Die 1926 von Architekt und Baumeister Ernst Steinkopf projektiert Direktorenvilla wurde als Einfamilienwohnhaus für Herrn Direktor Max Köhler geplant. Für die Ausführung zeigten dich Baumeister Gansauge & Tietsch verantwortlich. Der Ziegelbau der Villa ist komplett verputzt, zeigt eine Dekoration im Stil des ArtDéco und wirkt als Solitär hinter Vorgarten und ehemals bauzeitlicher Einfriedung (die originale Einfriedung nicht erhalten). Kompakt zeigt sich der Baukörper, der im straßenseitigen Erscheinungsbild von Eingangsvorbau, Dachhausgiebel und Bay-window architektonisch umspielt wird; tief abgesenkt liegt die Garage im Kellergeschoss. Eine zusätzliche Wohnetage verbirgt sich hinter dem hohen Ziegeldach. 1965 erging der Bauantrag für die Errichtung eines Wetterradarturmes. Beteiligte waren die Bezirksdirektion Dresden der Deutschen Post für die Projektierung, das Staatsministerium des Innern als Planträger und als Bauherr die Bezirksdirektion Deutsche Volkspolizei, Abteilung Versorgungsdienste/Baustab. Mit der Ausführung des in Stahlbeton zu erbauenden Turmes (im Gelände einer alten Kiesgrube) wurde die Leipziger Firma Gerhart Franz KG betraut. Der etwa 30 Meter hohe Turm entstand den Vorgaben gemäß nicht in Fertigteilbauweise. In Sichtziegeloptik zeigt sich die Außenhülle des Turmschaftes, im Inneren Treppenläufe in Stahl sowie Treppenpodeste als Stahlbetonhohldielen. Sein heutiges, charakteristisches Erscheinungsbild verdankt der Turm einem Umbau 1979: statt der bestehenden Sende- und Empfangsblockkanzel entstand ein neuer Kanzelaufbau in Stahlbau mit Feinstahlaußenwandelementen (MLK) und allseitiger Verglasung mit Stahlglasrahmen und Farbglasbrüstung. Dieser Aufbau war Basis für das neue, kugelförmig verkleidete und bis heute beinahe vollständig erhaltene Radar vom Typ BWR-X 10 aus dem VEB Funkmechanik Leipzig (der Kugeldurchmesser misst 6,30 Meter). Eine Vergrößerung der Dienststelle erfolgte in den Jahren 1979 bis 1981, wofür auch ein neues dreistöckiges Gebäude auf dem Grundstück gehört. Dadurch wurde ein Teil des Villengartens überbaut.
Die Dienststelle ist die früheste von nur vier Wetterradarstationen des Meteorologischen Dienstes der DDR mit eigens errichtetem Radarturm und besitzt großen Zeugniswert für die Geschichte ziviler Wetterbeobachtung mittels Radartechnik. Sie besaß zentrale Bedeutung für die meteorologische Information von Behörden, Institutionen sowie witterungsabhängigen Wirtschaftsbetrieben, insbesonde der Braunkohlenindustrie im Raum Leipzig-Halle.
(Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1926–1927
Quellen/Literaturangaben:
- DIVIS 09263025.
- Schlehahn, Britt: Pointe des Lebens: Prager Straße 169; In: kreuzer (2022), H. 09, S. 10.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Köhler, Max
- Entwurf: Steinkopf, Ernst (Architekt und Baumeister)
- Ausführung: Gnasauge; Tietsch (Baumeister)
BKM-Nummer: 30500139