Brikettfabrik „Grube Hermann“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Weißwasser / Oberlausitz
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 30′ 52,86″ N: 14° 38′ 51,04″ O 51,51468°N: 14,64751°O
Koordinate UTM 33.475.540,71 m: 5.707.121,19 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.475.666,84 m: 5.708.959,98 m
  • Brikettfabrik Grube Hermann (Kartengrundlage: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1922; Kartierung A. Prust 2022)

    Brikettfabrik Grube Hermann (Kartengrundlage: Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1922; Kartierung A. Prust 2022)

    Fotograf/Urheber:
    Anja Prust
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
1909 begann der Aufbau einer Brikettfabrik für die „Gräflich von Arnimschen Kohlewerke Weißwasser“ zur Verwertung der in den nahegelegenen Gruben abgebauten Staub- und Knorpelkohle. 1911 erfolgte die Inbetriebnahme der „Brikettfabrik Grube Hermann“ mit zwei Dampfmaschinen mit je 150 PS, einer Brikettpresse und einem Kesselhaus mit einem 50 m hohen Schornstein und vier Kesseln, die jeweils 100 Quadratmeter Heizfläche boten. Die Rohkohle wurde per Kohlebahn aus den benachbarten Gruben in/um Weißwasser, Halbendorf und Krauschwitz transportiert. Die gleichnamige Braunkohlegrube „Hermann“ war ab 1911 mittels einer 1.200 m langen Seilbahn mit der Separation verbunden; aus den Gruben „Caroline“, „Sophie“ und „Adolph“ sicherten Kettenbahnen den Transport. In den Jahren bis 1920 wurden zwei weitere Pressen installiert (1912 und 1921), eine zusätzliche Dampfturbine mit 600 PS beschafft und zwei neue Kessel in Betrieb genommen. Im Zeitraum von 1937 bis 1941 wurden Kesselhaus und Schornstein erneuert sowie ein neuer Nassdienst, ein Kohlebunker und ein Trockendienst mit fünf Pressen errichtet. Die veralteten Brikettpressen wurden gegen Zwillingspressen ausgetauscht und eine Vakuum-, Druck- und Imprägnieranlage für Grubenholz wurde errichtet. Infolge des Zweiten Weltkrieges musste die Produktion 1945 für einige Monate eingestellt werden. Kurz nach der Wiederinbetriebnahme zerstörte ein Brand am 13.12.1945 die Verladeanlage; eine provisorische Verladung wurde an der Kettenbahnbrücke eingerichtet. Im April 1946 erfolgte auf Befehl der SMAD die vollständige Demontage nahezu aller Anlagen als Reparationsleistung. Eine Brikettierung vor Ort war nicht mehr möglich. Ein kleiner Heizkessel wurde noch im gleichen Jahr zu Heizzwecken eingebaut. Der Neubau der Separation 1947 ermöglichte wieder den Landabsatz und den Weitertransport der Rohbraunkohle. Für diesen Bau wurden Anlagenteile der Grube „Alice“ genutzt. 1955 wurde der Separation eine Trockenpresse angegliedert. Die endgültige Stilllegung der Brikettfabrik erfolgte vermutlich mit dem Ende des Kohleabbaus auf den Trebendorfer Feldern 1968/69. Die Gebäude wurden zunächst als Heizwerk, später als Berufsschule nachgenutzt und schließlich 2006 vollständig abgebrochen. Heute ist nur noch ein langgestreckter Ziegelbau der Verladeanlage erhalten.

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1909–1968/69?

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 1995–2004. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 2005. 2022.
  • —: Hohlraumkarte. 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Landesamt für Archäologie Sachsen: Luftbilder 1950er/60er Jahre. 2021.
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1922. 2022.
  • —: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1945. 2022.
  • Stadtarchiv Weißwasser: Ortsplan Weißwasser 1985. 2021.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • M. C. Noack, Brikettfabriken im Lausitzer Braunkohlenrevier. In: Zwischen Großer Röder und Kleiner Spree: Geschichte, Natur, Landschaft, Heft 4, 2007, 40–51.
  • D. Sperling, Kleinstbetriebe des Braun- und Steinkohlenbergbaus in der SBZ/DDR 1945-1960. Vom Notkohlenbergbau zur örtlichen Industrie, Bd. 2. Beiträge zur Geschichte des Braunkohlenbergbaus in der SBZ/DDR (Cottbus 2015).
  • F. Tischer, Waldeisenbahn Muskau (Egglham 1993).
  • F. Tischer, Der Braunkohlenbergbau um Weißwasser und Muskau unter besonderer Beachtung des Eisenbahnwesens (Weißwasser 2017) 119–139.
  • M. Vette, J. Vette, A. Vette, Wer Weißwasser kennt,…Zur Geschichte von Verfassung, Landesplanung, Wirtschaft und Kultur einer Oberlausitzer Region (Werder/Havel 2005).

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100043

Brikettfabrik „Grube Hermann“

Schlagwörter
Ort
Weißwasser/O.L., Stadt
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-NC 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Brikettfabrik „Grube Hermann“”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100043 (Abgerufen: 27. März 2025)
Seitenanfang