Halde Lippendorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Neukieritzsch
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 10′ 18,91″ N: 12° 23′ 11,07″ O 51,17192°N: 12,38641°O
Koordinate UTM 33.317.297,30 m: 5.672.190,66 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.527.129,88 m: 5.670.841,03 m
  • Hochhalde Lippendorf aus nördlicher Richtung

    Hochhalde Lippendorf aus nördlicher Richtung

    Fotograf/Urheber:
    Nils Schinker
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Die westlich von Lippendorf und südlich des Kraftwerks Lippendorf gelegene Halde schmiegt sich mit ihrer östlichen Flanke an die von Nord nach Süd verlaufende Linie der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn. Die in ihrer weitesten Nord-Süd-Ausdehnung 1,5 bzw. Kilometer messende Erhebung umfasst eine Gesamtfläche von etwa 100 Hektar und übersteigt ihre Umgebung um bis zu 40 Meter. Damit ist sie die zweitgrößte Halde im nordwestsächsischen Abbaugebiet.
Die Hochhalde Lippendorf entstand in den 1920er Jahren mit dem 1921 erfolgten Aufschluss des Tagebaus Böhlen – des ersten Großtagebaus in Mitteldeutschland – etwa anderthalb Kilometer südlich der heutigen Nordkante der Halde. Aufschlussmassen im Umfang von etwa 22 Millionen Kubikmetern wurden hier per Zugtransport abgekippt. Der Abraum des fortschreitenden Tagebaus, in dem ab 1930 die Abraumförderbrücke Böhlen I im Regelbetrieb eingesetzt war, wurde später im ausgekohlten Bereich des Tagebaus verbracht. Zeitweise wurde die Halde auch als Kohleschlammbecken genutzt, bevor sie bereits 1927 bis 1936 rekultiviert wurde. In diesem Kontext wurden Haldenstufen geformt und zum Zweck der Bepflanzung 40 bis 60 Zentimeter Muttererde aufgebracht. Der Haldenbereich wurde mit verschiedenen Baumarten wie Erle, Birke, Kiefer und Akazien an den Hängen sowie zusätzlich Wildobst und Lärchen auf der Hochfläche aufgeforstet.
Auf dem heute bewaldeten, aber nur in geführten Touren zugänglichen Areal wurde im Juli 1944 das Arbeitserziehungslager »Höhensonne« eingerichtet, in dem »ausländische Zwangsarbeiter:innen, die arbeitsvertragsbrüchig oder anderweitig auffällig geworden waren« unter schlimmsten Bedingungen untergebracht waren und schwere Zwangsarbeit im Werk Böhlen leisten mussten. Ein 2014 eingeweihter Gedenkstein erinnert an die insgesamt etwa 900 Menschen, die hier bis Januar 1945 gefangen gehalten wurden.
Als weithin sichtbare Erhebung erinnert die Halde nicht nur an die Landschaftsumwälzungen, die der Tagebau mit sich brachte, sondern auch an das Schicksal der im Arbeitserziehungslager untergebrachten Häftlinge.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1920–1927

Quellen/Literaturangaben:
  • Endruszeit, Bert: Blumen für Lippendorfer Opfer; In: Osterländer Volkszeitung, 12.05.2020, S. 17.
  • Hönsch, Fritz: Der Industriekomplex Böhlen. Eine ökonomisch-geographische Untersuchung unter Berücksichtigung der historisch-geographischen Entwicklung; Reprint der Originalausgabe Potsdam 1968, Leipzig 2011, S. 93, 98.
  • Arbeitserziehungslager „Höhensonne“; In: Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig. URL: https://www.zwangsarbeit-in-leipzig.de/zwangsarbeit-in-leipzig.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Aktiengesellschaft Sächsische Werke (GND: 355314-0)

BKM-Nummer: 30500209

Halde Lippendorf

Schlagwörter
Ort
Lippendorf
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-NC 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Halde Lippendorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500209 (Abgerufen: 6. Mai 2025)
Seitenanfang