Das Wohnlager diente nach Kriegsende der Unterbringung deutscher Migrantinnen und Migranten aus Ostmitteleuropa und wurde unter Leitung der Sowjetischen Staatlichen Aktiengesellschaft Brikett Espenhain (SSAGB) 1948 umgebaut. So entstanden in den eingeschossigen Baracken IV-VII, IX und X jeweils sechs Wohnungen. 1955 waren noch etwa 200 Montagearbeiter des VEB Kombinats „Otto Grotewohl“ Espenhain hier untergebracht, obwohl Quellen die hygienischen Zustände bereits für das Jahr 1954 als miserabel und den baulichen Zustand als abbruchreif beschreiben. Weitere Umbaumaßnahmen erfolgten 1968 durch das Werk Espenhain, als in der Altstoffbaracke (neben der Kantine gelegen) und weiteren Gebäuden, Unterrichtsräume der Betriebsfachschule Espenhain eingerichtet wurden. Zu Beginn der 1990er Jahre wurden die meisten der Barackengebäude, insbesondere im hinteren Geländebereich, abgebrochen. Bestehen blieben lediglich drei Gebäude nördlich der zentralen Lagerstraße sowie ein Transformatorenhaus am Ende des Geländes, das ursprünglich das Lager mit Strom versorgte. Die erhaltenen Bauten sowie das ehemalige Lagergelände werden gegenwärtig von der Naturförderungsgesellschaft Ökologische Station Borna Birkenhain e. V. für Verwaltung und pädagogische Angebote genutzt. Während die ehemalige Baracke I als Hauptgebäude der ökologischen Station 2004 bauliche Veränderungen erfuhr (Erweiterung der Fläche in der Längsachse um zwei Meter, Dämmung und neue Dachdeckung, Abbruch des Toilettenanbaus), blieben die ehemalige Waschkaue sowie ein weiteres Nebengebäude in ihrer Grundstruktur bestehen.
(Isabell Schmock-Wieczorek, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1945
Quellen/Literaturangaben:
- Berkner, Andreas/Pro Leipzig e. V. (Hgg.): Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer; 3. Aufl., Leipzig 2016, S. 241.
- Bauaktenarchiv Borna, Am Lerchenberg.
- Baumert, Martin: Autarkiepolitik in der Braunkohlenindustrie: Ein diachroner Systemvergleich anhand des Braunkohlenindustriekomplexes Böhlen-Espenhain, 1933 bis 1965, Berlin 2021, S. 236.
- Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20640 ASW (Aktiengesellschaft Sächsische Werke), Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain, Nr. 642.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain (Aktiengesellschaft Sächsische Werke) (GND: 355314-0)
BKM-Nummer: 30500004