Speicherbecken Witznitz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Borna, Neukieritzsch
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 08′ 35,4″ N: 12° 28′ 51,55″ O 51,14317°N: 12,48099°O
Koordinate UTM 33.323.798,40 m: 5.668.762,74 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.533.765,49 m: 5.667.681,10 m
  • Tagebaurestsee Speicherbecken Witznitz, Blick vom Westufer zur Brikettfabrik Witznitz im Hintergrund.

    Tagebaurestsee Speicherbecken Witznitz, Blick vom Westufer zur Brikettfabrik Witznitz im Hintergrund.

    Fotograf/Urheber:
    Josephine Dressler
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  • Tagebaurestsee Speicherbecken Witznitz, Schrägluftbild von Nordwesten, davor die Lache Großzössen und das Rote Meer, am gegenüberliegenden Ufer die Brikettfabrik Witznitz

    Tagebaurestsee Speicherbecken Witznitz, Schrägluftbild von Nordwesten, davor die Lache Großzössen und das Rote Meer, am gegenüberliegenden Ufer die Brikettfabrik Witznitz

    Fotograf/Urheber:
    Ronald Heynowski
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Namensgebend für den Tagebaurestsee Speicherbecken Witznitz ist das Dorf Witznitz, welches bereits 1941–1944 für den Tagebau Witznitz I devastiert wurde. Auf diese Tagebaugrube geht im Wesentlichen die Geländevertiefung zurück, welche den heutigen See formt. Die benachbarten Tagebaue Dora und Helene sowie Viktoria (beide 1907–1934) bzw. vereinigt als Tagebau Lobstädt (1935–1939) tangierten diese Entwicklung nur im Westen. Der Aufschluss des Tagebaus Witznitz I erfolgte 1911 durch die Deutsch-Österreichische Bergwerksgesellschaft zu Dresden. Er blieb bis 1949 in Betrieb und versorgte primär die in direkter Nachbarschaft befindliche Brikettfabrik Witznitz, später auch die Fabriken in Großzössen und Lobstädt. 1922 arbeitete hier der erste Eimerkettenschwenkbagger in einem Kohlenbergwerk.
Bereits während der Betriebszeit des Tagebaus begannen 1933 erste Sanierungs- und Renaturierungsarbeiten. Die Flutung über Grundwasser setzte 1945 ein und endete 1952. Die eigentliche Rekultivierung zum Speicherbecken erfolgte in den Jahren von 1950 bis 1954. Es war 1954 das erste größere wasserwirtschaftlich genutzte Tagebaurestloch im Borna-Leipziger Revier. 1995 bis 1997 fanden Instandsetzungsarbeiten statt.
Die Wasserfläche des Sees beträgt 222 ha, die Tiefe im Schnitt 15 m. Seine eher kompakte Form wurde maßgeblich durch die Ausdehnung der Grube bestimmt, dann aber auch verringert durch Verfüllungen während des Tagebaubetriebs mittels Abraummaterial, wie bei der südlichen Witznitzer Kippe. Seine Funktion als Hochwasserrückhaltebecken und Brauchwasserspeicher wird über einen Einleiter im Nordosten und einen Ausleiter im Nordwesten jeweils zur Eula sowie einen Einleiter im Südwesten zur Wyhra garantiert. Zum Hochwasserschutz nimmt es Wasser aus dem Einzugsgebiet von Wyhra und Eula auf. Der See ist Teil des Stauanlagensystems Pleiße-Wyhra. Durch einen nitrathaltigen Zustrom durch Flusswasser kann es im Sommer zu Eutrophierungen kommen. Als Brauchwasserlieferant versorgte er die umliegenden Industriestandorte Böhlen-Lippendorf, Espenhain und Thierbach. Zur Sicherstellung einer ausreichenden Brauchwassermenge dient das Pumpwerk Sermuth seit 1961, welches Wasser aus der Mulde in den See leitet. Bis heute nutzt das Kraftwerk Lippendorf Wasser aus dem Speicher. Fernerhin wird der See für gewerbliche wie private Fischerei und in geringem Maß für Freizeitaktivitäten wie Paddeln genutzt.
Als wassergefüllte Abbauhohlform ist der See der erhaltene sichtbare Teil der Tagebaugrube Witznitz I. Der braunkohlenbedingte Funktionszusammenhang ist hier noch besonders deutlich ablesbar, durch die am Ostufer erhaltene Brikettfabrik Witznitz. Diese enge räumliche Verknüpfung von Abbauort und weiterverarbeitendem Werk ist nur noch sehr selten erhalten. Ebenso besonders ist die frühe Umnutzung eines größeren Tagebaurestlochs im Revier für wasserwirtschaftliche Zwecke, insbesondere als Brauchwasserlieferant für umgebende Braunkohlenwerke. Der Tagebaurestsee besitzt eine hohe landschaftsgestaltende und wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung.

(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)

Datierung:
  • Erbauung 1950–1954

Quellen/Literaturangaben:
  • Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen, Regionale Plaungsstelle (Hg.): Mitteldeutsche Seenlandschaft. Gewässerkatalog 2019-2021. Seen, Fließgewässer, Kanäle. 6. vollständig aktual. u. erw. Aufl., Leipzig 2019, S. 257.
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Witznitz. Wandlungen und Perspektiven 08. 2018, S. 4 – 7, 19 – 21, 28, 31.
  • GeoSN, dl-de/by-2-0: Gewässernetz Freistaat Sachsen. 2021.
  • Eißmann, Lothar/Junge, Frank Wolfgang: Das Mitteldeutsche Seenland: vom Wandel einer Landschaft. Der Süden. Beucha 2013, S. 113, 133, 231, 233.
  • Berkner, Andreas/Pro Leipzig e. V. (Hg.): Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer. 3. Auflage, Leipzig 2016, S. 238f.

BKM-Nummer: 30200033

Speicherbecken Witznitz

Schlagwörter
Ort
Borna
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Speicherbecken Witznitz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30200033 (Abgerufen: 22. März 2025)
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