Für die seit 1900 in Köln ansässige und von Paul Silverberg geleitete Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergbau und Brikettindustrie (RAG) wurde unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg ein wohl schon länger geplantes repräsentatives Verwaltungsgebäude am Rhein errichtet, unweit der bisher dominierenden Verwaltungsgebäude der Eisenbahn und noch innerhalb des mittelalterlichen Stadtgrundrisses. Der von Henrich Müller-Erkelenz im Stil barocker Stadtpaläste (Augsburg, Amsterdam) gestaltete Großbau besteht aus einem Hauptgebäude am Rhein und einem rechts entlang der Straße anschließenden Seitenflügel. Im Zweiten Weltkrieg wurde vor allem die Dachlandschaft des Baus mit dem zentralen Giebel zerstört und danach reduziert wieder aufgebaut. 1981 verließ die nach mehreren Fusionen seit 1959 weitgehend konkurrenzlose „Rheinbraun“ die Kölner Innenstadt und zog in das neue Verwaltungsgbäude in Köln-Junkersdorf. Der Altbau wurde Kern des Altenzentrums Vinzenzhaus.
Beschreibung:
Der quergelagerte Hauptbau in Backstein ist traditionell in einen Sockel mit Rundbogenfenstern, drei Hauptgeschosse und ein durch ein umlaufendes Gesims abgesetztes oberstes Vollgeschoss gegliedert. Die vertikale Gliederung ist symmetrisch und beginnt an den Seiten durch drei von den Ecken weit abgesetzte Fensterachsen, auf die ein überbreiter, aber nur leicht vorgezogener Risalit mit nochmals dreigeteilter Achsanordnung (2-3-2) folgt. Ein über zwei Geschosse reichender, drei Achsen breiter Portalvorbau mit seitlichen Doppelsäulen und verkröpftem Balkonabschluss rahmt ein großes, hölzernes, zweiflügeliges Rundbogenportal. Oberhalb des Kranzgesimses geht der Risalit in einen durch Pilaster stärker plastisch durchgebildeten Frontgiebel über, der nach der Kriegszerstörung in einem eingezogenen, durchfensterten, flachgiebelig gedeckten Freigeschoss endet, statt sich hoch aufragend bis auf Portalbreite zu verringern. Die seitliche Front am Thürmchenswall gliedern dreigeschossige Erker.
Datierung:
- Baubeginn: 1921
- Inbetriebnahme: 1922 (RAG)
- Umbau: ca. 1985
- Ende der Nutzung: 1981
Literatur:
- Silverberg, Paul: 25 Jahre Entwicklung der Rheinischen Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergbau u. Brikettfabrikation, 1903-1928, Köln 1928
- Gehlen, Boris: Paul SIlverberg (1876-1959), ein Unternehmer (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte 194); Stuttgart 2007
- Vogts, Hans (Schriftleitung): Architekten- und Ingenieurverein für den Niederrhein und Westfalen und Köln (Hrsg.). Köln 1927
- Buschmann, Walter / Gilson, Norbert / Rinn, Barbara: Braunkohlenbergbau im Rheinland (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes). Worms 2008
- Schillig, Christiane: Das Werk des Architekten Heinrich Müller-Erkelenz (Veröffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln 49); Diss., Köln 1994
(Dr. Alexander Kierdorf, 2022)
BKM-Nummer: 20565000