Platz „Am Markt“ in Castrop

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Castrop-Rauxel
Kreis(e): Recklinghausen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 32′ 51,32″ N: 7° 18′ 41,38″ O 51,54759°N: 7,31149°O
Koordinate UTM 32.382.922,06 m: 5.712.072,78 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.591.016,95 m: 5.713.383,09 m
Die Platzanlage „Am Markt“ (siehe hierzu auch die Abbildung der Übersichtskarte) hat - besonders auch aufgrund­ ihrer städtebaulichen und architektonischen Fassung durch zahlreiche Baudenkmale - eine hervorgehobene Bedeutung für das Stadtgebiet der Stadt Castrop-Rauxel und auch darüber hinaus beibehalten.

Der alte Markt hatte mit einem Stadtbrunnen westlich der ­Münsterstraße noch innerhalb des alten Walls, an der Straße „Im Ort“ gelegen. Viehmärkte sind bereits seit dem 16. Jahrhundert belegt. Regelmäßige, wöchentliche Markttage hatten in Castrop dort erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Tradition. Eine Polizeiverordnung regelte zwei wöchentliche Markttage. Mit der Marktordnung von 1881 kamen neben den Wochenmärkten auch fünf Kram- und Viehmärkte hinzu. 1904 genehmigte der Oberpräsident einen sechsten jährlichen Viehmarkt. Infolgedessen wurde in diesen Jahren auch die Freifläche, die bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Nutzung als „Marktplatz“ herangezogen worden war, Zug um Zug in ihrer heutigen Form ausgebaut. Bis dahin war die umgebende Bebauung teilweise noch überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Historische Fotos zeigen meist noch die allmähliche Veränderung der Bebauung, wie z. B. durch längeren Erhalt des Geilmann'schen Hauses auf dem Markt. Daher erklärt sich auch der „Knick“ in der heutigen Bauflucht der Gebäude „Am Markt“ 11/12 und der „Am Markt“ 13 (Stadtsparkasse).

Der Viehmarkt wurde schließlich auf eine Fläche südöstlich des Marktes an die Straße „Am Stadtgarten“ / Viktoriastraße verlegt, weil sich diese Nutzung nicht mehr mit dem repräsentativen Anspruch eines städtischen „Marktplatzes“ vereinbaren ließ. Als früher, wesentlicher Eingriff in die überkommene, historisch gewachsene Struktur des Stadtkerns ist dennoch die Anlage dieser neuen städtischen Platzfläche südlich des Kirchplatzes innerhalb der Gärten und Freiräume zwischen der heutigen Mühlengasse im Westen und der Wittener Straße im Norden und Osten zu bewerten. Das westliche Teilstück der Wittener Straße führte ursprünglich von dem Abzweig der Straße „Biesenkamp“ bis zur Gabelung der Münsterstraße und Widumer Straße. Dieser Abschnitt wird heute ebenfalls Straße „Am Markt“ bezeichnet. Die neue Platzanlage ist jedoch geschickt in das überkommene Straßennetz eingebunden. Sie lehnt sich an den Lambertusplatz im Norden an. Der Markt ist heute nach nahezu 100 Jahren inzwischen ebenfalls als ein historischer Bestandteil der Stadtmitte zu begreifen. Der neue, nahezu rechteckige, Nord-Süd gerichtete Platz wird durch zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser aus der Zeit von 1900 bis 1914 mit zum Teil in Formen des Historismus und im Heimatstil sowie im „Reformstil“ (einer Variante des Jugendstils) und im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ mit reich, aber straff gegliederten Sandsteinfassaden gefasst.

Der „Altstadtmarkt“ hat - trotz einiger Veränderungen bis in die heutige Zeit - seine Eigenart als zentrale, inzwischen ebenfalls als „historisch“ zu bezeichnende Platzanlage der Stadt gewahrt. Außer der Wochenmarkt-Funktion ist vor allem die Nutzung als innerstädtischer Parkplatz sicherlich heute nicht mehr angemessen, aber zur Erreichbarkeit der zentralen Einrichtungen - gerade auch gegenüber den Einkaufszentren auf der „Grünen Wiese“ - eine wohl unverzichtbare Bedingung. Ein verträglicher Gebrauch dieser zentralen Platzfläche ist dadurch nicht auf alle Zeit aufgehoben, sondern jederzeit möglich, wie die Durchführung von Altstadtfesten und anderen Veranstaltungen über das Jahr zeigen (z.B. im Rahmen des NRW-Programms 2008 „Ab in die Mitte“).

Literatur

Bund Deutscher Architekten (BDA), Kreis Recklinghausen (Hrsg.) (1986)
Architektur im Ruhrgebiet, Kreis Recklinghausen. Recklinghausen.
Fondern, Manfred van (2002)
Castrop-Rauxel - die Chronik: von der Industrialisierung zur Europastadt. Essen.
Scholz, Dietmar (2008)
Eine jüdische Kaufmannsfamilie am Castroper Altstadtmarkt. Vier Generationen Weinberg-Meyer 1813-1942. (unveröffentlichtes Manuskript.) Castrop-Rauxel.
Scholz, Dietmar (1996)
Von der "Freyheit" zur "Europastadt". Eine Geschichte der Stadt Castrop-Rauxel. Stuttgart.
Schröder, Carl (1913)
Beiträge zur Geschichte der Stadt Castrop. Dortmund.
Sparkassenstiftung Castrop-Rauxel für Kultur, Wissenschaft und Umwelt (Hrsg.) (2005)
Das Rote Band - Ein stadtgeschichtlicher Rundgang durch Castrop-Rauxel. Castrop-Rauxel.
Stadt Castrop-Rauxel (Hrsg.) (2001)
Denkmale in Castrop-Rauxel im Kontext der Geschichte ihres Stadtteils. Castrop-Rauxel.
Stadtarchiv Castrop-Rauxel (Hrsg.) (1826)
Urkataster 1826. Castrop-Rauxel.
(o.J.)
Karten im Stadtarchiv der Stadt Castrop-Rauxel (Bezeichnung, Gemarkung, Flur). Castrop-Rauxel.
(o.J.)
Bauakten von Bauvorhaben. Castrop-Rauxel.

Platz „Am Markt“ in Castrop

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Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften
Historischer Zeitraum
Beginn 1900 bis 2000

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„Platz „Am Markt“ in Castrop”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-P363N504-20090702-0001 (Abgerufen: 19. April 2024)
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