Obersteigerhaus des ehemaligen Alaunwerkes, im Badepark

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Bad Muskau
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 32′ 15,33″ N: 14° 43′ 23,91″ O 51,53759°N: 14,72331°O
Koordinate UTM 33.480.809,99 m: 5.709.646,08 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.480.938,21 m: 5.711.485,93 m
  • Beamtenhaus wohl ursprünglich des Alaunbergewerkes, bau- und technikgeschichtlich sowie ortsgeschichtlich von Bedeutung

    Beamtenhaus wohl ursprünglich des Alaunbergewerkes, bau- und technikgeschichtlich sowie ortsgeschichtlich von Bedeutung

    Fotograf/Urheber:
    Tom Pfefferkorn
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Beamtenhaus wohl ursprünglich des Alaunbergewerkes, bau- und technikgeschichtlich sowie ortsgeschichtlich von Bedeutung

    Beamtenhaus wohl ursprünglich des Alaunbergewerkes, bau- und technikgeschichtlich sowie ortsgeschichtlich von Bedeutung

    Fotograf/Urheber:
    Tom Pfefferkorn
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Beamtenhaus wohl ursprünglich des Alaunbergewerkes, bau- und technikgeschichtlich sowie ortsgeschichtlich von Bedeutung

    Beamtenhaus wohl ursprünglich des Alaunbergewerkes, bau- und technikgeschichtlich sowie ortsgeschichtlich von Bedeutung

    Fotograf/Urheber:
    Tom Pfefferkorn
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Das sogenannte Obersteigerhaus ist Bestandteil der noch vorhandenen Gebäudegruppe im Badepark, dem Ort der frühesten Gestaltungsaktivitäten Pücklers. Zusammen mit dem Bergpark und seinem östlichen Pendant formt er die ästhetische Gestalt, und bildet den optischen Auftakt zur Gesamtheit der Pücklerschen Anlagen.

Das Gebäude hat seine Wurzeln wohl noch im 1864 geschlossenen Alaunwerk, welches vom gestalteten Parkareal durch einen geschlossenen Bretterzaun abgeschlossen war. Nach 1864 wird das Werk weitgehend abgebrochen. Das ehemalige Bergbaugelände wird durch den Park-inspektor Carl Eduard Petzold in den Park einbezogen und als Teil des Bergparkes gestaltet. Der Bereich westlich des Badehauses wird später als Wirtschaftshof des Moorbades genutzt.

Das Gebäude ist ein gut proportionierter und in seinen ablesbaren Veränderungen interessanter Vertreter der Bad-Ökonomie, als einfacher, jedoch gestalterische Mittel nicht entbehrender Klinkerbau mit zwei gründerzeitlichen Holzanbauten im Schweizer Stil und einer Vielzahl an erhaltenen Ausbauteilen.
Der eingeschossige Grundbaukörper (vor Aufstockung des Westteils) enthält wohl noch Bauteile aus Zeiten des Alaunwerkes. Dies müsste eine qualifizierte Bauforschung verifizieren. Wahrscheinlich ist, dass es sich immer um ein Verwaltungs- und/ oder Wohngebäude von einiger Bedeutung gehandelt hat.

Der ursprüngliche Ziegelbau hat 9 Achsen mit mittig sitzendem Eingang. Beide Gebäudeteile haben von einem etwa 40° geneigten Satteldach mit Biberschwanzdeckung. Über dem Ostteil wurde sie bereits erneuert. Es sind 5 teilweise mehrzügige Schornsteine vorhanden, von denen nicht mehr alle über Dach geführt sind. Das als Pfetten-/ Kehlbalkendach konstruierte Dach über der eingeschossigen Ostseite gehört wohl nach Dimensionierung, Bauart und Oberflächenbearbeitung der Konstruktionshölzer zum Originalbestand.

Das Gebäude ist auf der Südseite zu etwa 30 % teilunterkellert. Das Erdgeschoss liegt etwa 3 Stufen über Geländeoberkante. Es besitzt mit etwa 3 Metern auch die höchste Raumhöhe. Hier hat es Veränderungen der Lage und Größe der Fenster gegeben. Die ursprünglich regelmäßige Achsanordnung der Fenster ist anhand der abweichenden Machart und Farbe der Klinker zweifelsfrei festzustellen. Der auf der Südseite noch vorhandene Eingang mit zweiflügeliger Tür, Oberlicht und vorgelagerter Granittreppe hat den Baubefunden nach auf der Nordseite in gleicher Weise bestanden. Der Ostgiebel besitzt noch die überkommene symmetrische Fassadenteilung im Erd- und Dachgeschoss, der Westgiebel zeigt im Bereich der Aufstockung im 1. OG keine symmetrische Aufteilung; das DG ist wieder symmetrisch ausgeführt. Die beiden Anbauten des ausgehenden 19. Jh. Wintergarten und Vorhäuschen, sind qualitätvolle Zierfachwerkbauten mit Profilbrett- bzw. Laubsägefüllungen. Die ebenfalls vorhandenen zierlichen Sprossenfenster haben teilweise noch die originalen Farbverglasungen.

Die Fassaden bestehen aus Klinkern, im Bereich des ursprünglichen Erdgeschosses in einem warmen Orangeton. Umbauten und die Aufstockung erfolgten mit einem gelberen Ziegel, dessen optische Qualität nicht an den ursprünglichen Ziegel heranreicht. Insbesondere die Farbunterschiede der Brennstapelung treten bei den späteren Ziegeln deutlicher hervor. Dennoch entsteht ein recht einheitliches Bild mit gut ablesbaren Umbauspuren. Der Sockel, der die Trennung zwischen Keller- und Erdgeschoss markiert, springt geringfügig vor. Die Fenster sind hochrechteckig, an allen ursprünglichen Öffnungen des Erdgeschosses etwa im Verhältnis 1:1,5. Sie werden von scheitrechten, 1 1/2 Stein hohen, etwas erhabenen Ziegelstürzen überdeckt, die mit den als Rollschicht gemauerten Sohlbänken harmonieren. Bei der Aufstockung hielt man sich weitgehend an die vorhandene Optik; der gleiche Rhythmus wurde jedoch insbesondere auf der Südseite durchbrochen. Etwa die Hälfte der Fenster wurden in mehreren Abschnitten mit veränderter oder ohne Sprossung ersetzt. Im Falle der Elemente aus den 1970er Jahren wurden Rohbauöffnungen in Breite und Höhe verändert, was der optischen Qualität der Ansichten schadet. Dennoch sind eine Anzahl qualitätvoller Einfach- bzw. Kastenfenster mindestens der Umbauphase der 1920er Jahre erhalten in der ostseitigen Giebelstube wohl auch der Bauzeit mit sehr schönen Beschlagdetails sowie fassadenbündigen Winterfenstern. Als wichtiger Bestandteil der Nutzungsgeschichte sollten die russischen Fassadenaufschriften auf der Südseite wie auch an Teilbereichen der Innenwände erhalten werden.

Eine Besonderheit ist die im Keller austretende Eisenvitriolquelle, wie die rotbraunen Ablagerungen zeigen. Sie ist derzeit nicht genutzt und wird abgepumpt.

Nach derzeitigem Kenntnisstand sind zwei größere Umbauphasen wahrscheinlich: Die erste um 1890 mit teilweise veränderter Raumaufteilung, dem Wintergarten auf der Westseite und dem zusätzlichen Eingang mit Vorhäuschen an der Südostecke. Der zweite wesentliche Umbau erfolgte in den 1920er Jahren mit der Aufstockung des Westteils mit Einbau einer weiteren Wohnung. Damit einher ging die Veränderung der Zugangssituation zum OG. Nach 1945 waren wohl, wie zahlreiche russische Inschriften auf Außen- und Innenwänden zeigen, Teile der sowjetischen Kommandantur in dem Gebäude untergebracht. In der Folge wurde es bis in die 2000er Jahre hinein als Wohngebäude genutzt, wofür nochmals einige Umbauten erfolgten. Die vorläufige Datierung um etwa 1850 ist wegen des ursprünglichen Baukörpers in klassizistisch zu nennender Proportionierung zu hinterfragen. Architekten für die Bau- und Umbauphase(n) sind nicht bekannt.

Das Gebäude steht auf einer wenig differenzierten Rasenfläche. An der Nord-, Ost- und Westseite wird das Gebäude in etwa drei Meter Abstand von einer übermannshohen Hainbuchenhecke umgeben, die eher unmotiviert erscheint und nicht zur Integration in die Parklandschaft beiträgt. Auf der Südseite steht in etwa 5 Meter Abstand parallel ein Wirtschaftsgebäude, welches das Waschhaus, Lager- und Kohleschuppen beherbergte. Dieses hat eine gewisse Bedeutung sowohl für die räumliche Struktur als auch für das Verständnis der Sachgesamtheit des Badeparks. Es ist von einfacher Bauart aus unterschiedlichen Ziegelformaten halb- bis einsteindick gemauert (Bauphasen) und ist und von einem Satteldach überdeckt. Die Freistellung des Obersteigerhauses ließe wegen seiner einfachen, aber doch gut proportionierten Fassaden keine negativen Wirkungen für den Park befürchten im Gegenteil, sie trägt zu einer angemessenen Neuordnung und Aufwertung bei.

Der Bauzustand des Obersteigerhauses ist als genügend zu bewerten. Neben baulichen Desideraten besteht latente Einbruchgefahr durch ungenügend gesicherte Öffnungen. Das Klinkermauerwerk ist solide, ein großer Teil der Altfenster wird als reparaturwürdig eingeschätzt.

Als noch vorhandenes Gebäude der ehemaligen Ökonomie und evtl. bereits Bestandteil des Alaunwerkes ist das Gebäude des Obersteigerhauses als schützenswert einzustufen. Sowohl als Vertreter der ehemaligen technischen Infrastruktur, das auf die Bergbaugeschichte des Areals hinweist, als auch wegen seiner architektonisch-baulichen Qualitäten besitzt es einen hohen Zeugniswert. Die Ästhetik der verwendeten Baustoffe aus lokal erzeugten Ziegeln und auch wegen seines großen Bestandes an historischen, qualitätvollen Ausbauteilen besitzt es einen hohen Originalitätswert. Es ist damit von technik- und sozialgeschichtlicher sowie von ortsgeschichtlicher Bedeutung.

(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • --

Quellen/Literaturangaben:
  • Architektengemeinschaft Milde + Möser, Bearb. Tom Pfefferkorn, Denkmalpflegerische Zielstellung Badepark Bad Muskau.

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 31000087

Obersteigerhaus des ehemaligen Alaunwerkes, im Badepark

Schlagwörter
Ort
Bad Muskau
Alternativer Ortsname
Muzakow
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-NC 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Obersteigerhaus des ehemaligen Alaunwerkes, im Badepark”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31000087 (Abgerufen: 20. März 2025)
Seitenanfang