Es handelt sich um einen prägenden Bau auf einer leichten Anhöhe zwischen heutiger Sachsenallee, Liebes-Kirsch-Allee und Robert-Koch-Straße. Dort entstanden u. a. durch die DEA in den 1920er und 1930er Jahren Wohnhäuser für Ingenieure und Beamten des Braunkohlenbergbaus. Die Lage am einst nördlichen Stadtrand ergibt sich aus der Nähe zum damals aktiven Tagebau Witznitz in nördlicher Lage. Großaktiengesellschaften beförderten den Abbau und die Weiterverarbeitung der Kohle in der Zwischenkriegszeit erheblich. Dabei hatte die DEA in und um Borna den größten Einfluss. Vor allem durch Fusionen und Übernahmen gehörten Mitte der 1930er Jahre folgende Gruben und Werke zur DEA: Witznitz, Dora und Helene in Großzössen, Viktoria in Lobstädt (bildeten zusammen den Nordblock der DEA) sowie Regis, weitere gab es in Thüringen und Sachsen-Anhalt, überdies Industrie- und Sozialbauten. Die Expansion der DEA machte mehr Verwaltungsräume nötig, was 1936 in einem südöstlichen Flügelanbau inklusive Luftschutzkeller mündete. Ebenso wurde das Nebengebäude in den folgenden Jahren mehrfach vergrößert. Ab 1940 bezeichnete sich die Zweigniederlassung »Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft, Verwaltung der Braunkohlenbetriebe Borna«. Nach kurzer Nutzung als Lazarett und Volkspolizei blieb der Bau auch nach dem Zweiten Weltkrieg als Bergamt bedeutender Verwaltungssitz der Braunkohlenindustrie im Bornaer Revier. Dazu wurde er zwischen 1947 bis 1952 baulich verändert (Errichtung von Bürobaracken (nicht erhalten), Verlegung Haupteingang). Nach der politischen Wende führten Folgeunternehmen ihre Geschäfte an dieser Stelle fort, bis 2003 die braunkohlenbedingte Nutzung durch den Auszug der LMBV schließlich endete.
Das ehemalige Verwaltungsgebäude besitzt städtebauliche Bedeutung innerhalb der nördlichen Stadterweiterung, des Weiteren orts- wie regionalgeschichtliche Bedeutung. Von diesem Bau gingen die Verwaltung und Projektierung der umgebenden Bergbauanlagen sowie zugehörigen Werke und Infrastruktur aus. Die an diesem Sitz getroffenen Entscheidungen haben durch die teils massiven Kulturlandschaftsveränderungen bis heute sichtbare Auswirkungen. Insofern stellt das Objekt ein herausragendes Zeugnis innerhalb des Mitteldeutschen Braunkohlenreviers dar und ist fernerhin ein überregional wirtschaftsgeschichtliches Dokument.
(Josephine Dreßler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2021)
Datierung:
- Erbauung 1922–1923 (Verwaltungsbau)
Quellen/Literaturangaben:
- Förderverein des Museums der Stadt Borna e. V. (Hg.): Von Abtei bis Zwiebelhaus. Ein Lexikon zur Geschichte der Stadt Borna. Borna 2001, S. 24, 278f.
- Christliches Umweltseminar Rötha e.V./Kulturbüro im Werk Espenhain (Hg.): Glück auf, Witznitz! Südraum Journal 10. Leipzig 1999, S. 22f.
- Bischoff, Ursula: Der Einfluss der bergbaulichen Traditionen und großindustriellen Entwicklungen auf das soziale Gefüge und die Mobilität der Braunkohlenarbeiterschaft von Borna. Berlin 2000, S. 86f.
- Weise, Valentin Sebastian: Ehemaliges Verwaltungsgebäude der Deutschen Erdöl Aktiengesellschaft (DEA). Facharbeit Gymnasium am Breiten Teich. Unveröffentlicht 2019.
- Kraft, Marco: Wirtschaftsgeschichte der Witznitzer Kohlenwerke. In: Das Digitale Südraumarchiv, 2021. URL: http://suedraumarchiv.hvbola.de/docs/entstehung-eines-wirtschaftszweigs/wirtschaftsgeschicht, .
- Bauaktenarchiv Borna, Röthaer Straße 22, 24.
- Berkner, Andreas/Kulturstiftung Hohenmölsen e. V. (Hg.): Bergbau und Umsiedlungen im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier. Beucha/Markkleeberg 2022, S. 296.
Bauherr / Auftraggeber:
- Eigentümer: Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft, Oberbergdirektion Borna
- Eigentümer: Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft, Verwaltung der Braunkohlenbetriebe Borna
- Bauherr: Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft, Oberbergdirektion Borna
- Entwurf: Burghardt, Kurt
BKM-Nummer: 30200003