Das von den Leipziger Braunkohlenwerken in Auftrag gegebene und auch während des Ersten Weltkrieges in ihrem Besitz befindliche Wohnhaus ist ausgeführt als unterkellertes Doppelhaus auf einer Grundfläche von etwa 136 Quadratmetern. Projektiert wurden ebenso ein schmaler Vorgarten sowie eine größere Gartenfläche auf der rückwärtigen Hausseite. Der in rotem Backstein ausgeführte Bau wird von einem Satteldach abgeschlossen. Sechs Fensterachsen mit hochrechteckigen Fensteröffnungen und einer dekorativen Bekrönung strukturieren die Fassade zur Straßenseite. Die so entstehende Betonung der vertikalen Achse wird durch durchlaufende Gesimse in gelben Ziegeln in Höhe der Fensterbänke sowie der Fensterstürze gebrochen. Die einzelnen Wohnungen mit jeweils drei Räumen (Küche, Stube, Wohnraum) waren in den drei Geschossebenen gleich projektiert. Die Toilette befand sich als Nebenraum im Bereich der Treppe, die über den Eingang auf der Gartenseite zu betreten war. 1916 erfolgte eine bauliche Umgestaltung der Raumaufteilung. Auf der Eingangsseite wurden nachträglich offene Balkone angebaut.
Als Beispiel des frühen Werkswohnungsbaus im Raum Kulkwitz und von grundlegend anderer baulicher Struktur als die später entstandenen Siedlungsdoppelwohnhäuser am Häuerweg in Gärnitz, der Göhrenzer und Zwenkauer Straße, ist das Arbeiterdoppelwohnhaus von architektur- und betriebsgeschichtlicher Bedeutung. Anders als diese erfolgte hier die Verortung des Wohnhauses im Zentrum gewachsener Siedlungsstruktur und verweist damit auch auf den sozialgeschichtlichen Kontext der Wohnraumbeschaffung.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1898
Quellen/Literaturangaben:
- KR Grimma, B 2120.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Leipziger Braunkohlenwerke
- Entwurf: Eduard Meyer (Maurermeister)
- Ausführung: F. Zitzmann Nachf. Melzer
BKM-Nummer: 30500044