Siedlung Kulkwitz I und

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Markranstädt
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 17′ 8,01″ N: 12° 13′ 52,53″ O 51,28556°N: 12,23126°O
Koordinate UTM 33.306.929,80 m: 5.685.221,93 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.516.239,21 m: 5.683.437,79 m
  • Siedlung

    Siedlung

    Fotograf/Urheber:
    Isabell Schmock-Wieczoreck
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    Siedlung

    Fotograf/Urheber:
    Vincent Haburaj
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Die elf Mehrfamilienhäuser der »Siedlung Kulkwitz«, beidseits der Markranstädter Straße am nördlichen Ortsrand gelegen, wurden in zwei Bauabschnitten zwischen 1939 und 1943 durch die Bergmanns-Wohnstätten-Gesellschaft Borna m.b.H. errichtet. Explizit für Arbeiter des zu der Landkraftwerke Leipzig AG gehörenden Braunkohlenwerkes gebaut, ist die insgesamt 44 Vierraumwohnungen umfassende Siedlung im Kontext der massiven Erweiterung des Werkes insbesondere im Bereich der chemischen Verarbeitung (Erzeugung von synthetischen Kraftstoffen) Ende der 1930er Jahre zu verstehen. Vom Werk liegt die Siedlung einen knappen Kilometer Luftlinie entfernt. Das hier bebaute Gelände diente in den Jahren nach der Wende zum 20. Jahrhundert der Braunkohlengewinnung im Pfeilerbruchbauverfahren. Während der Bauarbeiten wurde das an die Siedlung im Nordwesten heranreichende Gelände mit Aufschlussmassen aus dem seit 1936 aufgeschlossenen Tagebau verkippt und diente im östlichen Siedlungsteil als Gartenland.
Die Gebäude sind mit ihrer Längsseite parallel zur Markranstädter Straße bzw. im westlichen Teil an deren Seitenarm orientiert. Von der Straße aus gesehen nach hinten versetzt, wurden zwischen den Wohnhäusern Stallgebäude errichtet, deren Räume (u.a. ein Waschraum) von mehreren Familien gemeinsam genutzt wurden.
Entsprechend der in der Kriegszeit verfügbaren Mittel wurden die Mehrfamilienhäuser in »einfachster Art« gemauert und hell verputzt. Die Fassaden sind allein durch die regelmäßig angeordneten Fensteröffnungen strukturiert und verzichten auf weiteres Dekor. Die Häuser beidseits der Markranstädter Straße sind in zwei verschiedenen Typen ausgeführt, die jeweils vier Wohnungen mit etwa 62 Quadratmetern (Typ A) und ewa 50 Quadratmetern (Typ B) beinhalteten. Die Wohnungen sind über ein gemeinsames Treppenhaus (Eingangsseite auf der straßenabgewandten Hausseite) erreichbar. Während auf den Eingangsseite Fenster unterschiedlicher Größe einzeln bzw. paarweise angeordnet sind, sind auf der gegenüberliegenden Hausseite vier gleichförmige Fenster in zwei Reihen angebracht. Auf dem Walmdach erheben sich beidseitig Dachgauben, die den Trockenboden bzw. einzelne Bodenkammern belichten. Die Gebäude sind teilweise unterkellert und beherbergen Wirtschafts- und Luftschutzräume. Alle Häuser waren mit einem Vorgarten, halbhohen Hecken zur Grundstückseinfriedung sowie Trocken- und Gartenflächen hinter dem Haus projektiert. Während die fünf Häuser östlich der Markranstädter Straße in einem ersten Bauabschnitt zügig fertiggestellt wurden (1939-41), dauerte die Vollendung der jenseits der Straße gelegenen sechs Häuser von 1940-1943.
Die Arbeitersiedlung am Nordrand des Gassendorfes Kulkwitz steht symptomatisch für sein exponentielles Wachstum seit dem Aufschluss der Braunkohlevorkommen in der Umgebung seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Während 1890 noch 142 Einwohner gezählt wurden, waren es 1910 schon zweieinhalb Mal so viele und 1950 erreichte die Ortschaft den Höchststand von 1863 Einwohnern. Vor allem der Aufschluss des Tagebaus und die Umrüstung von Braunkohlen- und Kraftwerk Mitte der 1940er Jahre brachten dem Ort zahlreiche neue Anwohner und sorgten für eine Transformation der dörflichen Struktur. Insofern ist die hier betrachtete Siedlung, die sich kaum um Anpassung an das Ortsbild im Sinne eines Heimatstils bemüht, von sozial- und ortsgeschichtlicher Bedeutung.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1939–1943

Quellen/Literaturangaben:
  • Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde: Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Kulkwitz. URL: https://hov.isgv.de/Kulkwitz (24.06.2022).
  • KR Grimma, B 2135.
  • KR Grimma, B 2136.
  • KR Grimma, B 2419.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Bergmanns-Wohnstättengesellschaft Borna mbH
  • Entwurf: Georg Stauch (Architekt, Leipzig)
  • Ausführung: Hermann Schubert (Hoch- und Tiefbau, Beton- und Zimmererarbeiten)

BKM-Nummer: 30500057

Siedlung Kulkwitz I und

Schlagwörter
Ort
Kulkwitz
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Siedlung Kulkwitz I und”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500057 (Abgerufen: 24. März 2025)
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