Glashüttenwerk Hirsch, Janke & Co. („Bärenhütte“)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Weißwasser / Oberlausitz
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 30′ 51,24″ N: 14° 37′ 19,33″ O 51,51423°N: 14,62204°O
Koordinate UTM 33.473.772,74 m: 5.707.079,92 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.473.898,17 m: 5.708.918,68 m
  • Glashüttenwerk Hirsch, Janke & Co. (""Bärenhütte""), 1985 (Kartengrundlage: Stadtarchiv Weißwasser: Ortsplan Weißwasser 1985; Kartierung: A. Prust 2021)

    Glashüttenwerk Hirsch, Janke & Co. (""Bärenhütte""), 1985 (Kartengrundlage: Stadtarchiv Weißwasser: Ortsplan Weißwasser 1985; Kartierung: A. Prust 2021)

    Fotograf/Urheber:
    Anja Prust
    Medientyp:
    Bild
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1896 wurde das „Glashüttenwerk Hirsch, Janke & Co., Abteilung Malky, Müller & Co.“ (im Volksmund „Bärenhütte“ genannt) als sechste von elf Glashütten in Weißwasser gegründet. Die Inhaber waren bereits an den 1884 gegründeten „Glashüttenwerke Hirsch, Janke & Co.“ beteiligt. Mit der Produktionsaufnahme am 09.01.1897 wurden Trinkbecher und Beleuchtungsgläser gefertigt, später u. a. auch Wasserflaschen, Einweckgläser und Bleiglas. 1907 wurde der Betrieb auf 12 Häfen erweitert; auch eine Schleiferei, Gravier- und Guillochieranstalt, Malerei und Ätzerei gehörten zum Unternehmen. 1908 wurde ein weiterer Hafenofen in Betrieb genommen. Infolge wirtschaftlicher Probleme verkauften die Eigentümer die Glashütte 1920 an die niederländische Unternehmensgruppe „Philips/Eindhoven“. Das Werk wurde nochmals erweitert, die Produktpalette auf Hohlglas und Glüchlichtkolben konzentriert. 1928 wurde die „Luisenhütte“ übernommen – das Unternehmen, jetzt „Glasfabrik Weißwasser GmbH“, verfügte nun über mehr als 800 Beschäftigte und wurde in den Folgejahren stetig ausgebaut und modernisiert. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Zwangsarbeiter aus Polen, Holland, Tschechien, Frankreich, Russland und Ungarn beschäftigt. 300 zwangsverpflichtete Jüdinnen waren in einem Außenlager des KZ Groß-Rosen am Neuteichweg untergebracht. Im Februar 1945 wurden Teile der Produktion nach Thüringen und in den Raum Zwickau verlegt bis im September 1945 die Produktion in der „Bärenhütte“, jetzt unter treuhänderischer Verwaltung, wieder aufgenommen werden konnte. Mit dem Einsatz von Glasautomaten ab 1962 und weiteren Innovationen im Herstellungsprozess erreichte die Fertigung von Kelchgläsern in wenigen Monaten Stückzahlen von 2,5 Millionen. Daneben wurden außerdem Bleigläser, Vasen, Bowlen, Schalen, Teller und Wirtschaftsglas produziert. Nach einer Umstrukturierung der Glasindustrie 1969 war die „Bärenhütte“ ein Betriebsteil des „Kombinat Lausitzer Glas“, welches das Werk vom niederländischen Eigentümern gepachtet hatte und nun 1.100 Arbeiter beschäftigte. Bis 1987 wurden die Anlagen weiter modernisiert, u. a. mit computergestützten, vollautomatischen Maschinen und dem weltweit ersten Laser zur Glasdekoration aus der eigenen Entwicklungsabteilung. Mit der politischen Wende 1989/1990 wurde die Hütte ein Betriebsteil der „Lausitzer Glaswerke GmbH“. Im Februar 1992 übernahm ein privater Investor das Unternehmen, das nach Gesamt- und Zwangsvollstreckungen stillgelegt wurde. Nach dem Verkauf der Anlagen und Glasprodukte im Oktober 1998 erfolgte ab 2006 der Teilabriss. Heute befindet sich auf dem Areal der „Bärenhütte“ eine – teilweise Schadstoff-kontaminierte – Brachfläche mit Fundamentresten; von den ehemals circa 30 Gebäuden sind aktuell nur noch zwei Schornsteine aus gelbem Ziegel und drei Fabrikgebäude erhalten.

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1896–1998

Quellen/Literaturangaben:
  • Archiv Glasmuseum Weißwasser: Ortsplan Weißwasser 1932 (Hydrantenplan). 2021.
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 1995–2004. 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Landesamt für Archäologie Sachsen: Luftbilder 1950er/60er Jahre. 2021.
  • Ortsplan Weißwasser 1906 aus: F. Heider, Weisswasser in der Oberlausitz mit Muskau und Umgebung nebst Industrie in Wort und Bild (1908) S. 85.
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1903. 2022.
  • —: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1922. 2022.
  • —: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1945. 2022.
  • Stadtarchiv Weißwasser: Ortsplan Weißwasser 1985. 2021.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • Förderverein „Glasmuseum Weißwasser“ e.V., Glashütten in Weißwasser (2005).
  • F. Heider, Weisswasser in der Oberlausitz mit Muskau und Umgebung nebst Industrie in Wort und Bild (1908) 43–45.
  • H.-D. Marschner, Die Entwicklung der Glasindustrie in Weißwasser/Oberlausitz, Sächsische Heimatblätter 3 (2005) 254–261.
  • M. Schäfer, Maschinelle Stielglasfertigung in Weißwasser. Ein beitrag aus Sicht der Erzeugnisentwicklung 1962–1990. Schriftenreihe des Förderverein Glasmuseum Weißwasser e.V. (2014).
  • Der lange (Leidens)weg der Bärenhütte, in: Lausitzer Rundschau (06.11.2004): https://www.lr-online.de/lausitz/weisswasser/der-lange-_leidens_weg-der-_baerenhuette_-38997137.html (abgerufen 23.11.2021)
  • Bärenhütte bleibt weiter Brachfläche, in: Lausitzer Rundschau (31.07.2013): https://www.lr-online.de/lausitz/weisswasser/baerenhuette-bleibt-weiter-brachflaeche-34838188.html (abgerufen 23.11.2021)

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100034

Glashüttenwerk Hirsch, Janke & Co. („Bärenhütte“)

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Ort
Weißwasser/O.L., Stadt
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
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„Glashüttenwerk Hirsch, Janke & Co. („Bärenhütte“)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100034 (Abgerufen: 26. März 2025)
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