Mitteldeutsches Braunkohlesyndikat (ehem.), Sitz Finanzamt Leipzig II

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 21′ 10,54″ N: 12° 22′ 30,83″ O 51,35293°N: 12,37523°O
Koordinate UTM 33.317.235,72 m: 5.692.343,46 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.526.245,10 m: 5.690.974,53 m
  • Eckgebäude aus nordwestlicher Richtung

    Eckgebäude aus nordwestlicher Richtung

    Fotograf/Urheber:
    Isabell Schmock-Wieczorek
    Medientyp:
    Bild
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Das dem Reformstil nach 1910 zugerechnete repräsentative Gebäude am Nordplatz wurde im Auftrag des Mitteldeutschen Braunkohlesyndikats durch das Architekturbüro Händel&Franke entworfen, das für eine Reihe weiterer Wohn- und Verwaltungsgebäude sowie herausragende Vertreter der Leipziger Industriearchitektur verantwortlich zeichnet. Nachdem es bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts Bemühungen um die Zusammenarbeit verschiedener Braunkohlenwerke in Mitteldeutschland zum Zweck der Preisabsprache gab, gründete sich 1909 die bis dahin umfassendste gemeinsame Verkaufsorganisation für den Kohleabsatz. Nach internen Unstimmigkeiten während der Kriegsjahre, erfolgte 1919 unter Wirkung des Kohlenwirtschaftsgesetzes, das den Beitritt der Braunkohlenwerke zu Syndikaten erzwang, die Bildung des Mitteldeutschen Braunkohlensyndikats in Leipzig. Hier organisierten sich Bergwerksbesitzer aus neun verschiedenen Revieren, um Fragen der Förderung, der mengenmäßigen Verarbeitung, des Absatzes und der Bepreisung der Braunkohle als Rohkohle, Briketts, Naßpresssteinen und Koks zu regulieren. Innerhalb der Organisation berieten verschiedene Organe, von denen die Versammlung der Werksbesitzer die entscheidungsmächtigste darstellte. Nachgeordnet fungierten insgesamt 16 Verkaufsstellen, die über die gesamte Produktion der Syndikatsmitglieder verfügten und zu den festgelegten Konditionen verkauften. Per Befehl der Sowjetischen Militäradministration wurde das Syndikat im Mai 1946 aufgelöst. Heute sitzt in dem repräsentativen Verwaltungsbau am Nordplatz das Leipziger Finanzamt.
Der Zweiflügelbau an der Ecke zur Roscherstraße ist mit der Hauptfassade zum Nordplatz gewandt. Ein asymmetrisch angeordneter fünfachsiger Risalit und die kontrapunktisch dazu angelegte Eingangsvorhalle gliedern den mächtigen viergeschossigen Baukörper, dessen Höhenwirkung durch den Fußwalm, der das Obergeschoß deutlich absetzt, gemildert wird. Das hohe Walmdach wird durch eine regelmäßige Reihe übergiebelter Dachhäuschen belebt. Die sparsamen Details: kannelierte Pfeiler mit ionischen Kapitellen, darüber in der Altanbrüstung Steinvasen, auch die Kartuschen zwischen den Mezzaninfenstern des Risalits liegen teils in der Tradition der Kunst des zweiten Jahrzehnts. Teils - wie der Zackenfries über dem Risalit-Erdgeschoss - deuten sie
bereits art déco-Formen an. Das Gebäude enthielt mit Ausnahme einer Wohnung im Erdgeschoß ausschließlich Büros. Hinter den hohen Fenstern
im dritten Risalit-Obergeschoss befand sich der große Sitzungssaal.
Als Bau des Mitteldeutschen Braunkohlensydikats trägt das Gebäude jenseits seiner bauhistorischen vor allem auch wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung: Als Symbol für die Zusammenarbeit der mitteldeutschen Braunkohlenwerke wenigstens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist es Ausdruck der der syndikalischen Struktur dieses Wirtschaftszweiges. Mit seiner Verortung in Leipzig, wo auch einige der Verkaufsstellen ansässig waren, wird zudem die Zentrumsfunktion Leipzig im mitteldeutschen Raum betont.

BKM/2022

Datierung:
  • Erbauung 1921–1922

Quellen/Literaturangaben:
  • Sachsen, Archivwesen: Sächsisches Staatsarchiv, 20648 Mitteldeutsches Braunkohlensyndikat Leipzig. URL: https://www.archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=09.20&bestandid=20648&syg_id=&_ptabs=%7B%22%23tab-einleitung%22%3A1%7D#einleitung (24.03.2022).
  • DIVIS 09290433.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Eigentümer: Mitteldeutsches Braunkohlensyndikat (GND: 137350-X)
  • Entwurf: Händel, August Oswald (Architekt)
  • Entwurf: Franke, Theodor (Architekt)

BKM-Nummer: 30500042

Mitteldeutsches Braunkohlesyndikat (ehem.), Sitz Finanzamt Leipzig II

Schlagwörter
Ort
Zentrum-Nord
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Mitteldeutsches Braunkohlesyndikat (ehem.), Sitz Finanzamt Leipzig II”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500042 (Abgerufen: 27. März 2025)
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