Bereits während der Betriebszeit des Tagebaus begannen 1933 erste Sanierungs- und Renaturierungsarbeiten. Die Flutung über Grundwasser setzte 1945 ein und endete 1952. Die eigentliche Rekultivierung zum Speicherbecken erfolgte in den Jahren von 1950 bis 1954. Es war 1954 das erste größere wasserwirtschaftlich genutzte Tagebaurestloch im Borna-Leipziger Revier. 1995 bis 1997 fanden Instandsetzungsarbeiten statt.
Die Wasserfläche des Sees beträgt 222 ha, die Tiefe im Schnitt 15 m. Seine eher kompakte Form wurde maßgeblich durch die Ausdehnung der Grube bestimmt, dann aber auch verringert durch Verfüllungen während des Tagebaubetriebs mittels Abraummaterial, wie bei der südlichen Witznitzer Kippe. Seine Funktion als Hochwasserrückhaltebecken und Brauchwasserspeicher wird über einen Einleiter im Nordosten und einen Ausleiter im Nordwesten jeweils zur Eula sowie einen Einleiter im Südwesten zur Wyhra garantiert. Zum Hochwasserschutz nimmt es Wasser aus dem Einzugsgebiet von Wyhra und Eula auf. Der See ist Teil des Stauanlagensystems Pleiße-Wyhra. Durch einen nitrathaltigen Zustrom durch Flusswasser kann es im Sommer zu Eutrophierungen kommen. Als Brauchwasserlieferant versorgte er die umliegenden Industriestandorte Böhlen-Lippendorf, Espenhain und Thierbach. Zur Sicherstellung einer ausreichenden Brauchwassermenge dient das Pumpwerk Sermuth seit 1961, welches Wasser aus der Mulde in den See leitet. Bis heute nutzt das Kraftwerk Lippendorf Wasser aus dem Speicher. Fernerhin wird der See für gewerbliche wie private Fischerei und in geringem Maß für Freizeitaktivitäten wie Paddeln genutzt.
Als wassergefüllte Abbauhohlform ist der See der erhaltene sichtbare Teil der Tagebaugrube Witznitz I. Der braunkohlenbedingte Funktionszusammenhang ist hier noch besonders deutlich ablesbar, durch die am Ostufer erhaltene Brikettfabrik Witznitz. Diese enge räumliche Verknüpfung von Abbauort und weiterverarbeitendem Werk ist nur noch sehr selten erhalten. Ebenso besonders ist die frühe Umnutzung eines größeren Tagebaurestlochs im Revier für wasserwirtschaftliche Zwecke, insbesondere als Brauchwasserlieferant für umgebende Braunkohlenwerke. Der Tagebaurestsee besitzt eine hohe landschaftsgestaltende und wirtschaftsgeschichtliche Bedeutung.
(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1950–1954
Quellen/Literaturangaben:
- Regionaler Planungsverband Leipzig-Westsachsen, Regionale Plaungsstelle (Hg.): Mitteldeutsche Seenlandschaft. Gewässerkatalog 2019-2021. Seen, Fließgewässer, Kanäle. 6. vollständig aktual. u. erw. Aufl., Leipzig 2019, S. 257.
- Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) (Hg.): Witznitz. Wandlungen und Perspektiven 08. 2018, S. 4 – 7, 19 – 21, 28, 31.
- GeoSN, dl-de/by-2-0: Gewässernetz Freistaat Sachsen. 2021.
- Eißmann, Lothar/Junge, Frank Wolfgang: Das Mitteldeutsche Seenland: vom Wandel einer Landschaft. Der Süden. Beucha 2013, S. 113, 133, 231, 233.
- Berkner, Andreas/Pro Leipzig e. V. (Hg.): Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer. 3. Auflage, Leipzig 2016, S. 238f.
BKM-Nummer: 30200033