Der vom Entwurfsbüro für Industriebau Leipzig im Auftrag des Rates der Gemeinde Espenhain geplante Schulbau wurde am 1. September 1958 eingeweiht und führte von 1975 bis 1990 den Namen »Hugo Joachim«. Im Entwurf des Schulkomplexes griffen die Architekten auf das Typenmodell der staatlichen Schulbauserie SVB zurück und ordneten das bausteinartige Angebot der Gebäude im Pavillonsystem den lokalen Gegebenheiten entsprechend in Form eines nach Westen ausgerichteten U-förmigen Grundrisses spannungsvoll zueinander und zum seinerzeit gegenüberstehenden Kulturhaus an.
Der langgezogene dreigeschossige Hauptklassentrakt mit Walmdach steht mit der Stirnseite und deutlich abgerückt zur Hainer Straße. Nach Süden schließt ein zweigeschossiger Zwischenbau mit Neben- und Fachräumen an, der die Turnhalle mit Walmdach erschließt und mit dieser einen nach Westen orientierten Schulhof mit angrenzendem Schulgarten aufspannt. Die Gestaltung der Baukörper und ihrer Fassaden bezeugt die Wende vom traditionellen Bauen in den 1950er Jahren hin zu einer sachlicheren und funktionaleren Bauweise in der DDR-Architektur. Während Dachformen, Gliederung der Putzfassaden mit Sockel und Gesims sowie Gestaltung mit Putzfaschen und Betonwerkstein handwerklich-traditionelle Bezüge aufweisen ist die Zonierung der Funktionen und ihre Ablesbarkeit in der Fassade modern. Dazu zählen der asymmetrisch in der Nordfassade angeordnete Eingangsrisalit, das geschossübergreifende Treppenhausfenster auf der Südseite und die großzügigere Befensterung für die dahinterliegenden Flure der einhüftig erschlossenen Klassenzimmer. Der Wechsel von geschlossenen Putzflächen mit unterschiedlich rhythmisierten Fensterabschnitten und -formaten verdeutlichen den gestalterischen Anspruch des auch heute noch einschließlich der originalen Fensteraufteilung vorhandenen Schulkomplexes. Die Schulgebäude werden derzeit energetisch saniert und an die aktuellen Brandschutzanforderungen angepasst. Dazu zählt auch ein der westlichen Innenhofseite angebrachter stählerner Treppenturm. Mit dem derzeitigen Rückbau der B95 und der damit verbundenen Umgestaltung der Straßenführung »An der Schule« ist eine Aufwertung der Außenanlagen zu erwarten.
(Nils Schinker, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1957–1958 (Schule)
Quellen/Literaturangaben:
- Sperling, Wolfgang: 700 Jahre Espenhain 1322-2022; Espenhain 2022, S.141-142, 320.
- Kreisarchiv des Landkreises Leipzig in Grimma, B20925_Espenhain_Mittelschule.
Bauherr / Auftraggeber:
- Bauherr: Rat der Gemeinde Espenhain
- Entwurf: Entwurfsbüro für Industriebau Leipzig
BKM-Nummer: 30100076