- der Emscher und der Straße „In der Wanne“ im Norden,
- der Ickerner Straße im Osten,
- der Lange Straße und dem ehemaligen Standort der Zeche Victor III/IV im Süden sowie
- der Nordstraße im Westen.
Der Siedlungs-Zusammenhang wird diagonal durch die Recklinghauser Straße vom Stadtteil Henrichenburg der Stadt Castrop-Rauxel zum Stadtteil Mengede der Stadt Dortmund durchquert.
„Grundlage für den ausgedehnten Wohnungsbau war der planmäßige Ankauf von Grundstücken, Kotten, Höfen und Gütern durch die Gewerkschaft Victor. Gleichzeitig beugte sie dadurch eventuellen Bergschadensforderungenfremder Eigentümer vor. Die Zeche wurde vor allem in Habinghorst und Ickern neuer Großgrundbesitzer“. Insbesondere sind hier die ehemaligen Flächen von verschiedenen Höfen in der Gemarkung, z.B. Hof Schüler, Hof Hühr, Hof Blänker und Hof Radewald usw., unter Aufgabe der ursprünglichen Hofstandorte in Anspruch genommen worden.
Die Errichtung der Siedlung ist in Abhängigkeit zur Aufnahme der Förderung auf der Zeche Victor III/IV zu sehen. Ab 1899 erfolgten die Abteufarbeiten am dritten Schacht Victor III und Aufnahme der Förderung 1905. Der Schacht Victor III wurde1974 still gelegt. Ab 1901 wurde mit dem Abteufen eines vierten Schachtes Victor IV begonnen, der bis1907 als Wetterschacht eingerichtet wurde. Der Schacht Victor IV wurde 1974 still gelegt.
Die Entwicklung des Zechenstandortes im Stadtteil Ickern an der Grenze zur Gemarkung der Gemeinde Habinghorst rief eine hohe Beschäftigtenzahl und demzufolge eine starke Wohnungsnachfrage hervor, die durch die Gewerkschaft Victor gedeckt werden musste. Die Bebauung im Stadtteil Ickern gehört daher im Zusammenhang mit den Siedlungen in den Stadtteilen Rauxel, Bladenhorst und Habinghorst „zu einer der größten Agglomerationen von Bergarbeiter-Siedlungen des Ruhrgebietes“. Die Planung und Ausführung oblag dem Baubüro der Gewerkschaft Victor unter Leitung des Baumeisters und Architekten Emil Lickweg, Castrop. Wie bereits im Stadtteil Ickern-Nord (siehe dort) sind die Siedlungsbereiche unter dem Leitbild der Gartenstadt in offener Bauweise mit Vorflächen und begrünten, meist geschwungenen Straßen entstanden.
Die Entwicklung der Siedlung gliedert sich in folgende Abschnitte (siehe hierzu auch die Abbildung der Übersichtskarteder Siedlung):
Siedlungsbereich 1
Siedlungsbereich an der östlichen Lange Straße zwischen der Römerstraße im Westen undder Recklinghauser Straße im Osten.
Zusammen mit der Einrichtung der Zeche Victor wurden um 1900 in einem ersten Bauabschnitt an der Lange Straße (bis 1926 Kronprinzenstraße, dann auch zwischen 1933 und 1945 auch Adolf-Hitler-Straße bezeichnet) zweigeschossige Doppel-Mehrfamilienhäuser für Angestellteund Beamte in offener, traufenständiger Bauweise mit steilem Satteldach errichtet. Die Gebäude folgten einer beidseitigen, geradlinigen Bauflucht, die lediglich gegenüber der Einmündung des westlichen Teils der Riedstraße zurückspringt. Die Bebauung wurde in diesen Formen bis Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts nach Osten fortgeführt undergänzt.
Siedlungsbereich 2
Siedlungsbereich im Nordwesten an den Straßen „In der Wanne“ und „Am Esch“ sowie der Aapstraße.
Nach 1910 schloss sich der Bau der Siedlungen an der Wannerbruchstraße sowie an der Straße „Im Esch“ und an der Aapstraße an. Dieser Bereich wurde 1921/1922 an Straße „In der Wanne“ erweitert.
Siedlungsbereich 3
Siedlungsbereichim Nordosten an der Lakestraße sowie der Straße „In der Mark“, der Straße „Telgenkamp“ und der Straße „Holzheide“.
Hierauf folgten 1911/1912 die Siedlungen an der Lakestraße sowie der Straße „In der Mark“, der Straße „Telgenkamp“ und der Straße „Holzheide“.
Siedlungsbereich 4
Siedlungsbereich im Südwesen an der Wesselstraße, Borghagener Straße, Wannerbruchstraße, Breddestraße, Malterscheidtstraße und der Sünderlingstraße sowie deren Nebenstraßen wie der Straße „Am Busch“, der Straße „Heiligenbaum“, der Riedstraße und der Straße „Reherlen“.
Die Bebauungsstruktur in diesen zuvor genannten Siedlungsbereichen folgte dem Gedanken der Gartenstadt mit Haustypen in ein- bis zweigeschossigen Doppelhäusern oder Dreiergruppen mit je zwei Wohnungen in offener Bauweise und mit steil geneigtem Satteldach.
Die Doppelhäuser, ursprünglich meist für mehr als vier Familien geplant, werden heute infolge der Privatisierung fast ausschließlich als zwei Einfamilienhäuser genutzt. Diese Entwicklung hat zwangsläufig zu einer Abnahme der Bevölkerungsdichte geführt. Die sich daran anschließenden Modernisierung und Umgestaltung haben vielfach der ursprünglichen, zusammenhängenden „Gestaltung aus einer Hand“ ihre Eigenart genommen. Die Planung umfasste seinerzeit die einzelnen Hausentwürfe mit Angaben zum baulichen Detail von kleinen Eingangslauben bis hin zu den Einfriedungen. Bis heute ist lediglich die städtebauliche Großform in ihrer Maßstäblichkeit und in ihren Proportionen ablesbar erhalten geblieben. Viele bauliche Details sind jedoch zwischenzeitlich verloren gegangen. Der Baumbestand wird überwiegend durch hohe Platanen aus der Entstehungszeit der Siedlung geprägt. Das Straßenbild ist jedoch uneinheitlich und im Bereich der Malterscheidtstraße und deren Nebenstraßen durch „Maßnahmen der Wohnumfeldverbesserung“ verändert und teilweise verunklart worden. Der Straßenraum hatte einen großzügig geschwungenen Verlauf und war früher beidseitig durch Baumstandorte, begrünte Vorflächen und Gebäude gegliedert. Der Charakter des Straßenraums ist seit der um 1980 durchgeführten Umgestaltung mit engen Versätzen und der notwendige Anordnung von PKW-Stellflächen aufgegeben worden. Durch die Verlagerung des Verkehrs auf die Recklinghauser Straße und die Lange Straße konnte allerdings die angestrebte Verkehrsentlastung des Quartiers vomgebietsfremden Verkehr jedoch erreicht werden. Das Ergebnis, ein beruhigter Siedlungsbereich mit hoher Wohnqualität, kann sich deshalb dennoch sehen lassen. Im Vergleich zu dieser Siedlung sind die Straßenräume in den übrigen Siedlungsbereichen überwiegend im vorgefundenen Bestand erhalten geblieben. Weil die städtebaulichen Bedingungen keinen Anlass für bauliche Veränderungen des Straßenraums gegeben haben, war dort offensichtlich nicht in dem Maße die Notwendigkeit zu Handeln gegeben. Eine Gestaltungssatzung oder Erhaltungssatzung gibt es für diesen Siedlungsbereich nicht. Auch die Unterschutzstellung einzelner Gebäude oder Gebäudeteile als Baudenkmale ist nicht erfolgt, da es in Nachbargemeinden zahlreiche Arbeitersiedlungen mit einem höherrangigen Dokumentationsstand gibt (z.B. Siedlung „Beisenkamp“, Datteln, Siedlung „Hansemann“, Dortmund, und Siedlung „Teutoburgia“, Herne). Die Infrastruktur umfasste auch hier seit 1912 eine „Verkaufsstelle IV“ an der Einmündung der Wesselstraße in die Borghagener Straße sowie eine Gemeindewirtschaft von 1910 im Stadtteil Habinghorst an der Römerstraße Hausnummer 81/Ecke Nordstraße (ehemalige Gastwirtschaft „Zum Nordstern“). Die Grundschule Ickern an der Straße „Am Busch“ liegt in einem Blockinnenbereich. Die ehemalige Volksschule wurde 1910/1912als „Hindenburg-Schule“ errichtet und nahm zugleich in getrennten Teilen innerhalb eines Gebäudes die Katholische Schule (im westlichen Gebäudeteil) wie auch die Evangelische Schule (im östlichen Gebäudeteil) auf. Bauherr war die Gemeinde Ickern, als Verfasser zeichnete der Baumeister Niederfahrenhorstvom seinerzeit zuständigen Bauamt in Mengede.
Siedlungsbereich 5
Sankt-Barbara-Siedlung an der Straße „In der Wanne“. Um Neubergleute und vor allem junge Menschen als dringend benötigtem Nachwuchs attraktiv unterzubringen, entschloss sich die Klöckner AGseit 1951 zum Bau von zwei Jugenddörfern, zum einen des Evangelischen Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands verwalteten „Ruhrjugenddorfes Meisenhof“ und zum anderen der „Heimstatt Sankt Barbara“ der katholischen Heimstattbewegung (Straße „In der Wanne“). Das Fürsorgebestreben des Unternehmens verband sich erkennbar mit der Absicht, auf das Denken und Handeln der jungen Menschen als künftige Mitarbeiter entsprechend Einfluss zu nehmen. Im ersten Bauabschnitt wurden zwei Lehrlingshäuser, ein Wirtschaftsgebäude mit Speisesaal, ein Wohnhaus für den Heimleiterund die Verwaltungsangestellten sowie eine Heizzentrale erstellt. Ein drittes Lehrlingshaus kam später hinzu („Michael“ und „Georg“ sowie „Don Bosco“) ... Zu den Lehrlingshäusern wurden dann noch die Knappenhäuser „Liborius“, „Bonifatius“ und „Christopherus“ gebaut. In einem zusätzlichen Knappenheim wohnten Studenten, junge Steiger und sogenannte Seiteneinsteiger, die in ihrem erlernten Beruf keine Anstellung gefunden hatten. Da die Heimstatt Sankt Barbara und das Ruhrjugenddorf Meisenhof immer weniger Nachwuchs hatten, schlossen sie sich 1961 aus wirtschaftlichen Gründen zusammen. Ihre endgültige Schließung erfolgte dann zum Ende des Jahres 1964. Das ehemalige „Barbaraheim“ wurde - wie auch einige Häuser des „Meisenhofs“ – zu Wohnungen umgebaut. Das ehemalige Wirtschaftsgebäude ist in diesem Zusammenhang abgebrochen und einschließlich der bisherigen Freifläche mit Einfamilienhäusern aufgefüllt worden. „Alt“ und „Neu“ lassen sich zwar unterscheiden, die Maßstäblichkeit zwischen den Zeilen der Lehrlingshäuser und der Reihenhäuser ist aufgrund der Proportion und Gliederung der Neubauten jedoch nicht gewahrt. In der Nachbarschaft entstand ebenfalls um 1955 das Jugendheim an der Straße „In der Wanne“ am Rande des Volksparks Ickern, dem Sportplatz und des Parkbades Nord. Das Gebäude soll auf den früheren Hof Koch an diesem Standort zurückgehen.
Siedlungsbereich 6
Zwischen den Straßen „In der Wanne“ und „Emscherbruch“ entstand nach 1950 imAnschluss an vorhandene Einzel- und Doppelhäuser aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Neubebauung ebenfalls mit Doppelhäusern an der Friedhofstraße, Vogtsstraße, Sassenstraße und Eilertstraße, vermutlich für Mitarbeiter der Zeche Victor-Ickern. Von der ursprünglichen Halbkreis-förmigen Bebauung der Beamten- und Angestellten-Siedlung an der östlichen Lange Straße ist nur noch ein einzelnes Gebäude erhalten. Dieses lässt sich an seiner schräg-winkeligen Stellung zur Straße erkennen, die den Auftakt zu einem Kreis darstellt.
Siedlungsbereich 7
In der Nachbarschaft sind an dessen Stelle zwei neuzeitliche Bauanlagen entstanden:
Lange Straße 180 das zweigeschossige Rehabilitations-Heim mit Flachdach bzw. Pultdach als Wohnstätte für körperlich und geistig Behinderte von 2002/2004 (Bauherr: Wohnstätten für Behinderte Herne/Castrop-Rauxel GmbH; Verfasser: Landesentwicklungsgesellschaft NRW - LEG Landesentwicklungsgesellschaft NRW GmbH, Dortmund) sowie Lange Straße 200 das ebenfalls zweigeschossige Senioren-Wohnheim mitflach geneigtem Dach von 1994/1995 (Bauherr: Arbeiterwohlfahrt Bezirk Westliches Westfalen e.V., Dortmund; Verfasser: Architekten Miroslaw Sramek und Ernst Weide, Hagen). Diese Anlage fasst mit einem kreisförmigen Abschluss die südliche Bebauung an der Lange Straße mit einem Hof, der durch den Viertelkreis mit den zentralen Funktonen der Einrichtung umschlossen wird. An die Bebauung schließen sich vier einzelne Flügel mit den Alten-Wohnungen an. Diese sind in den entstehenden Winkel zu kleinen begrünten Binnenhöfen ausgerichtet.
(LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur, 2008)