Die Siedlung Kraftwerk wurde um 1920 nördlich der Braunkohlekraftwerke Fortuna I (1912) und II (1923) errichtet. Unter Paul Silverberg aus Bedburg kam es 1908 zum Zusammenschluss führender Braunkohlenbetriebe und zur Niederlassung der Muttergesellschaft Rheinische AG für Braunkohlen- und Brikettfabrikation (RAG) in Köln, das 1912 mit der RAG einen Liefervertrag für Strom abschloss. Für Grube und Kraftwerk Fortuna war südwestlich von diesen eine isoliert gelegene, umfangreiche eigene Werkssiedlung angelegt worden, die in den 1980er Jahren zugunsten der letzten Ausbaustufe des Tagebaus Fortuna gemeinsam mit den Kraftwerken wieder abgebrochen wurde. Sieht man von der „Tochtergründung“ Fortuna-Nord (zwischen Niederaußem und Auenheim) ab, ist die „Kraftwerkssiedlung“ Abts-Acker-Straße am Südrand von Oberaußem das letzte bzw. älteste bauliche Zeugnis des einst bedeutenden Standorts Fortuna. Die Siedlung wurde einheitlich energetisch saniert (Isolierung).
Beschreibung:
Die Abts-Acker-Straße mit der Werkssiedlung Kraftwerk verband als neue Erschließungsstraße die Alpener und die ältere Fortunastraße, sie ist aber durch Grünflächen bis heute deutlich von der umgebenden Bebauung abgesetzt. Die Siedlung erscheint als locker aneinander gereihte Folge von Doppel-, Vierer- und Doppel-Dreier-Hausgruppen, die mit einem zurückgesetzten Doppelhauspaar an der Alpener Straße beginnen. Die beiden folgenden Hausblöcke sind als symmetrische Paare näher zusammengerückt und bilden so einen klar definierten Straßenraum, der sich aber unmittelbar darauf zu einem baumfreien, platzartigen Raum weitet, dessen beide Längsseiten von je sechs durch eine mittlere Bogenöffnung getrennten Häusern gefasst werden. Den Abschluss nach Südosten bilden weitere Vierereinheiten, zuletzt nur noch auf der Nordseite, weil die Straße nun unmittelbar an einem Bahndamm entlangführt. In einiger Entfernung folgen östlich an der Einmündung in die Fortunastraße mehrere Einfamilienhaus-Zeilen.
Datierung:
- überwiegend ca. 1920, östl. Teil etwas später
Literatur:
- Das Kraftwerk Fortuna II: Monographie eines Dampfkraftwerks in systematischer Darstellung (Siemens-Handbücher 5), Berlin 1925
- Braschoß, Heinz: Kirchen, Kapellen und Wegekreuze in Bergheim; Bergheim 2004
- Kleinebeckel, Arno: Rheinische Braunkohlenwerke Aktiengesellschaft (Hrsg.). Köln 1986
- Buschmann, Walter / Gilson, Norbert / Rinn, Barbara: Braunkohlenbergbau im Rheinland (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes). Worms 2008
- Pass, Albert: Die Elektrizitäts-Großversorgung im Kölner Braunkohlengebiet. Eine wirtschaftsgeschichtliche Abhandlung, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines Doktors der Staatswissenschaften (Dr. rer. pol.) bei der wirtschafts- und
sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Köln. Köln 1923
- Schreiber, Albert: Das Kraftwerk Fortuna II. Monographie eines Dampfkraftwerkes in systematischer Darstellung, (Siemens-Handbücher, Bd. 5). Berlin/Leipzig 1925
- Witt, Detlef: Betriebsverwaltung Fortuna (Hrsg.). Köln 1989
- Schüler, Volker H.W. / Schrön, Helmut: Fortuna. Klütten, Kloster, Kolonie, Gruben, Brikettfabnriken, Kraftwerke, 1857-1945 (dbh 10). Bergheim 2009
(Dr. Alexander Kierdorf, 2022)
BKM-Nummer: 20518000