Tagebaurestsee Kulkwitzer See

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig, Markranstädt
Kreis(e): Leipzig, Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 18′ 31,38″ N: 12° 14′ 52,97″ O 51,30872°N: 12,24805°O
Koordinate UTM 33.308.196,96 m: 5.687.752,81 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.517.401,81 m: 5.686.018,23 m
  • Kulkwitzer See von Südwest

    Kulkwitzer See von Südwest

    Fotograf/Urheber:
    Ronald Heynowski
    Medientyp:
    Bild
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Noch während aus dem Tagebau Kulkwitz, bestehend aus den Abbaufeldern Miltitz und Kulkwitz, Kohle gewonnen wurde (planmäßige Stilllegung 1963), wurde Ende der 1950er Jahre der Plan zur Rekultivierung und Umgestaltung zum Naherholungsgebiet gefasst und vom Kreistag beschlossen. In einer Zeit, in der durch den Aufschluss neuer und der Ausdehnung vorhandener Großtagebaue und großflächig devastierter Landschaften (Harth, Auenlandschaften im südlich von Leipzig) Naherholungsmöglichkeiten für Leipzig und das Umland massiv eingeschränkt waren, galt die Sanierung des Tagebaus als politisches Prestigeprojekt, das medial intensiv flankiert wurde. In den 1960er Jahren wurden vermehrt Studien und Pläne zur Umgestaltung von Tagebaurestlöchern als Naherholungsseen durchgeführt. In diesem Kontext galt der Kulkwitzer See, der laut Planung binnen zehn Jahren entstehen sollte, als Pilotprojekt und für folgende analoge Vorhaben als Referenz.
Die vom Braunkohlenwerk Regis mit einer Million Mark unterstützte Umgestaltung begann 1958 mit Böschungssicherungsarbeiten. Die Flutung erfolgte ab 1963 ausschließlich aus Grund- und Regenwasser, dauerte jedoch, wesentlich länger als erhofft, bis 1983 (auf Rat geologischer Experten hatte man im mittleren Bereich des Ostufers den »Lausener Schlauch« zur Verbesserung der Zusickerbedingungen ausgehoben). Zwischendurch, um 1968, waren umfassende Sicherungsarbeiten notwendig. Noch vor Abschluss der Flutung wurden die Arbeiten zur Umsetzung der Sanierungspläne intensiviert und man begann 197071 mit dem Ausbau von zwei Strandabschnitten, der Errichtung eines Campingplatzes, der Anlage von Parkplätzen, Versorgungsbauten sowie Spiel- und Sportstätten. Bereits 1973 wurde der erste Bauabschnitt zur Nutzung freigegeben.
Nach 1990 stieg der Wasserspiegel des Sees über die geplante Wasserspiegelhöhe hinaus und die LMBV projektierte eine Freispiegelleitung mit Pumpbetrieb zum östlich des Sees gelegenen Zschampert, der überschüssiges Wasser aufnimmt. Mit einer Wasserspiegelhöhe von 103,5 Metern, einer Tiefe von maximal 32 Metern, einer Füllmenge von etwa 30 Millionen Kubikmetern sowie einer Ausdehnung von 1,5 Quadratkilometern hat der See seine vorerst endgültige Form erhalten.
Die hervorragende Wasserqualität, die reiche Fauna und Flora und die Infrastruktur ziehen heute wie damals zahlreiche Tagestouristen genauso wie Urlauber und Sportler an. Zur Verfügung stehen: ein acht Kilometer langer Rundweg, eine vielfältige Unterwasserlandschaft, sowie ein Wasserskilift. Ferientouristische Angebote inklusive Übernachtungsmöglichkeiten ziehen auch Gäste jenseits der unmittelbaren Region an.
Aufgrund seiner vergleichsweise frühen Entstehung als Naherholungsgebiet und seiner reichen Ökologie gilt der Bergbaufolgesee als Referenzobjekt für nachfolgende Rekultivierungsprojekte und trägt somit umweltgeschichtliche und tourismushistorische Bedeutung.

(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)

Datierung:
  • Erbauung 1963–1983 (Flutung)

Quellen/Literaturangaben:
  • Thomas Höpel, Massive Umweltverschutzung, in: Geschichte der Stadt Leipzig. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Band 4: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, S. 586-597, S. 589 f.
  • Lothar Eismann, Frank W. Junde, Das Mitteldeutsche Seenland. Vom Wandel einer Landschaft, Der Süden, Markkleeberg 2013, S. 27-33.
  • Andreas Berkner (Hg.), Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer, S. 146.
  • Claus Bräutigam, Brikettfabriken Mitteldeutschland, Brikettfabriken aus den ehemaligen Braunkohlenwerk Regis: Regis, Haselbach, Ramsdorf, Deutzen, Kulkwitz, Band 1, Borna 2015, S. 339.

Bauherr / Auftraggeber:
  • --

BKM-Nummer: 30500034

Tagebaurestsee Kulkwitzer See

Schlagwörter
Ort
Markranstädt
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Tagebaurestsee Kulkwitzer See”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30500034 (Abgerufen: 20. März 2025)
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