Sportpark Turnverein Jahn und Jahnbaude Böhlen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Böhlen (Sachsen), Rötha
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 11′ 58,68″ N: 12° 23′ 49,25″ O 51,19963°N: 12,39701°O
Koordinate UTM 33.318.147,86 m: 5.675.245,42 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.527.855,09 m: 5.673.927,96 m
  • Sportpark mit Sportplatz, Turnhalle, Kegelhalle und Sozialräumen, Blick über den Rasenplatz nach Nordwest

    Sportpark mit Sportplatz, Turnhalle, Kegelhalle und Sozialräumen, Blick über den Rasenplatz nach Nordwest

    Fotograf/Urheber:
    Nils Schinker
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  • Sportpark mit Sportplatz, Turnhalle, Kegelhalle und Sozialräumen, Gaststätte Jahnbaude, Blick nach Norden

    Sportpark mit Sportplatz, Turnhalle, Kegelhalle und Sozialräumen, Gaststätte Jahnbaude, Blick nach Norden

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Das Sportgelände des Turnvereins »Jahn« Böhlen e. V. liegt im Südosten von Böhlen am Ortseingang zwischen der Röthaer Straße und der Bahnstrecke nach Rötha. Der 1881 gegründete Verein verband mit der Aktiengesellschaft Sächsische Werke ein längeres Pachtverhältnis, um in den 1920er Jahren auf den werkseigenen und später teilweise hinzugekauften Grundstücken Sportflächen anzulegen. Die frühesten Zeichnungen für den Turnverein »Jahn« reichen bis in das Jahr 1921, die einen umfangreich geplanten Sportpark mit Turnhalle, Fuß- und Handballfeld, Flächen für Schlagball, Faustball, Tennis, Geräteturnen, einen Platz für volkstümliches Turnen sowie eine Eingangssituation mit Ehrenhain und Schmuckplatz darstellen. Zumindest das Sportfeld und eine barackenartige Turnhalle mit Wirtschaftsraum und Zugang von Westen über einen alleegesäumten Ehrenhain sind 1922 auch ausgeführt worden. Das Turnhallengebäude besetzte eine nach Osten abfallende Hangkante, die als Besucherdamm an der Längsseite des 70x100m-Sportplatzes diente.
Der Zuzug an Arbeitern in der Braunkohleindustrie machte sich auch in steigenden Mitgliederzahlen bemerkbar, so dass die Räumlichkeiten bald erweitert werden sollten. Im Jahre 1926 reichten die Leipziger Architekten Bock, Paatzsch & Thier einen Entwurf für einen Neubau an Stelle der bestehenden Turnhalle ein, der einen dem spitzen Grundstücksverlauf folgenden, dreifach zurückgestuften Grundriss vorsah. Das Raumprogramm sollte einen großen Turnsaal mit Bühne, mit zum Sportfeld vorgelagerter Terrasse, einen kleinen Turnsaal mit angeschlossenem Erfrischungsraum mit Küche sowie Umkleiden und Geräteraum im Souterrain umfassen. Die Ansichten lassen einen expressionistischen Backsteinbau mit Walmdach (Turnhalle) und Stufengiebel mit ausgebautem Dach über den Gasträumen erwarten. Vermutlich aus wirtschaftlichen Gründen wurde das Projekt in dieser Form nicht ausgeführt, sondern 1929 ein vereinfachter Entwurf eingereicht, der nur noch einen Anbau an die bestehende Turnhallenbaracke von 1922 vorsah. Dennoch wurde die Grundkonzeption von Grundriss und Raumprogramm beibehalten. So entstand 1930 als Erweiterung ein Flachbau mit kleinem Turnsaal und Wirtschaftsräumen. Die Gestaltung des Baukörpers wurde gegenüber dem Vorentwurf mit einem flach geneigten Walmdach deutlich vereinfacht, die Fassaden zeigen mit einer horizontalen Betonung durch bandartige Fensteranordnung und auskragenden Dachüberstand Anklänge an das Neue Bauen. In den 1970er Jahren musste die Turnhallenbaracke einem Ersatzbau mit Traversenüberdachung zum Sportplatz weichen. Der als ungetypter Mauerwerksbau bezeichnete Flachbau wurde nach einem Entwurf von Dipl-Ing. G. Hartmann im Auftrag des VEB Kombinats »Otto Grotewohl« Böhlen ausgeführt.
Die Gaststätte »Jahnbaude« erinnert heute noch an die Wurzeln des Vereins, dessen Nachfolgeorganisation der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Chemie Böhlen mit der Fußballmannschaft die Oberliga der DDR erreichte. Vor diesem Hintergrund ist das Sportgelände mit den in den letzten Jahren stark überformten Gebäuden sozial-, wirtschafts- und ortsgeschichtlich von Bedeutung.

(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:
  • Erbauung 1922 (Sportpark), Erweiterung 1930, Ersatzbau 1977

Quellen/Literaturangaben:
  • Kaufmann, Gregor/Nabert, Thomas: Böhlen. Vom Rittergutsdorf zur Industriestadt; Leipzig 2002, S. 59, 80-81.
  • Christliches Umweltseminar Rötha e. V./Kulturbüro Espenhain (Hgg.): Braunkohle-Energie-Chemie. 80 Jahre Industrieentwicklung am Standort Böhlen-Lippendorf; Südraum Journal 15. Leipzig 2004, S. 56-57.
  • Archiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B18492, B18340, B18596

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Turnverein Jahn e.V. Böhlen
  • Bauherr: VEB Kombinat »Otto Grotewohl« Böhlen
  • Entwurf: Bock, Paatzsch & Thier Architekten, Leipzig (Architekt)

BKM-Nummer: 30100294

Sportpark Turnverein Jahn und Jahnbaude Böhlen

Schlagwörter
Ort
Böhlen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Übernahme aus externer Fachdatenbank

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„Sportpark Turnverein Jahn und Jahnbaude Böhlen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30100294 (Abgerufen: 20. März 2025)
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