Aufgrund der bergbaubedingten Verschmutzung, insbesondere der Einleitung von Abwässern der karbochemischen Industrie aus den Werken in Espenhain und Böhlen, wurde der Pleißemühlgraben zwischen 1951 und 1956 auf weiten Strecken verrohrt. Der am Connewitzer Wehr von der Pleiße östlich abzweigende Mühlgraben war gänzlich aus dem Stadtbild Leipzigs verschwunden. Insbesondere bürgerschaftliches Engagement, zum Beispiel die »Pleißemärsche« 1988 und 1989 vor der Wende oder die Aktion »Pleiße ans Licht«, beförderten das Vorhaben den Flusslauf wieder freizulegen, nachdem sich die Wasserqualität durch die weitgehende Abwicklung der Braunkohlenindustrie im Leipziger Süden gebessert hatte und keine Geruchsbelästigung mehr bestand. Seit 1996 begann die etappenweise Freilegung des Pleißemühlgrabens, der vor allem im Bereich der Galopprennbahn, der Lampestraße sowie am Neuen Rathaus noch verschlossen ist.
Der ehemals verschlossene Pleißemühlgraben, dessen Freilegung erst bürgerschaftlich gefordert und schließlich durch die Stadt in Angriff genommen wurde, ist ein Beispiel für die aus dem Bergbau und der Braunkohlenveredlung im Leipziger Süden folgenden Umweltbelastungen, die nicht nur das direkte Umfeld, sondern auch die Stadt Leipzig betrafen. Das Objekt ist insofern von umweltgeschichtlicher und gesellschaftspolitischer Bedeutung.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:

• Erbauung 1950er Jahre
  

Quellen/Literaturangaben:

• Thomas Höpel, Verminderung der Umweltbelastungen, in: Geschichte der Stadt Leipzig, Band 4: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, hrsg. von Ulrich von Hehl, S. 882-884, S. 882-883.
  
• Loh-Kliesch, André: Pleißemühlgraben; In: Leipzig Lexikon. URL: https://www.leipzig-lexikon.de/FLUSSSEE/PMG.htm (16.12.2022).
  

BKM-Nummer: 30500193