Der Zweiflügelbau an der Ecke zur Roscherstraße ist mit der Hauptfassade zum Nordplatz gewandt. Ein asymmetrisch angeordneter fünfachsiger Risalit und die kontrapunktisch dazu angelegte Eingangsvorhalle gliedern den mächtigen viergeschossigen Baukörper, dessen Höhenwirkung durch den Fußwalm, der das Obergeschoß deutlich absetzt, gemildert wird. Das hohe Walmdach wird durch eine regelmäßige Reihe übergiebelter Dachhäuschen belebt. Die sparsamen Details: kannelierte Pfeiler mit ionischen Kapitellen, darüber in der Altanbrüstung Steinvasen, auch die Kartuschen zwischen den Mezzaninfenstern des Risalits liegen teils in der Tradition der Kunst des zweiten Jahrzehnts. Teils - wie der Zackenfries über dem Risalit-Erdgeschoss - deuten sie
bereits art déco-Formen an. Das Gebäude enthielt mit Ausnahme einer Wohnung im Erdgeschoß ausschließlich Büros. Hinter den hohen Fenstern
im dritten Risalit-Obergeschoss befand sich der große Sitzungssaal.
Als Bau des Mitteldeutschen Braunkohlensydikats trägt das Gebäude jenseits seiner bauhistorischen vor allem auch wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung: Als Symbol für die Zusammenarbeit der mitteldeutschen Braunkohlenwerke wenigstens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist es Ausdruck der der syndikalischen Struktur dieses Wirtschaftszweiges. Mit seiner Verortung in Leipzig, wo auch einige der Verkaufsstellen ansässig waren, wird zudem die Zentrumsfunktion Leipzig im mitteldeutschen Raum betont.
BKM/2022
Datierung:
- Erbauung 1921–1922
Quellen/Literaturangaben:
- Sachsen, Archivwesen: Sächsisches Staatsarchiv, 20648 Mitteldeutsches Braunkohlensyndikat Leipzig. URL: https://www.archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=09.20&bestandid=20648&syg_id=&_ptabs=%7B%22%23tab-einleitung%22%3A1%7D#einleitung (24.03.2022).
- DIVIS 09290433.
Bauherr / Auftraggeber:
- Eigentümer: Mitteldeutsches Braunkohlensyndikat (GND: 137350-X)
- Entwurf: Händel, August Oswald (Architekt)
- Entwurf: Franke, Theodor (Architekt)
BKM-Nummer: 30500042