Die Gebäude sind mit ihrer Längsseite parallel zur Markranstädter Straße bzw. im westlichen Teil an deren Seitenarm orientiert. Von der Straße aus gesehen nach hinten versetzt, wurden zwischen den Wohnhäusern Stallgebäude errichtet, deren Räume (u.a. ein Waschraum) von mehreren Familien gemeinsam genutzt wurden.
Entsprechend der in der Kriegszeit verfügbaren Mittel wurden die Mehrfamilienhäuser in »einfachster Art« gemauert und hell verputzt. Die Fassaden sind allein durch die regelmäßig angeordneten Fensteröffnungen strukturiert und verzichten auf weiteres Dekor. Die Häuser beidseits der Markranstädter Straße sind in zwei verschiedenen Typen ausgeführt, die jeweils vier Wohnungen mit etwa 62 Quadratmetern (Typ A) und ewa 50 Quadratmetern (Typ B) beinhalteten. Die Wohnungen sind über ein gemeinsames Treppenhaus (Eingangsseite auf der straßenabgewandten Hausseite) erreichbar. Während auf den Eingangsseite Fenster unterschiedlicher Größe einzeln bzw. paarweise angeordnet sind, sind auf der gegenüberliegenden Hausseite vier gleichförmige Fenster in zwei Reihen angebracht. Auf dem Walmdach erheben sich beidseitig Dachgauben, die den Trockenboden bzw. einzelne Bodenkammern belichten. Die Gebäude sind teilweise unterkellert und beherbergen Wirtschafts- und Luftschutzräume. Alle Häuser waren mit einem Vorgarten, halbhohen Hecken zur Grundstückseinfriedung sowie Trocken- und Gartenflächen hinter dem Haus projektiert. Während die fünf Häuser östlich der Markranstädter Straße in einem ersten Bauabschnitt zügig fertiggestellt wurden (1939-41), dauerte die Vollendung der jenseits der Straße gelegenen sechs Häuser von 1940-1943.
Die Arbeitersiedlung am Nordrand des Gassendorfes Kulkwitz steht symptomatisch für sein exponentielles Wachstum seit dem Aufschluss der Braunkohlevorkommen in der Umgebung seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Während 1890 noch 142 Einwohner gezählt wurden, waren es 1910 schon zweieinhalb Mal so viele und 1950 erreichte die Ortschaft den Höchststand von 1863 Einwohnern. Vor allem der Aufschluss des Tagebaus und die Umrüstung von Braunkohlen- und Kraftwerk Mitte der 1940er Jahre brachten dem Ort zahlreiche neue Anwohner und sorgten für eine Transformation der dörflichen Struktur. Insofern ist die hier betrachtete Siedlung, die sich kaum um Anpassung an das Ortsbild im Sinne eines Heimatstils bemüht, von sozial- und ortsgeschichtlicher Bedeutung.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1939–1943
Quellen/Literaturangaben:
- Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde: Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Kulkwitz. URL: https://hov.isgv.de/Kulkwitz (24.06.2022).
- KR Grimma, B 2135.
- KR Grimma, B 2136.
- KR Grimma, B 2419.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Bergmanns-Wohnstättengesellschaft Borna mbH
- Entwurf: Georg Stauch (Architekt, Leipzig)
- Ausführung: Hermann Schubert (Hoch- und Tiefbau, Beton- und Zimmererarbeiten)
BKM-Nummer: 30500057