O-I Glasspack, Hüttengasse 1

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Bernsdorf (Landkreis Bautzen)
Kreis(e): Bautzen
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 22′ 11,05″ N: 14° 04′ 2,1″ O 51,36974°N: 14,06725°O
Koordinate UTM 33.435.071,48 m: 5.691.355,09 m
Koordinate Gauss/Krüger 5.435.181,57 m: 5.693.187,23 m
  • Glashütte Wanne I Bernsdorf (ehem.)

    Glashütte Wanne I Bernsdorf (ehem.)

    Fotograf/Urheber:
    Matin Neubacher
    Medientyp:
    Bild
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Auf dem Standort des ehemaligen Bohrwerkes des Gutes Bernsdorf gründeten Klein und Fischer 1863 das Glaswerk „Alte Hütte“, das 1871 in den Besitz der Brüder Reinhold und Wilhelm Hoffmann überging. Zur Produktpalette der Glashütte gehörten u. a. Beleuchtungs- und Konservengläser sowie Glasbausteine. Ab 1889 firmierte die Hütte unter dem Namen „Actiengesellschaft für Glasfabrikation, vormals Gebr. Hoffmann“ (auch „Aktienhütte“ genannt); Hauptaktionär war die Familie Dudek. 1891 wurde ein zweiter Betriebsteil, die „Wanne I“, errichtet; neben Hohlglas wurde nun auch Pressglas produziert. Ab 1927 erfolgten umfangreiche Neu- und Ausbauten; 1939 wurde in der nun „Ankerglas Bernsorf/O.L. AG für Glasproduktion“ Wirtschafts- und Konservenglas vollautomatisch hergestellt. Das Werksgelände wurde erneut erweitert. Während des Zweiten Weltkrieges wurden Glasminen produziert und mit Sprengstoff und Zünder bestückt. Im April 1945 wurde die Produktion kriegsbedingt bis zum September unterbrochen. 1946 erfolgte die Enteignung der Familie Dudek und die Umwandlung der Glashütte in Volkseigentum. Der „VEB Ankerglas Bernsdorf“ verfügte in der Folgezeit über einen Betriebsteil in Kamenz, der den Vertrieb u. a. in die BRD, nach Belgien, Luxemburg, die USA, nach Kanada, Ägypten und Syrien organisierte. Auch Großgläser und Säurebehälter für die chemische Industrie wurden ab 1950 produziert. 1970 wurde eine Forschungsabteilung eingerichtet, 1971 eine Stahlbauabteilung aus Hoyerswerda übernommen; die Hütte beschäftigte mehr als 850 Personen. 1979 wurde das „Kombinat Behälter- und Verpackungsglas Bernsdorf“ gegründet, dem neben dem Leitbetrieb Bernsdorf auch Glaswerke in Großräschen, Haidemühl, Drebkau, Tschernitz, Baruth und Finsterwalde-Massen angehörten. Anfang der 1980er Jahre riss man veraltete Betriebsteile ab und errichtete neue Anlagen. Mit der politischen Wende wurden Teile des Werkes aufgelöst. 1991 übernahm der Behälterglashersteller „Gerresheimer Glas AG Düsseldorf“ das Bernsdorfer Glaswerk. Die Produktion auf dem alten Hüttengelände wurde 1994 eingestellt, die Anlagen 1998 zugunsten eines neuen Stadtzentrums abgerissen; 2003 folgte die aufwendige Sanierung des Geländes. Im verbliebenen Werksteil wird auch heute noch Glas produziert.

Die heutige Produktionsstätte wurde zuletzt 2019 bis 2020 modernisiert. Zwischen den zahlreichen in moderner Zeit entstandenen Bauten sind am Standort auch Bauwerke erhalten, die als Zeugnis des traditionsreichen Industristandorts gesehen werden können. Neben einigen kleineren ehemaligen Verwaltungs- und Funktionsbauten mit roter Ziegeldeckung fällt dabei vor allem der, die Anlage überragende, Schornstein auf, welcher bereits auf einer Firmenwerbung von 1910 erkennbar war.

(Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Quellen/Literaturangaben:
  • GeoSN, dl-de/by-2-0.: DGM1 Sachsen. 2022.
  • —: DOP Sachsen. 2022.
  • —: Historische DOP Sachsen 1995–2000. 2022.
  • —: Historische Karten (TK25 DDR Ausgabe Staat). 2022.
  • —: WebAtlasSN. 2022.
  • Landesamt für Archäologie Sachsen: Preußisches Urmesstischblatt 4650 Bernsdorf. 2021.
  • Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: TK (Äquidistantenkarte) Sachsen, Section Strassgräbchen, 1883. 2022.
  • —: TK (Messtischblätter) Sachsen, Section Bernsdorf, 1941. 2022.
  • —: TK (Messtischblätter) Sachsen, Section Strassgräbchen – Bernsdorf, 1905. 2022.
  • —: TK (Messtischblätter) Sachsen, Section Strassgräbchen – Bernsdorf, 1921. 2022.
  • US Geological Survey: Declassified Satellite Imagery 3 (1978). 2013.
  • J. Exner und Förderverein „Glasmuseum Weißwasser“ e. V., Glashütten und Glaswerke in der Lausitz und im ostelbischen Raum außerhalb der Lausitz. In: Pressglas-Korrespondenz 5 (2001), 26.
  • G. Meusel, Geschichte der Stadt Bernsdorf. Band I – Von den Anfängen bis zum Ende des ersten Weltkrieges (Cottbus 2000).
  • G. Meusel, Geschichte der Stadt Bernsdorf. Band II – Bernsdorf in der Zeit der Weimarer Republik (Cottbus 2003).
  • G., Meusel, Von den Anfängen bis zum Ende des ersten Weltkrieges. 1. Ausg. (Cottbus 2000).
  • M. Petschke, Die Entstehung der Industrie in Bernsdorf O.-L. (Stolpen 2016).
  • M. Petschke, Die Geschichte der Glasindustrie in Bernsdorf O.-L. (Stolpen 2016). URL: https://d-nb.info/1212671953/04 (abgerufen 30.05.2022).
  • K. Scholz, Heimatbuch des Kreises Hoyerswerda (Bad Liebenwerda 1925).

BKM-Nummer: 30900229

O-I Glasspack, Hüttengasse 1

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Ort
Bernsdorf
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„O-I Glasspack, Hüttengasse 1”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30900229 (Abgerufen: 20. März 2025)
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