Die an einen erweiterten Rundling erinnernde Dorfanlage mit romanischer Kirche aus dem 13. Jahrhundert und mehreren, davon sieben denkmalgeschützten Hofanlagen ist ein Ortsteil der Stadt Groitzsch. Es befindet sich am westlichen Rande des Braunkohleabbaugebietes „Vereinigtes Schleenhain“ auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Tagebau Peres im Norden und Schleenhain im Süden. Der nördlich von Pödelwitz liegende Ortsteil Leipen mit 82 Einwohnern musste bereits 1966 für den Tagebau Peres weichen, dessen östlich des Dorfes Pödelwitz errichteten Tagesanlagen bis heute von der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft (MIBRAG) genutzt werden. Pödelwitz verfügte seit 1909 über einen Eisenbahnanschluss an die Bahnstrecke Neukieritzsch-Pegau, wobei Teile der Strecke durch den Tagebau überbaggert wurden. Das Stationsgebäude am Ostrand des Dorfes ist noch vorhanden.
Das Dorf Pödelwitz war lange durch eine angestrebte Abbaggerung bedroht. Nachdem sich eine große Mehrheit der Bewohner für einen Wegzug ausgesprochen hatte, fiel 2012 der Beschluss zur Umsiedlung des Dorfes. Am 16. November 2012 unterzeichneten die zuständigen Entscheidungsträger der Stadt Groitzsch sowie der MIBRAG in Großstolpen den Grundlagenvertrag zur Umsiedlung der Ortslage Pödelwitz (Pödelwitz-Vertrag) und den Nachbarschaftsvertrag mit der Stadt Groitzsch. Die Umsiedlung sollte spätestens 2018 abgeschlossen sein. Am 11. Juli 2013 beschloss der Stadtrat die Erschließung zweier neuer Baugebiete, darunter das geplante Wohngebiet „Schiefer Weg“, dem heutigen „Pödelwitzer Bogen“, ein Umsiedlungsvorhaben der MIBRAG für die Bewohner der Ortslage Pödelwitz. Zu dieser Zeit beabsichtigten etwa 15 Familien am neuen Standort zu bauen. Einige Umsiedlungsgegner gründeten die „Initiative Pro Pödelwitz“, welche juristisch gegen die Pläne vorging und sich für den Erhalt des Dorfes einsetzte. In den Jahren 2018 und 2019 fand in Pödelwitz das Klimacamp Leipziger Land statt. Im Februar 2019 gründete die Bürgerinitiative zusammen mit anderen Initiativen und Tagebaubetroffenen aus der gesamten Bundesrepublik das deutschlandweite Bündnis „Alle Dörfer bleiben“. Erst mit dem Koalitionsvertrag nach der Wahl des Sächsischen Landtags 2019 wurde die Erhaltung des Dorfes festgelegt. Heute gehört dem Braunkohleunternehmen MIBRAG die Mehrzahl der Grundstücke in der Ortslage. Der Verein „Pödelwitz hat Zukunft e. V.“ setzt sich derzeit für eine Revitalisierung des Ortes als Modelldorf ein.
Als letzter, für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain zur Devastierung freigegebener Ort im Mitteldeutschen Revier und aufgrund energiepolitischer Entscheidungen nicht mehr zum Abbruch vorgesehen, ist Pödelwitz regional-, sozial- und baugeschichtlich von Bedeutung.
(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2024)
Datierung:
- Erbauung um 1350 (Dorf)
Quellen/Literaturangaben:
- Berkner, Andreas/Kulturstiftung Hohenmölsen e. V. (Hgg.): Bergbau und Umsiedlungen im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier; Beucha/Markkleeberg 2022, S. 342-346, S. 505-510.
Bauherr / Auftraggeber:
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BKM-Nummer: 30100254