Gräflich von Arnimsche Dampfziegelei

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Weißwasser / Oberlausitz
Kreis(e): Görlitz
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 30′ 29,84″ N: 14° 38′ 27,34″ O 51,50829°N: 14,64093°O
Koordinate UTM 33.475.080,46 m: 5.706.412,03 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.475.206,42 m: 5.708.250,53 m
  • Abstellhalle der Waldeisenbahn: Ursprung Trockenhalle der Dampfziegelei Weißwasser

    Abstellhalle der Waldeisenbahn: Ursprung Trockenhalle der Dampfziegelei Weißwasser

    Fotograf/Urheber:
    Tom Pfefferkorn
    Medientyp:
    Bild
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Die erste Strecke der Gräflich von Arnimschen Kleinbahn wurde 1895 eröffnet. Die Bahn entstand in dem Bestreben, die natürlichen Vorkommen der von Arnimschen Besitzungen (Holz, Kohle, Glassand, Ton) effektiv zu nutzen und die verarbeitenden Betriebe zu vernetzen. In der Folge entstand eine große Zahl von Strecken (Nr. 1-6) nach Weißkeißel, Pechern, Krauschwitz, zur Muskauer Papierfabrik, nach Köbeln, Tzschelln, Ruhlmühle und zum Jagdschloss, die laufend den wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst wurden. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung umfasste das Streckennetz über 80 km. Auch nach Enteignung der Grafen und Reparationen 1945 bildete sie bis in die 1960er Jahre hinein das Rückgrat der Kohleabfuhr aus den Weißwasseraner und Halbendorfer Gruben sowie der Zufuhr von Ton zur Ziegelei Weißwasser. Nach der Stilllegung der Bahn im März 1978 wurde die Tonbahn noch bis 1991 als Werkbahn der Ziegelei weiterbetrieben.
Seit den 1980er Jahren bemühte sich ein Verein unter dem Dach des damaligen Deutschen Modelleisenbahnverbandes der DDR im ehrenamtlichen Engagement um den Schutz und die Erhaltung von Sachzeugen der WEM. Zuerst das Gelände der Ziegelei Weißwasser nutzend, wurden über viele Zwischenstufen und nach 1990 mit Unterstützung des Landkreises (in der jeweiligen Verwaltungsstruktur) Sachzeugen gerettet, Betriebsanlagen und ehemals betriebene Strecken wiederaufgebaut und touristische Verkehre organisiert. In den vergangenen 30 Jahren hat sich die WEM neben der aktiven Erhaltung, Restaurierung und Bewahrung des betriebsfähigen und damit lebendigen Denkmals zu einem aus der Region nicht wegzudenkenden Touristenmagneten entwickelt.
Als Strecken der ehemaligen Industriebahn mit 600 mm Spurweite werden heute betrieben:
1.Ziegelei Weißwasser Turm am Schweren Berg
2.Abzweig nach Kromlau Bahnhof Kromlau
3.Brikettfabrik Weißwasser Bad Muskau Badepark
Die obigen Strecken sind im Objekttext „WEM 31000077“ im Detail beschrieben. Die historische Trassenführung zum Bahnhof Weißwasser, die am ehemaligen Ziegeleigelände vorbeiführt, bis zum ehem. Gleisanschluss an die Regelspurstrecke Görlitz - Berlin ist durch den Denkmalstatus ebenfalls gesichert.

Die Abstellhalle der ehemals Gräflichen Dampfziegelei Weißwasser ist das letzte bauliche Zeugnis einer einhundertjährigen Ziegelfabrikation, die beispielhaft für die Entwicklung vieler Betriebe im 20. Jahrhundert steht: Als in feudalem Besitz befindlicher, kapitalistisch organisierter Betrieb wurde die Dampfziegelei bis 1945 laufend erweitert und veränderten wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst. Nach dem Zweiten Weltkrieg zuerst als Kommunales Wirtschaftsunternehmen der Stadt und des Kreises geführt, erfährt die Ziegelei bis 1990 weitere Technologieverbesserungen und Erweiterungen, bis sie letztlich dem starken Konzentrations- und Verlagerungsprozess in der keramischen und Ziegelindustrie zum Opfer fällt und die Anlagen mit wenig Aussicht auf Nachnutzung der baulichen Hülle nahezu komplett abgebrochen werden. Einzig mit der Überführung eines Teils der Trockenhalle in den Gebäudebestand der Waldeisenbahn ist ansatzweise eine Transformation gelungen.

Die Gesamtanlage incl. des rollenden Materials ist als Denkmal einer einzigartigen Industriebahn und als rege genutzte Touristenbahn im bundesdeutschen Rahmen unbedingt erhaltenswert.

(Tom Pfefferkorn, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)

Datierung:
  • Erbauung 1949

Quellen/Literaturangaben:
  • Rettig, Wilfried: Die DDR-Schmalspurbahnen 1965-1990; Ein Vierteljahrhundert: Zahlen, Daten, Fakten
  • Waldeisenbahn Muskau e.V.: 100 Jahre Waldeisenbahn. Bufe-Fachbuch-Verlag. Egglham 1995. (LfD 555/18)
  • Tischer, Friedemann: Chronik der Gräflich von Arnimschen Kleinbahn Waldeisenbahn Muskau, Selbstverlag, Weißwasser 2018
  • Reichsbahndirektion Cottbus und Deutscher Modelleisenbahnverband der DDR Bezirksvorstand Cottbus (Hrsg.): Waldeisenbahn Muskau 1896-1977, Cottbus 1978
  • Tischer, Friedemann: Waldeisenbahn Muskau. Egglham: Bufe-Fachbuch-Verl., 1993

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Sächsische Dampfziegelei Weißwasser
  • Entwurf: Fa. Paul Thomas, Berlin-Zehlendorf (Ziegelei-Ingenieur)
  • Entwurf/Ausführung: Wilhelm Knobloch, Hoch-, Tief- und Eisenbetonbau

BKM-Nummer: 31000076

Gräflich von Arnimsche Dampfziegelei

Schlagwörter
Ort
Weißwasser/O.L., Stadt
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Gräflich von Arnimsche Dampfziegelei”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31000076 (Abgerufen: 22. März 2025)
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