Braunkohlenwerk Frieden

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Groß Düben, Krauschwitz, Weißwasser / Oberlausitz
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 31′ 21,49″ N: 14° 38′ 8,07″ O 51,52264°N: 14,63558°O
Koordinate UTM 33.474.716,87 m: 5.708.009,50 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.474.842,67 m: 5.709.848,64 m
  • Restseen des Braunkohlebergbaus nordöstlich von Weißwasser (Foto: R. Heynowski, LfA Sachsen 2022)

    Restseen des Braunkohlebergbaus nordöstlich von Weißwasser (Foto: R. Heynowski, LfA Sachsen 2022)

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    Ronald Heynowski
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Braunkohlenbergbau (Tagebau und Tiefbau). 1908 wurde nördlich von Weißwasser die Grube „Hermann“ im Auftrag der Standesherrschaft Muskau aufgeschlossen. Nur ein Jahr später errichtete man die gleichnamige Brikettfabrik mit Verladeanlage. Mit der Gründung der „Gräflich von Arnimschen Kohlenwerke“ folgte 1911 der Bau einer 1.200 m langen Seilbahn zum Kohletransport und der Aufschluss der Grube „Caroline II“, die als Nachfolge für die Grube „Caroline I“ bei Gablenz geplant wurde. In beiden Gräflichen Gruben wurde Braunkohle in mehreren Mulden im Tagebau und Tiefbau abgebaut. 1921 wurde die Grube „Adolf“ aufgeschlossen, deren Mulden als Fortsetzung der Grube „Hermann“ mit dieser auch verbunden waren. Zwischen 1943 und 1945 beschäftigten die „Gräflich von Arnimschen Kohlenwerke“ u. a. französische Kriegsgefangene, Ostarbeiter sowie polnische und französische Zivilarbeiter. Während des Zweiten Weltkrieges gab es massive Wassereinbrüche in den Gruben, da die Pumpen aus Strommangel abgestellt wurden – der Abbau musste zeitweilig eingestellt werden. Im Juli 1945 konnte mit nur einem Schacht wieder gefördert werden. Im selben Jahr wurden die ehemals gräflichen Gruben nach Enteignung ihrer Besitzer der Stadt Weißwasser zur Verwaltung übergeben bis 1946 das „Braunkohlenwerk 'Hermann' Weißwasser“ gegründet wurde. Ab 1949 förderte das Werk unter dem Namen „Braunkohlenwerk 'Frieden' Weißwasser“ und war ab 1952 der Braunkohlenverwaltung Welzow unterstellt. In den Gruben „Caroline II“, „Hermann“ und „Adolf“ – nach der Verstaatlichung in „Anlage Ost“, „Anlage Mitte“ und „Anlage West“ umbenannt – wurde letztmals am Jahresende 1959 Kohle gefördert, denn der Aufschluss des Tagebaus „Trebendorfer Felder“, ebenfalls durch das BKW Frieden, benötigte alle verfügbaren Arbeitskräfte und versprach ergiebigere Fördermengen. Als sich 1968 die Braunkohlenwerke zu Kombinaten zusammenschlossen, wurde das BKW „Frieden“ schließlich dem „BKK 'Glückauf' Knappenrode“ unterstellt. Nach Enteignung der von Arnims 1945 wurde ein Teil der Grube „Caroline II“ der Gemeinde Krauschwitz übergeben, welche im Dezember 1947 zunächst sporadisch, dann zwischen Februar 1948 und Dezember 1951 im Tage- und Tiefbau Kohle für den Hausbrand in Krauschwitz und Umgebung abbaute (Notkohlenbetrieb). Von den ehemals Gräflichen Gruben und den Mulden des BKW „Frieden“ zeugen heute zahlreiche, eng aneinandergereihte Restseen und aufgeforstete Flächen. Das gesamte Areal ist als Gebiet mit unterirdischen Hohlräumen gemäß §8 SächsHohlrVO ausgewiesen. Fundamentreste der Tagesanlagen der Gruben „Hermann“, „Caroline II“ und „Adolf“ (Schachthäuser, Maschinenhäuser, Verladeanlagen, Winkelstationen, Bahnstromanlagen) sind noch vorhanden. Auch sind die massiven Landschaftseingriffe durch den Kohleabbau deutlich im Gelände zu erkennen; zahlreiche Tagesbrüche bilden sich noch heute. Kartierung gemäß LMBV.

Abbaugebiete: Grube Hermann/Anlage Mitte (Förderung 1908–1959) mit „Hermann-Mulde“ (Tagebau 1910–1933; Tiefbau 1912–1938), „Adolf-Mulde“ (Tagebau 1916–1932; Tiefbau 1925–1935), „Fichte-Mulde“ (Tagebau 1929–1934; Tiefbau 1930–1936), „Mulde IV“ (Tagebau 1933–1939; Tiefbau 1934–1959), „Mulde V“ (Tagebau 1937–1944; Tiefbau 1938–1958), „Erlen-Mulde“ (Tagebau 1936–1937; Tiefbau 1938), „Birken-Mulde“ (Tagebau 1943–1944; Tiefbau 1944, 1952–1959), „Alexandra-Mulde“ (Tagebau 1944–1948; Tiefbau 1944, 1950/51) und „Fabrikmulde“ (Tagebau 1950–1955; Tiefbau 1950/51).
Grube Caroline II/Anlage Ost (Förderung 1911–1959) mit „Mulde I“ (Tagebau 1913–1929; Tiefbau 1920–1947/1951?), „Mulde II“ (Tagebau 1928–1944; Tiefbau 1924–1959), „Mulde III“ (Tiefbau 1953–1958), „Mulde IV“ (Tagebau 1950–1952; dann Mülldeponie; Tiefbau 1959), und der „Nebenmulde“ (Tagebau 1935–1938). 1948 wurde durch die Gemeinde Krauschwitz die „Kommunales Wirtschaftsunternehmen (KWU) Gemeindegrube Krauschwitz“ gegründet, die bis 1951 als Notkohlegrube genutzt wurde; die Kohle wurde zu Nasspresssteinen verarbeitet.
Grube Adolf (Förderung 1921–1959) mit „Mulde I“ (Tagebau 1926–1928; Tiefbau 1927–1931), „Mulde II“ (Tagebau 1921–1936; Tiefbau 1927–1932), „Mulde III“ (Tagebau 1930–1934; Tiefbau 1932–1938), „Mulde IV“ (Tagebau 1934–1945; Tiefbau 1935–1945), „Mulde V“ (Tagebau 1932–1940; Tiefbau 1933–1940), „Mulde VI“ (Tagebau 1944–1951) und „Mulde VII“ (Tagebau 1951–1959; Tiefbau 1951–1956).

(Anja Prust, Landesamt für Archäologie Sachsen, 2023)

Datierung:
  • 1908–1959

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
  • —: Hohlraumkarte. 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Landesamt für Archäologie Sachsen: Luftbilder 1950er Jahre. 2021.
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau. 2021.
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: Karte des Deutschen Reiches, Blatt 369: Spremberg, 1908. 2022.
  • —: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1922. 2022.
  • —: Messtischblatt 2548: Weißwasser, 1945. 2022.
  • —: Messtischblatt 2549: Muskau, 1919. 2022.
  • —: Messtischblatt 4454/55: Muskau, 1945. 2022.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • Archivale Sächsisches Staatsarchiv, 40048 Preußisches Bergamt Görlitz, Nr. 1–196: Braunkohlenbergwerk Grube Hermann bei Weißwasser – Schwer- und Schwerstarbeiter, Nacht- und Langarbeiter.
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH [Hrsg.], Trebendorfer Felder/Nochten/Reichwalde. Lausitzer Braunkohlenrevier. Wandlungen und Perspektiven 16 (Senftenberg 2016).
  • H. Machurig, Braunkohlen-Bandtagebau Trebendorfer Felder im Muskauer Faltenbogen von 1959 bis 1969. Zeitzeugnisse eines Tagebautechnologen A.D. (o. A. 2022).
  • D. Sperling, Kleinstbetriebe des Braun- und Steinkohlenbergbaus in der SBZ/DDR 1945-1960. Vom Notkohlenbergbau zur örtlichen Industrie, Bd. 2. Beiträge zur Geschichte des Braunkohlenbergbaus in der SBZ/DDR (Cottbus 2015).
  • F. Tischer, Der Braunkohlenbergbau um Weißwasser und Muskau unter besonderer Beachtung des Eisenbahnwesens (Weißwasser 2017).
  • Geoportal LMBV: https://lmbv.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=64068d71103d40a9a0a07f6b0682db1c (abgerufen am 10.06.2022)
  • Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien: Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan für den stillgelegten Tagebau Trebendorfer Felder (Bautzen 2005): https://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de/braunkohlenplanung/sanierungsrahmenplanung/tagebau-trebendorfer-felder/braunkohlenplan-als-sanierungsrahmenplan-fuer-den-stillgelegten-tagebau-trebendorfer-felder.html (abgerufen 16.09.2022)
  • Regionaler Planungsverband Oberlausitz-Niederschlesien: Braunkohlenplan als Sanierungsrahmenplan für den stillgelegten Tagebau Trebendorfer Felder - Teilfortschreibung (Bautzen 2022): https://www.rpv-oberlausitz-niederschlesien.de/braunkohlenplanung/sanierungsrahmenplanung/tagebau-trebendorfer-felder/teilfortschreibung-zur-festlegung-der-grenze-des-bereichs-mit-originaerausweisungen.html (abgerufen 16.09.2022)

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31100023

Braunkohlenwerk Frieden

Schlagwörter
Ort
Weißwasser/O.L.
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
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„Braunkohlenwerk Frieden”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31100023 (Abgerufen: 16. März 2025)
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