Kulturhaus und Kulturpark Böhlen

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Böhlen (Sachsen)
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 12′ 27,55″ N: 12° 23′ 25,37″ O 51,20765°N: 12,39038°O
Koordinate UTM 33.317.716,22 m: 5.676.153,61 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.527.386,74 m: 5.674.817,78 m
Das Kulturhaus Böhlen liegt inmitten einer nach Nordosten in den Landschaftsraum übergehenden Parkanlage. Zum Zeitpunkt seiner Errichtung war das städtebauliche Umfeld noch unbebaut. Die umfassenden Planungen für den Ausbau eines zwischen Kulturhaus und dem vorhandenen Sportstadion sich entfaltenden Kulturparks mit vielfältigen Einrichtungen für Bildung, Freizeit und Sport belegen die Bedeutung der Braunkohleindustrie in der Nachkriegszeit und die soziale und kulturelle Einflussnahme des Werkes Böhlen. Die Initiative zum Bau von Sozial- und Kultureinrichtungen ging von Alexej Mochow aus, der von 1948 bis 1950 sowjetischer Direktor des Benzinwerks war. Die sowjetische Militäradministration stellte beträchtliche Mittel für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Werktätigen zur Verfügung. Schnell fand die Entwicklung des Kulturpalastes als eines der ersten und größten Projekte dieser Art die Unterstützung des Ministerpräsidenten Otto Grotewohl, so dass am 13. Oktober 1949 der erste Spatenstich erfolgen konnte. Bauherr war das Kombinat Böhlen, das ab 1952 den Nahmen VEB Kombinat „Otto Grotewohl“ Böhlen führte. Bis 1954 waren alle Arbeiten am Gebäude nach Entwurf des Kollektivs Friedmann und der nach Plänen von Prof. Werner Bauch gestalteten Gartenanlage mit Springbrunnen und Freilichtbühne abgeschlossen. Mit der Eröffnung bereits am 31. Januar 1952 entwickelte sich das Kulturhaus mit seinem ursprünglich 985 Plätze fassenden großen Theatersaal sowie kleinen Saal mit 100 Sitzplätzen, Gaststätte und weiteren kleineren Räumen zum kulturellen Zentrum im Landkreis. 2002 zerstörte ein Brand den großen Saal, der danach mit etwas reduzierter Platzanzahl wiederaufgebaut wurde. Das Kulturhaus Böhlen wird seit 2010 von der städtischen Kulturbetriebs GmbH betrieben und ist Sitz des Leipziger Symphonieorchesters.
Die städtebaulich weitgreifende Anlage des Kulturhauses mit seinem zurückspringenden Mittelteil wird im Stadtgrundriss durch die ab 1954 entlang der Leipziger Straße entstandenen Wohnblöcke mit einer axialsymmetrischen Anordnung unmittelbar aufgegriffen. Das zweigeschossige Gebäude des Kulturhauses präsentiert sich in weitem Abstand zur Straße mit breiter Hauptfassade aus erhöhtem Mittelbau mit sechs großen Glastüren als Eingangsbereich und seitlich gefassten, spiegelsymmetrischen Flügelbauten mit runden verglasten Ecken und acht Fensterachsen je Gebäudeflügel. Zur Originalausstattung gehören beispielsweise Fenstergitter im Obergeschoss und das in der Putzfassade eingelassene Schlegel und Eisen-Symbol. Der Kulturpark bildet die gartenkünstlerische Umrahmung des Kulturgebäudes und erstreckt sich in West-Ost-Richtung mit Bezug auf die Mittelachse des Baus. Der Zugangsbereich auf der Westseite ist durch Freiflächen mit großzügig ausgestatteter, fast runder Vorfahrt geprägt, die von einer Baumreihe aus Rosskastanien begleitet wird. Die ursprüngliche aufwändige Ausschmückung mit Rabatten und Kunstwerken auf dem Vorplatz ist nicht mehr vorhanden oder verändert. Die auf der Ostseite großzügig gestaltete Parkanlage kennzeichnen Baumgruppen und Solitärgehölze verschiedener Arten, die sich mit offenen Wiesenflächen abwechseln. Ein Wegesystem verbindet den Kulturpalast mit den verwilderten Anlagen des früheren Wasserbeckens und einer Freilichtbühne im Park.
Das 1979 eingeweihte Otto-Grotewohl-Denkmal, das in die Grünanlagen vor der Hauptfront integriert war, ist nur noch teilweise erhalten. Das von einer Birkengruppe begleitete Denkmal nach Entwurf des Bildhauers Otto Thielicke bestand aus drei Teilen: einer Stele mit Bronzebüste Otto Grotewohls, flankiert von zwei Sandsteintafeln mit Inschriften. Die Inschrift wurde abgeschlagen und die Büste vom Sockel gestoßen. Die Bronzebüste ist heute Teil einer kleinen Galerie im Foyer und erinnert mit zahlreichen Gemälden an die eng mit der Braunkohleindustrie verbundene Geschichte des Standortes und die Lebenswelt der dort tätigen Menschen.
Das Kulturhaus ist mit der Parkanlage samt Wasserbecken und Freilichtbühne sowie Otto-Grotewohl-Denkmal als Sachgesamt geschützt. Das Gebäude ist als erster Kulturpalast der DDR bau- und kulturgeschichtlich bedeutsam, die Parkanlage ist als Zeugnis der Gartenkunst der 1950er Jahre sowie als Werk des bedeutenden Landschaftsarchitekten Prof. Werner Bauch auch gartenkünstlerisch von Bedeutung. Für die über Jahrzehnte von der Braunkohleindustrie geprägte Region ist das Kulturhaus ein sozial- und wirtschaftsgeschichtlich relevantes Zeugnis, mit dem zahlreiche persönliche Erinnerungen verbunden sind.

Datierung:
  • Erbauung 1949-1952 (Kulturhaus)

Quellen/Literaturangaben:
  • Christliches Umweltseminar Rötha e. V./Kulturbüro Espenhain (Hgg.): Braunkohle-Energie-Chemie. 80 Jahre Industrieentwicklung am Standort Böhlen-Lippendorf; Südraum Journal 15. Leipzig 2004, S. 32, 57-58.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B3684, Böhlen, Kulturhaus.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B18668, Böhlen, Kulturhaus, 1952.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20409, Böhlen, Kulturpark, Ausbau, 1955.
  • Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20786, Böhlen, Kulturhaus, Fahrradschuppen, 1953.
  • Hain, Simone u. a.: Die Salons der Sozialisten Kulturhäuser in der DDR; 1. Aufl., Berlin 1996, S. 117-120.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Entwurf: Friedemann (Architekt)

BKM-Nummer: 30100257

Kulturhaus und Kulturpark Böhlen

Schlagwörter
Ort
Böhlen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Kulturhaus und Kulturpark Böhlen”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-30100257 (Abgerufen: 28. März 2025)
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