Lager des VAW Lautawerk

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Lauta
Kreis(e): Bautzen
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 26′ 52,61″ N: 14° 06′ 15,56″ O 51,44795°N: 14,10432°O
Koordinate UTM 33.437.758,28 m: 5.700.020,86 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.437.869,36 m: 5.701.856,48 m
  • Die Lagerstandorte südlich des Lautawerkes 1978 und im Jahr 2022 (Kartengrundlage: US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 [1978]. 2013; GeoSN, dl-de/by-2-0.: DOP Sachsen 2022; Kartierung A. Prust, 2022)

    Die Lagerstandorte südlich des Lautawerkes 1978 und im Jahr 2022 (Kartengrundlage: US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 [1978]. 2013; GeoSN, dl-de/by-2-0.: DOP Sachsen 2022; Kartierung A. Prust, 2022)

    Fotograf/Urheber:
    Anja Prust
    Medientyp:
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Das Lautawerk der Vereinigten Aluminium-Werke (VAW) wurde 1917 als Kriegsanlage zur rohstofflichen Autarkie gebaut und war einst größtes Tonerde- und Aluminiumwerk Europas – bestehend aus einer Aluminiumhütte, Elektrolyse, Tonerde-, Aluminiumoxid- und Elektrodenfabrik sowie einer Kalksandsteinfabrik. Mit Baubeginn 1917 wurde eigens für das Lautawerk auch ein Kraftwerk errichtet und der Tagebau Erika/Laubusch aufgeschlossen.
Als Kriegsanlage hatte das Lautawerk bei der Zuweisung von Zwangsarbeitern Priorität. Bereits für den Bau wurden nach Schätzungen 700–3.000 Kriegs- und Zivilgefangene (Briten, Franzosen, Russen, Italiener, Belgier) herangezogen. Auch während des Zweiten Weltkrieges galt das Lautawerk als kriegswichtiges Unternehmen. Der Einsatz von Zwangsarbeitern ist ab 1939 beim Ausbau des Werkes nachgewiesen und kann auch für den Siedlungsbau angenommen werden. Oftmals versorgte das Kriegsgefangenenlager Elsterhorst das Lautawerk mit Arbeitskräften.
Zur Unterbringung der Kriegsgefangenen, „Zuchthäusler“ und der Zwangsarbeiter im Rahmen des „Ausländer-Einsatzes“ 1940–1945 wurden auf dem Werksgelände die Lager I, II, IIIa, IIIb eine Kranken- und eine Isolierbaracke errichtet.
Lager III („Belgierlager“) wurde 1940 außerhalb des Lautawerkes als „Baulager“ bzw. als „Gemeinschaftslager der Gemeinde Lauta“ eingerichtet; die hier Internierten wurden auch zivilen Unternehmen in Lauta und Umgebung als Arbeiter vermittelt und vermehrt beim Siedlungsbau eingesetzt. Zum Lager gehörten elf Unterkunftsbaracken. Ein Barackenkomplex mit Funktionsräumen (Küche, Speisesaal, Büro des Lagerführers, ein Verkaufsraum) und ein Komplex mit Waschräumen und Aborten wurden bei Ausbauten 1943 hinzugefügt, ebenso ein Feuerlöschteich und eine Grünanlage mit Blumenbeeten. An der Bahnstrecke nahe Lager III wurde ein Begräbnisplatz für jüdische Zwangsarbeiter auf Befehl der SMAD nach Kriegsende aufgelöst; die Toten wurden auf den Friedhof Lautawerk-Süd umgebettet.
Im Lager I („Judenlager“) waren ab 1940 vornehmlich jüdische Häftlinge untergebracht. Im Frühjahr 1943 erfolgte die Auflösung und die Belegung mit polnischen Zwangsarbeitern. Laut Statistiken waren durchschnittlich 400 Personen im Lager interniert. Direkt angrenzend wurde ebenfalls 1940 das Lager II („Franzosenlager“) für französische und italienische Häftlinge eingerichtet.
Lager IIIa wurde erstmals 1942 mit „Ostarbeitern“ belegt, die man beim Bau der Elektrodenfabrik eingesetzte. Auch Kinder und Jugendliche waren hier untergebracht. Die Durchschnittsbelegung lag bei 900 Personen. Das Lager verfügte über eine große Anzahl an Holzbaracken auf engstem Raum und über ein Anschlussgleis an die Staatsbahnstrecke. Bei Luftangriffen auf das Lautawerk wurde Lager IIIa mehrfach beschädigt. Südöstlich angrenzend wurde Lager IIIb für sowjetische Kriegsgefangene genutzt, die aufgrund einer sehr schlechten Behandlung überwiegend nicht arbeitsfähig waren. Die Aufsicht im Lager hatten Wehrmachtsangehörige.
Zwischen den Lagerkomplexen I/II und IIIa/IIIb befanden sich eine Kranken- und eine Isolierbaracke, von denen letztere noch erhalten ist. Vom Gemeinschaftslager der Gemeinde Lauta (Lager III) ist ebenfalls eine Wirtschaftsbaracke in der Johann-Sebastian-Bach-Straße erhalten, die heute gewerblich genutzt wird; der Großteil des Geländes wurde neu bebaut. Das Areal der ehemaligen Lager IIIa/IIIb liegt heute brach.
Zwischen April 1940 und April 1945 wurden schätzungsweise 8.236 bis 10.236 Menschen zur Arbeit im Lautawerk gezwungen; eine Gesamtzahl von 6.615 Zwangsarbeitern gilt als gesichert. Für den Konzern VAW wird im selben Zeitraum eine Beschäftigung von 20.000–30.000 Zwangsarbeitern angenommen.

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1940–1945

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 2618, neue Nr. 4550: Hohenbocka, 1937. 2022.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • P. J. Belli, Das Lautawerk der Vereinigte Aluminium-Werke AG (VAW) von 1917 bis 1948. Ein Rüstungsbetrieb in regionalen, nationalen, internationalen und politischen Kontexten (zugleich ein Beitrag zur Industriegeschichte der Niederlausitz) (Münster 2012).
  • M. Pohl, A. H. Schneider, VIAG Aktiengesellschaft 1923-1998. Vom Staatsunternehmen zum internationalen Konzern (München/Zürich 1998) 204–206.
  • Stadtverwaltung Lauta (Hg.): 625 Jahre Lauta 1374-1999 (Lauta 1999).
  • I. Wirth, Zwangsarbeiter im ehemaligen Kreis Hoyerswerda. In: Neue Hoyerswerdaer Geschichtshefte 9 (2006), 20–33

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100090

Lager des VAW Lautawerk

Schlagwörter
Ort
Lauta, Stadt
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Lager des VAW Lautawerk”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100090 (Abgerufen: 27. März 2025)
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