seine Söhne Max und Paul übernahmen das Geschäft nach dem Tod ihres Vaters - der technisch innovativen Drahtseilbahnen, die als Transportmittel in der Braunkohlenindustrie wichtige Entwicklungsimpulse gaben, sondern auch als Betreiber des Braunkohlenwerkes Neukirchen-Wyhra bei Borna war die Familie ein wichtiger Akteur im mitteldeutschen Revier. Mit dem in der Firma kultivierten technischen Innovationsdrang wurden zahlreiche Maschinen entwickelt, die weltweit in der Rohstoff- und Schwermaschinenindustrie verwendet wurden. Vertretungen in Paris, Brüssel, London und eine Filiale in Charkiew (ehem. Russland, heute Ukraine) sowie Verbindungen nach Nordamerika zeugen von der Zugkraft der technischen Entwicklungen aus dem Haus Bleichert sowie seine internationalen Ambitionen.
Das heute Budde-Haus genannte, repräsentative Gebäude entstand an Stelle einer 1872 gebauten Villa, nachdem Bleichert das Grundstück bereits mit einem Gartengebäude (Remise), einer Gärtnerei, Gewächshaus (1921 abgebrochen) und dem zugehörigen Garten neu bebaut und strukturiert hatte. Der sandsteinverkleidete Bau mit reicher Gliederung ist mit seiner durch einen Säulenportikus sowie um einen Wandbrunnen angelegten beidseitigen Treppenaufgänge stark betonten Eingangsseite nach Süden orientiert. Dem Zentralbau mit Mittelrisalit fehlt aufgrund von Kriegsschäden der östliche Gebäudeflügel. Über dem Kellergeschoss erheben sich Erdgeschoss, Ober- und das durch eine schmale Fenstergalerie beleuchtete Attikageschoss. Ihre bauhistorische Bedeutung erlangt die Villa, die ab 1927 bis 1952 in Besitz Karl Mendes war, durch die gestalterische Einheit von Wohnhaus und Gartengelände. Nach der Enteignung Mendes und verschiedenen Zwischennutzungen wurde das Gebäude als Betriebskulturhaus vom VEB Verlade- und Transportanlagenbau Leipzig, einem Nachfolger der Bleichert-Werke, genutzt. Heute ist es als Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis ein Treffpunkt für Kulturschaffende und Anwohner im Viertel.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1900–1901
Quellen/Literaturangaben:
- Sachsen, Archivwesen: Sächsisches Staatsachiv, 20781 Bleichert Transportanlagen GmbH, Leipzig. URL: https://archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=09.08.01&bestandid=20781&_ptabs=%7B%22%23tab-geschichte%22%3A1%7D#geschichte (31.03.2022).
- FAIRbund e.V.: Budde-Haus, Geschichte. URL: https://www.budde-haus.de/geschichte/ (31.03.2022).
- Schötz, Susanne: Industriestandort. In: Schötz, Susanne (Hg.): Geschichte der Stadt Leipzig. Vom WIener KOngress bis zum Ersten Weltkrieg, Bd. 3, Geschichte der Stadt Leipzig, hg. von STADT LEIPZIG. Leipzig 2018, S. 573-592, S. 581-582.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Bleichert, Adolf (GND: 11620141X)
- Entwurf: Pfeifer, Johann Ferdinand (GND: 1162861983)
- Ausführung: Händel, Oswald (Architekt)
- Ausführung: Steyer, Eduard (Baugeschäft)
BKM-Nummer: 30500070