Später werden wieder Mahlgänge installiert; für 1832 ist die Reparatur der Stampfmühle belegt. 1852 wird wegen der wechselnden Wasserverfügbarkeit eine Dampfmaschine installiert, die im Verbund mit der Wasserkraft arbeitet. 1882 gibt es drei amerikanische Mahlgänge, mit Spitzgang und Reinigungsmaschine, einen Schrotgang, eine Schneidemühle mit Vertikalgatter und Kreissäge. Der Müller hält Vieh, betreibt Milchverkauf und eine lohnende Brotbäckerei.
1916 brennen Teile der Mühle ab; der Wiederaufbau erfolgt 1917 als Brettmühle eines Baugeschäftes. Es wird eine Francis-Turbine (28 PS) und ein neues Sägegatter der Fa. Lein, Pirna eingebaut. Es wird die Schneidemühle, eine Kreissäge, eine Pendelsäge, eine Spundmaschine und eine Hobelmaschine betrieben.
Durch Kriegseinwirkungen und Brandstiftung werden 1945 Sägewerk, Baugeschäft, Wohnung und Nebengebäude zerstört. Nach der Enteignung 1948 wird die Mühle als KWU des Kreises Niesky und später durch den Rat der Gemeinde Sagar als kommunales Sägewerk betrieben, in den 1980er Jahren nur noch sporadisch.
1994 gründet sich ein Förderverein mit dem Ziel, das zwischenzeitlich ungenutzte und baufällige Sägewerk sowie das Gebäude des ehemaligen Gemeindeamtes als Museum einzurichten. Ein Teil der Arbeiten wird über ABM gefördert; ein sehr großer Teil sind Eigenleistungen.
In den folgenden Jahren werden viele in der Umgebung nicht mehr genutzte Gebäude abgetragen und auf dem etwa 1 Hektar großen Museumsgelände neu errichtet. Komplette Werkstatteinrichtungen und originale Maschinen der Holzbearbeitung, Papier- und Pappenherstellung, Stellmacherei, aus einer Schmiede und des regionalen Handwerks werden übernommen und in das Museum umgesetzt. Als Leihgabe der Stadt Weißwasser wird die Dampfmaschine aus dem von Arnimschen Sägewerk an der Berliner Straße eingebaut.
Ein Teil der Gebäude, die sich heute auf dem Gelände des Museums befinden, wurde, wie weiter oben schon beschrieben, vor dem Verfall gerettet und unter möglichster Verwendung von originalen Bauteilen hierher umgesetzt. Sie sind sämtlich Vertreter der baulichen Entwicklung für Handwerk und Gewerbe in der Region; ihre sowie die Rettung einer großen Zahl originaler Maschinen und Arbeitsgeräte stellt eine unschätzbare Leistung dar, die über weite Strecken im Ehrenamt erfolgte. Für einige zum großen Teil nicht mehr existente regionale Gewerbe und Industrien ist das Handwerks- und Gewerbemuseum der einzige Erinnerungsort, so für die ehemals umfangreiche keramische Industrie. Die aus Weißwasser stammende Dampfmaschine (DIVIS 09268911, BKM-Objekt 30800084) hat hier ebenfalls einen Platz gefunden.
Das Museum mit seiner großen Zahl von geretteten und translozierten Gebäuden, mit dem fest verbauten wie beweglichen Originalinventar ist technik-, wirtschafts- und sozialgeschichtlich von überregionaler Bedeutung.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung vor 1657
Quellen/Literaturangaben:
- Internetseite des Handwerks- und Gewerbemuseums Sagar
- Heinze, Helga; Klein, Holger; Krabath, Stefan: Muskauer Steinzeug – Handwerk und Industrie; Verlag Gunther Oettel 2019.
- Krauschwitz in Vergangenheit und Gegenwart
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Hans Bernhard
BKM-Nummer: 31000102