Vierjahresplansiedlung (I. und II. Bauabschnitt); Harthsiedlung

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Zwenkau
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 13′ 40,65″ N: 12° 20′ 5,29″ O 51,22796°N: 12,3348°O
Koordinate UTM 33.313.916,47 m: 5.678.550,71 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.523.492,32 m: 5.677.057,74 m
  • Bebelplatz mit Blick Richtung Westen

    Bebelplatz mit Blick Richtung Westen

    Fotograf/Urheber:
    Isabell Schmock-Wieczoreck
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  • Siedlungshaus in der Karl-Thieß-Straße aus östlicher Richtung

    Siedlungshaus in der Karl-Thieß-Straße aus östlicher Richtung

    Fotograf/Urheber:
    Josephine Dressler
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Mit der Errichtung des Benzinwerks Böhlen durch die Braunkohle-Benzin-Aktiengesellschaft (BRABAG) 1935 erfuhr die kaum fünf Kilometer nordwestlich gelegene Stadt Zwenkau in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre eine Zeit intensiver Bau- und Siedlungsaktivität. Im Rahmen des sogenannten Vierjahresplanes erhielt die Versorgung der Stammarbeiterbelegschaft der für die Kriegsvorbereitung zentralen Brennstoffherstellungsbetriebe der BRABAG höchste Priorität. Innerhalb weniger Jahre (1937 bis 1939) wurden östlich der Leipziger Straße zwischen Großdeubener Weg im Süden und Karl-Thieß-Straße im Norden 150 Stammarbeiterhäuser, sowie 29 weitere Einzelhäuser für mittleres und technisches Personal sowie 84 Volkswohnungen und 22 Wohnungen in Wohnblocks in zwei Bauabschnitten geschaffen. Der sich nordöstlich des Zwenkauer Stadtzentrums und des Krankenhauses erstreckende Siedlungsteil schloss dabei direkt an die kurz zuvor verwirklichten städtischen Siedlungsquartiere um Ostsiedlung, Graf-, Liebmann- und Arthur-Hoffmann-Straße in nördliche und später östliche Richtung an. Die vom Leipziger Architekten Walter Lucas entworfene Siedlung wurde unter Bauträgerschaft der Bergmann-Wohnstätten-Gesellschaft Borna m.b.H. errichtet und von Zwenkauer und umgebenden Baubetrieben gebaut. Wie bereits in den 1920er Jahren erprobt, verfügen die zumeist als Einzelhäuser ausgeführten Siedlungshäuser – im nordwestlichen Bereich und an der Fritz-Deuß-Straße wurden einige Doppelhäuser erbaut, im Siedlungszentrum stehen in Zeilen zusammengefasste Mehrfamilienhäuser – über ein etwa 600 Quadratmeter umfassendes Gartengrundstück, das zu Zwecken der Selbstversorgung zu mutzen war. Die zweigeschossigen Siedlungshäuser sind satteldachgedeckt, teilunterkellert und neben Wohn- und Schlafräumen sowie Wohnküche, Wirtschaftsraum und Kleintierstall im Erdgeschoss befanden sich Bodenraum, Heuboden und zwei Dachkammern im Obergeschoss. An einzelnen Häusern der Siedlung lassen sich die in Fachwerk ausgeführten Gebäuderückseiten (Stallanbau), das teilweise in Holz verkleidete Giebelfeld, die Biberschwanzdeckung des Daches sowie eine jeweils mittig auf den Dachseiten ausgeführte Fledermausgaube aus der Bauzeit erkennen. Viele der Gebäude befinden sich in einem baulich überformten Zustand. Auf zahlreichen der wechselnd trauf- oder auch giebelständigen Einzelhäusern sind die straßenseitig aufgebrachten BWG Plaketten mit der Jahreszahl 1937 erhalten. Um den Bebelplatz sowie am Rathenauplatz wurden südlich der Stammarbeiterhäuser zweigeschossige Zeilenbauten errichtet, die mit einer von West nach Ost verlaufenden Straßenachse das Zentrum der Siedlung bildeten und in denen Geschäfte und andere Infrastruktureinrichtungen angesiedelt wurden. Entlang der vom Rathenauplatz nach Süden verlaufenden Thälmannstraße wurden 1939 noch 25 weitere Einzelhäuser für Mitarbeiter des Böhlener Tagebaus ebenfalls in Trägerschaft der BWG errichtet. Als Kulturzentrum, zeitgenössisch als Gruppenheim bezeichnet, wurde im äußersten Nordosten der Siedlung am Ende der Karl-Thieß-Straße in Eigenleistung der Siedler ein liebevoll als »Rollmopsdiele« bezeichneter Bau errichtet und 1954 eingeweiht. Dieses Vereinshaus wurde zwischen 1998 und 2005 abgetragen.
Als größte Bergarbeitersiedlung der Vorkriegszeit im sächsischen Teil des Mitteldeutschen Reviers ist die Zwenkauer BRABAG-Siedlung, später Harthsiedlung genannt, von sozial-, wirtschafts- wie städtebaugeschichtlicher Bedeutung.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:
  • Erbauung 1937–1939

Quellen/Literaturangaben:
  • Wünschmann, Dietrich: Siedeln in Zwenkau; In: Pro Leipzig e. V./in ZUusammenarbeit mit den Städten Zwenkau, groitzsch und Pegau (Hg.): Im Elsterland. Zwischen Zwenkau, Groitzsch und Pegau, Leipzig 2002, S. 48–56, S. 53-55.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Bergmann-Wohnstätten-Gesellschaft Borna m.b.H.
  • Bauherr: Braunkohle-Benzin-Aktiengesellschaft (GND: 4762087-0)
  • Entwurf: Walter Lucas (Dipl. Ing und Architekt aus Leipzig, GND: 140826408)
  • Ausführung: Baubetriebe aus Zwenkau und Umgebung

BKM-Nummer: 30500341

Vierjahresplansiedlung (I. und II. Bauabschnitt); Harthsiedlung

Schlagwörter
Ort
Zwenkau
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Vierjahresplansiedlung (I. und II. Bauabschnitt); Harthsiedlung”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500341 (Abgerufen: 17. März 2025)
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