Bis 1921 waren Lokschuppen und Werkstatt der Kleinbahn im südlichen Vorfeld der Muskauer Papierfabrik untergebracht. Wegen der beständigen Netzerweiterungen waren eine Vielzahl von Erweiterungen und Anbauten erforderlich. Das Gelände reichte bald nicht mehr aus die Planung und der Bau einer eigenen Betriebszentrale wurde in Angriff genommen. Diese entstand in Sichtweite des Bahnhofes der Staatsbahn und wurde von dort auch mit einem Anschlussgleis versehen, welches Materialanlieferung und das Umladen von Wirtschaftsgütern vereinfachte. Der Waldbahnhof war nach Nord und Süd an die Görlitzer Straße angebunden.
Es entstanden ein vierständiger Lokschuppen, eine dreiständige Lokwerkstatt, eine Schmiede, Lokbehandlungsanlagen, eine Wagenhalle, eine Wagenwerkstatt, eine Wagenwaschhalle, ein Güterschuppen, ein Magazin, eine Tischlerei, ein Sozialtrakt, ein Verwaltungsgebäude mit Wohnung, Lagerplätze für Schwellen und Schienen, eine Trommel zur Kleineisenaufarbeitung sowie zwei Schuppen mit Gleisanschluss für die Kömag und die Muskauer Papierfabrik. Seit der Übernahme der WEM durch die DR galt der Waldbahnhof formal als Bahnbetriebswerk. Im Wesentlichen blieb dieser Zustand bis zur Betriebseinstellung unverändert. Nach 1978 wurden Gelände und Werkstätten durch die Deutsche Reichsbahn für die Reparatur von Elektrokarren, wie sie auf Bahnhöfen für den Gepäcktransport eingesetzt wurden, umgenutzt. Nach Nutzungsverlust in den 1990er Jahren verfielen die Gebäude zusehends. Nun in Privatbesitz verschiedener Eigentümer, wird das Gelände durch einen Schrotthandel, zu Wohnzwecken und für Werkstätten genutzt.
Die repräsentativsten Gebäude sind nach wie vor der Lokschuppen mit westseitig angebauter Schmiede, die Lokwerkstatt und das Verwaltungsgebäude. Dies drei Gebäude lassen klare Gestaltungsabsichten erkennen: Aus gelbem Klinker errichtet, bilden Lokschuppen, Schmiede und Werkstatt auch heute noch ein prägendes Ensemble. Mit einfachen Gestaltungsmitteln entsteht eine geschlossene Werksanlage: gleiche Dachneigung, auf eine Linie gesetzte Fronten, Klinkerrollschichten, Zweiergruppen von Stahlfenstern. Das Dach der Lokwerkstatt ist mittlerweile eingestürzt; das gesamte ehemalige Gleisfeld macht einen sehr desolaten Eindruck.
Leider ließe sich der ehemalige Waldbahnhof nur unter Schwierigkeiten in das heutige Konzept der Waldeisenbahn Muskau eingliedern: Er bildet nicht mehr den Betriebsmittelpunkt, die Entfernung zum betriebenen Netz beträgt 1,5 km, die Anlagen sind in Fremdbesitz. Die heutigen Betriebsanlagen sind seit den 1990er Jahren am damaligen östlichen Endpunkt Weißwasser der letzten noch betriebenen Strecke, der Tonbahn Mühlrose, entstanden.
Der ehemalige Betriebsmittelpunkt ist dennoch als wichtiges Zeugnis der Umwandlung der feudalen Standesherrschaft in einen aufstrebenden Industrieverbund, in privater oder öffentlicher Nutzung, unbedingt erhaltenswert.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung Verlagerung von der Papierfabrik Muskau
Quellen/Literaturangaben:
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Bauherr / Auftraggeber:
- Eigentümer: Gräflich Arnimsche Kleinbahn
BKM-Nummer: 31000100