Die Komposition der Baukörper ist wohl unter weitgehendem Schutz der Parkanlage entstanden Architekt Demkopf, der auch den Umbau des Kulturhauses der Chemiearbeiter Weißwasser (des Volkshauses) plante, hat diese Forderung selbst aufgestellt.
Die auf der Westseite des Geländes befindliche Gärtnerei Blam, ehemals zur Villa gehörig, ist im Lageplan zum Schulneubau noch verzeichnet.
Die offenbar durch Kriegseinwirkungen beschädigte Villa wird umgebaut und, zwischen Schule und Ofenhaus gelegen, funktional/ optisch in das Ensemble integriert. Seit 1951 sind erste Entwürfe für eine Glasmacherschule nachweisbar. 1952 begannen die Investitionsvorbereitungen für den Bau. Der nördliche Hauptbaukörper des Internats mit Aula nimmt den ehemals bestehenden spitzen Winkel zwischen Bautzener und Berliner Straße auf. Durch die Neubauten der 1970er Jahre wird die ursprüngliche Situation beschädigt sie stehen zu nah an der Westseite der Schule; die zur Erschließung eingefügte Rosa-Luxemburg-Straße und die nach Norden verlegte Berliner Straße verunklaren die städtebauliche Situation.
Ende 1954 erfolgte die Übergabe von Schulgebäude, Internat und Schmelzlabor-Gebäude an die Nutzer. Die Betonplastik „Kollegen bei der Glasschmelze vor dem Hauptportal war Bestandteil der ursprünglichen Planung; im Juli 1955 wurde sie aufgestellt. Sie wurde von den Bildhauern Walter Bullert (Potsdam) und Hans Klakow (Brieselang) geschaffen.
Am 01. Mai 1957 wurde der glastechnischen Bildungseinrichtung der Status einer Ingenieurschule verliehen. Ab 1965 wurden Ingenieurökonomen und ab 1970 Ingenieure für Automatisierungstechnik ausgebildet. 1992, nach dem faktischen Ende der Ausbildung von Ingenieuren im Glas- und Automatisierungsbereich, wurde die Schule in das Berufliche Schulzentrum Weißwasser umstrukturiert, der Schulbetrieb jedoch bis 2006 in Teilschritten an den Standort Jahnstraße verlegt.
Der Entwurf und die Gebäudekomposition sind, bei einem eher zurückhaltenden Äußeren als gelungen und durchdacht zu bezeichnen es spricht für sich, dass seit der Erbauungszeit nur minimale Umbauten vorgenommen wurden. Einige Klassenräume sind hörsaalartig nach hinten ansteigend gestaltet. Das Internat besteht fast durchweg aus Einheiten für zwei Studierende, die sich neben zwei separaten Schlafräumen in ein Arbeitszimmer teilen. Diese Räume sind mit original überlieferten Einbaumöbeln ausgestattet, die unbedingt schutzwürdig sind, ebenso wie die durchweg erhaltenen, originalen Kastenfenster und Zimmertüren sowie Ortterrazzobeläge in Teilbereichen. Bis auf wenige statische Risse und einigen Reparaturstau im Dachbereich befindet sich das Gesamtgebäude in einem guten baulichen Zustand. Das ehemalige Laborgebäude wurde privatisiert und gehört nicht mehr zum Gebäudebestand.
Die Ingenieurschule für Glastechnik kennzeichnet einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte von Weißwasser als zentrale Schule für Glasingenieure besitzt sie eine sozial- und industriegeschichtliche sowie örtliche und überörtliche Bedeutung. Mit dem Blick auf Architekturgeschichte der DDR ist sie ein sehr wichtiger Vertreter des Schulbaus nach dem zweiten Weltkrieg und hat überdies am Standort eine wichtige städtebauliche Funktion.
(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1953-1954
Quellen/Literaturangaben:
- Bauakten der Stadt Weißwasser
- Glasfachschule. Alte Zeiten/Neue Seiten; Weißwasser und Umgebung (foto-von-oben.eu)
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Fachschule für Glastechnik Weißwasser
- Entwurf: Josef Demkopf (Architekt)
BKM-Nummer: 31000079