Das Gebäude, das 1839 als Bürgerschule errichtet wurde und seit 1930 das Museum beherbergt, gilt als einer der wenigen erhaltenen klassizistischen Bauten in Leipzig. Der viergeschossige Bau mit einer Länge von 60 Metern betont mit baulichen Elementen (Gurtgesimse) seine horizontale Struktur. Auf dem Gelände des Museums (vor dem Haupteingang zum Goerdeler Ring und auf der Rückseite) sind zahlreiche Funde von Findlingen sowie von zwei verkieselten Baumstubben aus den Tagebauaufschlüssen südlich von Leipzig aufgestellt. Eine Informationstafel verortet die Funde im Tagebau Espenhain (Baumstubben) bzw. Schleenhain (Findlinge). Die mit der Eröffnung formulierten Ziele der Bewahrung naturkundlicher Sachzeugen und der Vermittlung geologischen wie biologischer Wissenszusammenhänge über die Leipziger Tieflandsbucht wird auch in der 2010 veröffentlichten Leitlinie verfolgt sowie in der 2012 erfolgten Neukonzeption des Museums im Kontext des Masterplans und Umzuges in den ehemaligen Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz (2020 bekannt gegeben) ebenso betont. So wird das bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als zentrale Attraktion präsentierte Mammut von Borna (ausgegraben im Kontext der Braunkohlengewinnung im Tagebau im Wyhratal). Des Weiteren stellen gerade die Erkundungsbohrungen im Leipziger Südraum einen wesentlichen Sammlungsbestand dar. Diese haben bewiesen, dass der Bereich von Saale und Elbe »weltweit zu den bedeutendsten Zeit-, Klima- und Prozessarchiven der Erde für diesen jüngsten Zeitabschnitt der Erde zählt«. In der zukünftigen Konzeptionierung ist die Braunkohle in Hinblick auf die Umstände ihrer Entstehung (Inkohlung) und ihrer umweltlichen wie klimatischen Bedingungen angesprochen. Auch in Bezug auf den Kultur- und Strukturwandel der unmittelbaren Vergangenheit wird sie thematisiert.
Die Sammlung der Braunkohlensachzeugen und die pädagogische Vermittlung der verschiedenen geologie- wie umweltgeschichtlichen Aspekte ihrer Entstehung und Gewinnung machen das Naturkundemuseum der Stadt Leipzig zu einer wichtigen Institution im Kontext der Geschichte der Braunkohle. Ebenso ist die Sammlung von wissenschaftshistorischem Wert.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1839
Quellen/Literaturangaben:
- Thomas Höpel, Städtische Kultur-, Volksbildungs- und Freizeitpolitik, in: Ulrich von Hehl (Hg.), Geschichte der Stadt Leipzig, Band 4: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Leipzig 2019, S. 230-254, S. 250.
- Naturkundemuseum Leipzig: 100 Jahre Naturkundemuseum - Die Chronik eines traditionsreichen Hauses; In: Naturkundemuseum Leipzig. URL: https://naturkundemuseum.leipzig.de/ueber-uns/100-jahre-naturkundemuseum (31.01.2022).
- Meyer, Susanne C./Gössel, Peter: Masterplan des Naturkundemuseums Leipzig, erarbeitet im Auftrag der Stadt Leipzig. URL: https://static.leipzig.de/fileadmin/mediendatenbank/leipzig-de/Stadt/02.4_Dez4_Kultur/41.74_Naturkundemuseum/Masterplan-Naturkundemuseum.pdf (31.01.2022), S. 68 f.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Stadt Leipzig
- Entwurf: Albert Geutebrück (Architekt, GND: 118539019)
BKM-Nummer: 30500040