Der südlich des Leipziger Stadtzentrums in den 1840er Jahren angelegte Bayerische Bahnhof war sowohl für den Personen- als auch den Güterverkehr ein wichtiger Knotenpunkt. Aufgrund seiner Lage und der durch den Leipziger Südraum nach Bayern führenden Eisenbahnstrecke verband er die dort um 1900 stark expandierende Braunkohlenindustrie mit der Stadt und sorgte sowohl für die Beförderung der in Leipzig wohnhaften Arbeiter als auch den Transport der im Bornaer Revier geförderten Braunkohle und ihrer Veredelungsprodukte dorthin. Jenseits des am Bayerischen Platz positionierten Portikus und benachbarten Empfangsgebäudes, erstreckten sich südlich davon umfangreiche Gleisanlagen, die nach Stilllegung des Bahnhofs als Umschlagplatz 1990 zurückgebaut wurden. Insbesondere westlich der zentralen Gleisführung zeugen noch leerstehende Flächen vom Ausmaß der ehemaligen Logistik, die in den 1970er Jahren etwa 2000 Tonnen Braunkohle am Tag aus dem Bornaer Revier brachte. Die parallel auf der Westseite der Gleisanlagen entlangführende Kohlenstraße verweist auf diesen Umstand. Hier wurde in den 1870er Jahren der Umschlagplatz für die Verladung der Kohlen von der Bahn auf Landfuhrwerke eingerichtet.
Der Bayerische Bahnhof, der mit Eröffnung des Hauptbahnhofs zunehmend seine Bedeutung als Personenbahnhof verlor, war bis zur politischen Wende der zentrale Umschlagplatz für Kohlenlieferungen aus dem Leipziger Süden in die Stadt und ist somit von wirtschafts- wie infrastrukturgeschichtlicher Bedeutung.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:

• Erbauung 1842–1844 (Empfangsgebäude)
  

Quellen/Literaturangaben:

• DIVIS
  
• Riedel, Horst: Südvorstadt. Ein Leipziger Stadtteillexikon, hg. von Pro Leipzig e.V.; Leipzig 2006, S. 19-22 und 66-67.
  
• GeoSN, dl-de/by-2-0: MB25 Aktualitätsstand 1922-1945; 2022.
  
• Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek / Deutsche Fotothek: TK25 DDR (Ausgabe Staat) 1958; 2023.
  

Bauherr / Auftraggeber:

• Bauherr: Sächsisch-Bayrische Eisenbahncompagnie
  
• Entwurf: Eduard Pötzsch (Architekt)
  

BKM-Nummer: 30500069