. Bereits 1913 plante das Unternehmen auch den Bau einer Brikettfabrik mit eigenem Kraftwerk, der jedoch infolge des Ersten Weltkrieges erst ab 1917 realisiert werden konnte. Die Inbetriebnahme der Brikettfabrik „Erika“ – wie die gleichnamige Grube benannt nach der Tochter des Hauptaktionärs Dr. Erich Kunheim – erfolgte am 10.09.1919. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde die Grube „Erika“ als kriegswichtiger Betrieb eingestuft; dabei erfolgte auch der Einsatz von Kriegs-/Strafgefangenen und Zwangsarbeitern, die in Lagern in Lauta, Laubusch, Schwarzkollm (Lager nicht lokalisierbar) und Nardt untergebracht wurden. So waren beim Aufschluss der Grube und beim Bau der Brikettfabrik am 01.09.1917 u. a. 100 Strafgefangene und 102 Kriegsgefangene beschäftigt. Die Unterbringung erfolgte im Lager I Laubusch. Dienstverpflichtete Zivilarbeiter wurden im Lager II [zwischen Schneidemühle und heutiger August-Bebel-Straße] untergebracht. Für das Jahr 1943 sind 563 Kriegsgefangene und 243 Ostarbeiter verzeichnet, die im Tagebau und der Brikettfabrik zur Arbeit gezwungen wurden.
Schon im ersten Betriebsjahr wurden 20.376 Tonnen Braunkohlebriketts produziert. 1923 verfügte die Anlage über 12 Röhrentrockner, 13 dampfgetriebene Einstrangpressen und ein Kraftwerk mit einer Leistung von 8,4 MW zur Eigenversorgung des Betriebes. In den 1920er und 1930er Jahren baute man die technischen Anlagen weiter aus und erreichte 1938 mit 28 Pressen eine Tagesleistung von 2.900 Tonnen Briketts. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfolgte 1945 die Demontage aller Anlagen als Reparationsleistung für die Sowjetunion. 1948 begann der Wiederaufbau mit Anlagen aus dem Mitteldeutschen Revier (Tröbitz, Kausche, Hirschfelde, Zeitz). Noch im gleichen Jahr erfolgte am 15.12.1948 die Inbetriebnahme unter dem neuen Namen „Brikettfabrik Laubusch“. Weitere Ausbauten zur technischen Erneuerung wurden zwischen 1953 und 1968 realisiert. 1968 wurde das Werk dem „Braunkohlenkombinat ‚Glückauf‘ Knappenrode“ angeschlossen und im Oktober 1980 dem „Braunkohlenkombinat Senftenberg“ zugeordnet. Die benötigte Rohkohle stammte aus den Tagebauen Laubusch, Skado, Bluno, Bärwalde, Nochten und Meuro (Brandenburg, Lkr. OSL). Vom werkseigenen Kohlebunker zur Siebanlage Sabrodt bestand eine Gleisverbindung. 1988 wurde eine Jahresmenge von 2.025.000 Tonnen Briketts produziert. Zwecks Reduzierung der Emissionen wurden die technischen Anlagen 1990/1991 nochmals erneuert und die Brikettfabrik in eine Kapitalgesellschaft überführt (LAUBAG). Infolge des gesunkenen Kohleabsatzes war für den 31.03.1994 die Stilllegung der Brikettfabrik geplant, die nach einem Brand im Nassdienst am 27.11.1993 vorgezogen werden musste. Bis Oktober 1997 erfolgten Demontage- und Abbrucharbeiten, teilweise auch eine begrenzte Tiefenenttrümmerung und Bodensanierung. Lediglich das Kraftwerk, mit einer Gesamtleistung von 28,5 MW, blieb bis Juni 1995 am Netz. Das Verwaltungsgebäude ( (Obj.-Dok.-Nr. 09209728; LfD Sachsen) und das Turbinenhaus wurden unter Denkmalschutz gestellt – letzteres wurde nach einem Brand 1998 abgerissen. Heute befinden sich auf dem ehemaligen Fabrikgelände Grünflächen und ein Solarpark. Eine kleine Fläche ist als Gebiet mit unterirdischen Hohlräumen gemäß §8 SächsHohlrVO ausgewiesen. Das Verwaltungsgebäude mit der Waschkaue, die Werksküche, die Mechanische Werkstatt, Lehrlingswerkstätten und einige Wohnbaracken sind noch, teils baufällig, erhalten. Eine Gedenkstätte mit einem Hunt und vier halbierten Schwungrädern von Brikettpressen erinnert seit 27.11.1997 an die frühere Industrieanlage und die Grube „Erika“.

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1919–1993

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 1995–2004. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 2005. 2022.
  • —: Historische Karten (Messtischblatt vor 1945). 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 ab 1990). 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
  • —: Hohlraumkarte. 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 2618: Hohenbocka, 1924. 2022.—: Messtischblatt 2618, neue Nr. 4550: Hohenbocka, 1937. 2022.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • Gemeindeverwaltung Laubusch [Hrsg.], Leben und Arbeit im Wandel der Zeit (Laubusch 2000).
  • F. Knauth, Brikettfabriken der Lausitz. Förderverein Lausitzer Bergbaumuseum (Großenhain 1999).
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Brikettfabrik und Kraftwerk Laubusch (Grube Erika) 1913–1993 (Hoyerswerda 1998).
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Braunkohlenveredlung in der Lausitz, Teil II (Ostsachsen). Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven 19 (Senftenberg 2011).
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Erika/Laubusch. Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven 11 (Senftenberg 2015).
  • G. Meusel, 50 Jahre Kraftwerk Lauta 1918 - 1968. Festschrift anläßl. Des 50jährigen Bestehens im Sept. 1968 (Lauta 1968).
  • K. Scholz, Heimatbuch des Kreises Hoyerswerda (Bad Liebenwerda 1925). Digitalisat SLUB Dresden: http://digital.slub-dresden.de/id478349211 (abgerufen 06.07.2022).
  • D. Sperling und W. Schossig, Wirtschaftsorganisation der Braunkohlenindustrie in der SBZ/DDR von 1945 bis 1990. Förderverein Kulturlandschaft Niederlausitz e.V., Beiträge zur Geschichte des Braunkohlenbergbaus der SBZ/DDR Band 1 (Cottbus 2015).

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100091

Brikettfabrik Erika (Laubusch)

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Ort
Lauta
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Brikettfabrik Erika (Laubusch)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100091 (Abgerufen: 26. März 2025)
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