Die aus vier stadträumlich versetzt angeordneten Wohnblöcken bestehende Mehrfamilienhausbebauung entlang der Karl-Bartelmann-Straße ist Teil der ab 1940 ausgeführten Erweiterung „Siedlung Böhlen Südstraße“. Für das Wohnungsbauprogramm mit insgesamt 200 Wohneinheiten für Angehörige der kriegswichtigen Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) und in Folge des Braunkohleabbaus durch Devastierung betroffene Wohnungssuchende erteilte das Reichsamt für Wirtschaftsausbau 1941 eine Ausnahmeregelung. Die ASW übertrug die Bauherrschaft an die Bergmanns-Wohnstättengesellschaft Borna mbH, den Entwurf und die Bauoberleitung übernahm die Planungsabteilung der ASW in Dresden. Der bis 1943 fertiggestellte Siedlungsteil setzt sich aus zwei in der Bauflucht der Karl-Bartelmann-Straße angeordneten Wohnblöcken mit zwei bzw. vier Vierfamilienhäusern und zwei zum Abzweig in die Richard-Wagner-Straße zurückgesetzt platzierten Gebäuden aus zwei bzw. einem Vierfamilienhaus zusammen. Durch die unterschiedliche Länge der Wohnblöcke ergibt sich eine asymmetrische Eingangssituation mit einem längeren Vorhof im Süden mit Verbindungsmauer mit Durchgang zwischen den Gebäuden und einem schmaleren Vorbereich im Norden in die ansonsten eher streng aufgebaute städtebauliche Anlage. Zum Einsatz kommen der Vierfamilienhaustyp A1 als Zweispänner mit vier Zimmern, Küche und Bad bei 59,7 qm Wohnfläche mit straßenseitiger Haupterschließung und Durchgang zum Garten sowie als Variante der Vierfamilienhaustyp A2 mit fast identischer Aufteilung, allerdings ohne durchgesteckte Erschließung. Die massiv gemauerten Gebäude mit Walmdach sind verputzt und traditionell gestaltet mit Bruchsteinsockel, schlicht profiliertem Traufgesims und regelmäßig gegliederten Fassaden. Die straßenseitigen Eingänge sind durch ursprünglich hervortretende Türleibungen und eine horizontal gegliederte Brettertür mit gesprossten Oberlicht betont.
Die im Auftrag der ASW errichtete Wohnbebauung ist im Kontext der Entwicklung von Böhlen zum Industrieort sozial- und ortsgeschichtlich sowie städtebaulich relevant.

(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:

• Erbauung 1940 (Mehrfamilienhäuser))
  

Quellen/Literaturangaben:

• Archiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B18206, B18334
  

Bauherr / Auftraggeber:

• Bauherr: Bergmanns-Wohnstättengesellschaft Borna m.b.H.
  
• Entwurf: Aktiengesellschaft Sächsische Werke
  
• Ausführung: Arbeitsgemeinschaft Erzgebirge
  

BKM-Nummer: 30100309