Die westliche Verlegung der B 176 zwischen Großstolpen und Neukieritzsch ist die jüngste. Die Strecke führte zuvor auf 5,4 km über Pödelwitz und Drossdorf nach Neukieritzsch. Die Verlegung um etwa 800 m nach Süden auf verkipptes Gelände des Tagebaus Schleenhain erfolgte 2013 und dient dem Braunkohlenabbau des Baufeldes Peres des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain durch die MIBRAG. Teil des Neubaus war auch die Errichtung von einem Damm, Brücken, zwei Kreisverkehren in Neukieritzsch und einem begleitenden Radweg.
Älter ist die Straßenverlegung zwischen Neukieritzsch und Lobstädt, welche durch die Tagebaue Witznitz II im Norden und Deutzen im Süden in den 1940er und 1950er Jahren notwendig wurde. Zuvor führte der 2,8 km lange Straßenabschnitt von Neukieritzsch im Südosten hinaus über Ponzau, querte die Bahnlinie und lief direkt im Westen in den Ortskern von Lobstädt. Die beiden Tagebaue ließen jedoch nur einen schmalen Korridor entlang der Bahnlinie, an den der neue 3,2 km lange Straßenabschnitt folglich herangeführt wurde.
Am ältesten ist die Verlegung des Straßenabschnitts zwischen Borna und Lobstädt. Zwischen den Orten waren in den 1920er und 1930er Jahren südlich der Tagebau Borna-Nord und nördlich der Tagebau Witznitz I (mit Viktoria) aktiv. Die 2,9 km lange Strecke vom Südosten Lobstädts über das Braunkohlenwerk Borna in den Nordwesten Bornas wurde deshalb auch entlang der Bahnlinie verlegt, mit dem Ergebnis, dass der Ortseingang von Lobstädt seitdem von Norden herführt. Reste inklusive des historischen Pflasters des alten Straßenabschnitts sind in der heutigen Fabrikstraße am einstigen Braunkohlenwerk Borna erhalten.
Ein vierter Abschnitt wurde während der DDR-Zeit weiträumig verlegt. Dies rührte von den Tagebauen Borna-Ost und Bockwitz her und ihren Abbaujahren der 1960er Jahre bis 1992 bzw. den antizipierten Abbau bis nach 1990. Zuvor führte der 3,5 km lange Straßenabschnitt im Osten Bornas direkt ins östlich gelegene Flößberg. Durch die beiden Tagebaue und die geplante Auskohlung des Tagebaus Bockwitz bis zum Jahr 2000 wurde die Strecke in einem weiten Bogen nördlich um das geplante Abbaufeld verlegt. Durch die politische Wende stoppte der Tagebau jedoch vorzeitig und die Verlegung hätte nicht so weit nach Norden erfolgen müssen. Die neue 5,5 km lange Strecke bindet auf die B 95 bei Kesselshain ein, läuft nach Osten und biegt bei Dittmansdorf nach Süden ab. Im Großen Fürstenholz stößt sie in einer Kurve auf die alte Route Richtung Flößberg.
Die Straßenverlegungen sind ein erhaltenes Zeugnis der raumgreifenden und landschaftsverändernden Braunkohlenindustrie, dem sich auch infrastrukturelle Objekte beugen mussten. In diesem besonderen Fall zeigen sich in den vier verschiedenen Abschnitten von etwa 100 Jahren der lange Zeitraum, in dem die Braunkohle die Region und ihre Kulturlandschaft prägte. Sie sind wirtschafts- und verkehrsgeschichtlich bedeutsam.
Datierung:
- Erbauung 2012–2013 (Abschnitt Großstolpen–Neukieritzsch)
- ab 1920er Jahre bis 2013
Quellen/Literaturangaben:
- Offizieller Baustart für Millionen-Projekt im Leipziger Süden. Trasse wird verlegt. In: Leipziger Volkszeitung-Delitzsch-Eilenburg, 09.05.2012, S. 4.
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV): Digitale Kartierung: Tagebau. 2021.
- GeoSN, dl-de/by-2-0: MB25 Aktualitätsstand 1922-1945. 2022.
- Bundesstraße 176. In: o.?Hg.: Wikipedia, 2021. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bundesstra%C3%9Fe_176&oldid=214590127 (12.09.2023).
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Borna-Ost/Bockwitz. Wandlungen und Perspektiven 07. 2019, S. 6.
BKM-Nummer: 30200326