Die städtebaulich weitgreifende Anlage des Kulturhauses mit seinem zurückspringenden Mittelteil wird im Stadtgrundriss durch die ab 1954 entlang der Leipziger Straße entstandenen Wohnblöcke mit einer axialsymmetrischen Anordnung unmittelbar aufgegriffen. Das zweigeschossige Gebäude des Kulturhauses präsentiert sich in weitem Abstand zur Straße mit breiter Hauptfassade aus erhöhtem Mittelbau mit sechs großen Glastüren als Eingangsbereich und seitlich gefassten, spiegelsymmetrischen Flügelbauten mit runden verglasten Ecken und acht Fensterachsen je Gebäudeflügel. Zur Originalausstattung gehören beispielsweise Fenstergitter im Obergeschoss und das in der Putzfassade eingelassene Schlegel und Eisen-Symbol. Der Kulturpark bildet die gartenkünstlerische Umrahmung des Kulturgebäudes und erstreckt sich in West-Ost-Richtung mit Bezug auf die Mittelachse des Baus. Der Zugangsbereich auf der Westseite ist durch Freiflächen mit großzügig ausgestatteter, fast runder Vorfahrt geprägt, die von einer Baumreihe aus Rosskastanien begleitet wird. Die ursprüngliche aufwändige Ausschmückung mit Rabatten und Kunstwerken auf dem Vorplatz ist nicht mehr vorhanden oder verändert. Die auf der Ostseite großzügig gestaltete Parkanlage kennzeichnen Baumgruppen und Solitärgehölze verschiedener Arten, die sich mit offenen Wiesenflächen abwechseln. Ein Wegesystem verbindet den Kulturpalast mit den verwilderten Anlagen des früheren Wasserbeckens und einer Freilichtbühne im Park.
Das 1979 eingeweihte Otto-Grotewohl-Denkmal, das in die Grünanlagen vor der Hauptfront integriert war, ist nur noch teilweise erhalten. Das von einer Birkengruppe begleitete Denkmal nach Entwurf des Bildhauers Otto Thielicke bestand aus drei Teilen: einer Stele mit Bronzebüste Otto Grotewohls, flankiert von zwei Sandsteintafeln mit Inschriften. Die Inschrift wurde abgeschlagen und die Büste vom Sockel gestoßen. Die Bronzebüste ist heute Teil einer kleinen Galerie im Foyer und erinnert mit zahlreichen Gemälden an die eng mit der Braunkohleindustrie verbundene Geschichte des Standortes und die Lebenswelt der dort tätigen Menschen.
Das Kulturhaus ist mit der Parkanlage samt Wasserbecken und Freilichtbühne sowie Otto-Grotewohl-Denkmal als Sachgesamt geschützt. Das Gebäude ist als erster Kulturpalast der DDR bau- und kulturgeschichtlich bedeutsam, die Parkanlage ist als Zeugnis der Gartenkunst der 1950er Jahre sowie als Werk des bedeutenden Landschaftsarchitekten Prof. Werner Bauch auch gartenkünstlerisch von Bedeutung. Für die über Jahrzehnte von der Braunkohleindustrie geprägte Region ist das Kulturhaus ein sozial- und wirtschaftsgeschichtlich relevantes Zeugnis, mit dem zahlreiche persönliche Erinnerungen verbunden sind.
Datierung:
- Erbauung 1949-1952 (Kulturhaus)
Quellen/Literaturangaben:
- Christliches Umweltseminar Rötha e. V./Kulturbüro Espenhain (Hgg.): Braunkohle-Energie-Chemie. 80 Jahre Industrieentwicklung am Standort Böhlen-Lippendorf; Südraum Journal 15. Leipzig 2004, S. 32, 57-58.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B3684, Böhlen, Kulturhaus.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B18668, Böhlen, Kulturhaus, 1952.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20409, Böhlen, Kulturpark, Ausbau, 1955.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20786, Böhlen, Kulturhaus, Fahrradschuppen, 1953.
- Hain, Simone u. a.: Die Salons der Sozialisten Kulturhäuser in der DDR; 1. Aufl., Berlin 1996, S. 117-120.
Bauherr / Auftraggeber:
- Entwurf: Friedemann (Architekt)
BKM-Nummer: 30100257