ehem. Mitteldeutsche Wetterdienststelle des Meteorologischen und Hydrologischen Dienstes der DDR; Wetteramt Leipzig (ehem.)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 18′ 58,15″ N: 12° 24′ 38,54″ O 51,31615°N: 12,4107°O
Koordinate UTM 33.319.561,10 m: 5.688.166,91 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.528.739,34 m: 5.686.896,54 m
Nicht erst mit dem Übergang zur Braunkohlengewinnung über Tage im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war das Wetter ein wichtiger Faktor für den Abbau, den Transport sowie die Verstromung der Braunkohle. Mit ihrer stetig zunehmenden Bedeutung als Energieträger über die Zäsur des Zweiten Weltkrieges hinweg, wurden die Bedingungen ihres Abbaus und Verarbeitung erforscht beziehungsweise deren Beobachtung professionalisiert. Nachdem bereits Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine Wetterbeobachtungsstation auf dem Gelände des Flughafens Halle-Leipzig eingeweiht wurde, zog der Mitteldeutsche Wetterdienst 1950 in die Direktorenvilla in Stötteritz. Neben der Benachrichtigung staatlicher Behörden, wurden auch die staatswichtigen Betriebe der Braunkohlenindustrie durch den Dienst über die Wetterlage unterrichtet, um Risiken und Bedarfe (zum Beispiel starke Regenfälle oder anhaltender Frost) besser einschätzen zu können.
Die 1926 von Architekt und Baumeister Ernst Steinkopf projektiert Direktorenvilla wurde als Einfamilienwohnhaus für Herrn Direktor Max Köhler geplant. Für die Ausführung zeigten dich Baumeister Gansauge & Tietsch verantwortlich. Der Ziegelbau der Villa ist komplett verputzt, zeigt eine Dekoration im Stil des ArtDéco und wirkt als Solitär hinter Vorgarten und ehemals bauzeitlicher Einfriedung (die originale Einfriedung nicht erhalten). Kompakt zeigt sich der Baukörper, der im straßenseitigen Erscheinungsbild von Eingangsvorbau, Dachhausgiebel und Bay-window architektonisch umspielt wird; tief abgesenkt liegt die Garage im Kellergeschoss. Eine zusätzliche Wohnetage verbirgt sich hinter dem hohen Ziegeldach. 1965 erging der Bauantrag für die Errichtung eines Wetterradarturmes. Beteiligte waren die Bezirksdirektion Dresden der Deutschen Post für die Projektierung, das Staatsministerium des Innern als Planträger und als Bauherr die Bezirksdirektion Deutsche Volkspolizei, Abteilung Versorgungsdienste/Baustab. Mit der Ausführung des in Stahlbeton zu erbauenden Turmes (im Gelände einer alten Kiesgrube) wurde die Leipziger Firma Gerhart Franz KG betraut. Der etwa 30 Meter hohe Turm entstand den Vorgaben gemäß nicht in Fertigteilbauweise. In Sichtziegeloptik zeigt sich die Außenhülle des Turmschaftes, im Inneren Treppenläufe in Stahl sowie Treppenpodeste als Stahlbetonhohldielen. Sein heutiges, charakteristisches Erscheinungsbild verdankt der Turm einem Umbau 1979: statt der bestehenden Sende- und Empfangsblockkanzel entstand ein neuer Kanzelaufbau in Stahlbau mit Feinstahlaußenwandelementen (MLK) und allseitiger Verglasung mit Stahlglasrahmen und Farbglasbrüstung. Dieser Aufbau war Basis für das neue, kugelförmig verkleidete und bis heute beinahe vollständig erhaltene Radar vom Typ BWR-X 10 aus dem VEB Funkmechanik Leipzig (der Kugeldurchmesser misst 6,30 Meter). Eine Vergrößerung der Dienststelle erfolgte in den Jahren 1979 bis 1981, wofür auch ein neues dreistöckiges Gebäude auf dem Grundstück gehört. Dadurch wurde ein Teil des Villengartens überbaut.
Die Dienststelle ist die früheste von nur vier Wetterradarstationen des Meteorologischen Dienstes der DDR mit eigens errichtetem Radarturm und besitzt großen Zeugniswert für die Geschichte ziviler Wetterbeobachtung mittels Radartechnik. Sie besaß zentrale Bedeutung für die meteorologische Information von Behörden, Institutionen sowie witterungsabhängigen Wirtschaftsbetrieben, insbesonde der Braunkohlenindustrie im Raum Leipzig-Halle.

(Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1926–1927

Quellen/Literaturangaben:
  • DIVIS 09263025.
  • Schlehahn, Britt: Pointe des Lebens: Prager Straße 169; In: kreuzer (2022), H. 09, S. 10.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Köhler, Max
  • Entwurf: Steinkopf, Ernst (Architekt und Baumeister)
  • Ausführung: Gnasauge; Tietsch (Baumeister)

BKM-Nummer: 30500139

ehem. Mitteldeutsche Wetterdienststelle des Meteorologischen und Hydrologischen Dienstes der DDR; Wetteramt Leipzig (ehem.)

Schlagwörter
Ort
Stötteritz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„ehem. Mitteldeutsche Wetterdienststelle des Meteorologischen und Hydrologischen Dienstes der DDR; Wetteramt Leipzig (ehem.)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500139 (Abgerufen: 17. März 2025)
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