1811 übernahm die Standesherrschaft Muskau durch Graf Hermann Ludwig Heinrich von Pückler das Bergwerk, der den Abbau förderte und maßgeblich zum Aufschwung des bisher eher verhaltenen Alaunbergbaus beitrug. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden mehrere Hütten, sieben Siedepfannen und eine Kristallisationspfanne beschrieben. 1857 wurden Alaun- und Braunkohlegruben am südöstlichen Abhang des Dorfes Berg (die braunkohlereiche Hauptgrube mit dem Gotthelfschacht), auf dem Plateau des Weinbergs und auf dem Hügelrücken südlich/südwestlich vom Muskauer Bad (mit Glückaufschacht) erwähnt. Der Hermannstollen verband die beiden letztgenannten unterirdisch; weitere Strecken verliefen über den Albrechtschacht, Idaschacht sowie die Schächte Bernhard, Carl und Ludwig.
Die Alaunerde wurde gewaschen, die Lauge über einem Gradierwerk durch Filtration konzentriert und anschließend in der Siederei eingedampft. Beim Abkühlen der Lauge schied sich das Alaun ab. Als Nebenprodukt wurde Glaubersalz gewonnen; eine Seifensiederei verwertete die Restlauge. Überdies verfügte das Werk auch über eine Vitriol- und Pottaschesiederei. Der anstehende Ton wurde ebenfalls abgebaut und an lokale Töpfereien und Pfeifenmacher veräußert. Die Eisenquellen, die beim Bergbau zutage traten, nutzte man im 1923 eingerichteten „Hermannsbad“ zu Heilzwecken. Für das Bad selbst wurde eine ehemalige Alaunhütte zum Kurhaus umgebaut.
Wohl ab 1819 erkannte man den Brennwert der Rohbraunkohle, die beim Bergbau mit anfiel. Die Holzvorräte in der Umgebung wurden bereits knapp, so dass der neue Brennstoff auch an andere Industrien verkauft werden konnte. Man suchte aktiv nach weiteren Kohlefeldern in der Nähe. Ein Betriebsplan aus den Jahren 1860/61 verzeichnet auch die Gruben „Gotthelf“ und „Friedrich“, die ebenso wie die Grube „Louise“ zu den frühesten Braunkohlegruben in der Region zählen.
Für das „Vereinigte Braunkohlen- und Alaunwerk Muskau“ lohnte der Abbau von Alaun bald nicht mehr, denn die chemische Industrie produzierte den Stoff mittlerweile synthetisch und sehr preiswert in industriellen Mengen. 1864/1865 wurde das Bergwerk stillgelegt; die Standesherrschaft als auch Privatunternehmer fokussierten vermehrt den Abbau der Kohleflöze.
Heute ist das Areal des ehemaligen Alaunbergwerkes – das im UNESCO-Weltkulturerbe „Muskauer Park“ liegt – bewaldet und teilweise als Gebiet mit unterirdischen Hohlräumen gemäß §8 SächsHohlrVO ausgewiesen. Am Nordrand des Badeparks lassen sich noch Halden im Gelände erkennen.
(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)
Datierung:
- 1573–1865
Quellen/Literaturangaben:
- GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
- —: DOP Sachsen. 2022.
- —: Historische Karten (Messtischblatt vor 1945). 2022.
- —: Hohlraumkarte. 2022.
- —: WebAtlasSN. 2022.
- Landesamt für Archäologie Sachsen: Preußisches Urmesstischblatt 4454 Muskau.
- Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 4454: Muskau, 1903. 2023.
- US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
- H. von Arnim, W. A. Boelcke, Muskau – Standesherrschaft zwischen Spree und Neiße (Frankfurt a. M. 1978).
- H. Heinze, H. Klein und S. Krabath, Muskauer Steinzeug. Handwerk und Industrie. Hg. vom Freundeskreis Historica Bad Muskau (Görlitz 2019).
- R. Pohl, Heimatbuch des Kreises Rothenburg O.-L. für Schule und Haus (Weißwasser O.-L. 1924).
- F. Tischer, Der Braunkohlenbergbau um Weißwasser und Muskau unter besonderer Beachtung des Eisenbahnwesens (Weißwasser 2017) 18–24.
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 31100067