Die westfälischen Kirchdörfer kennen seit dem Mittelalter die ringförmige Kirchplatz-Bebauung, die sich ursprünglich aus Speicherbauten zusammensetzte. Die Schutzfunktion des „Freihofes“, auch „Immunität“ genannt, nahmen die Menschen aus der Umgebung für sich gern in Anspruch. Diese brachten dort ihre Güter (vor allem Getreide) unter, aus denen schließlich auch der „Zehnte“ bestand, der an die weltliche und geistliche Herrschaft zu entrichten war. Der Kirchplatz in Castrop wurde später auch als Friedhof genutzt.
Die kleine „Dorf-Kirche“ erfüllte angesichts des Bevölkerungsanstiegs bald nicht mehr die Anforderungen der katholischen Gemeinde und ist um 1890 teilweise in den Neubau einer neugotischen Stadtkirche miteinbezogen worden (Verfasser: Dombaumeister ArnoldGüldenpfennig, Paderborn).
Auf den historischen Stadtgrundriss weisen heute nur noch die Sankt-Lambertus-Pfarrkirche sowie einige wenige überkommene Fachwerkgebäude in der Nachbarschaft hin:
- Straße „Am Markt“ / Lambertus-Kirchplatz 3 - „Haus Disch“ (heute „Martin's“),
- „Am Markt“ 4,
- Straße „Biesenkamp“ 8 - als ehemals lutherische Schule, (später „Haus Kroes“ oder heute „Biesenkämpchen“), sowie
- Wittener Straße 24 - „Novis“-Institut.
Diese Gebäude geben die Kleinteiligkeit und die Maßstäblichkeit der ursprünglichen Bebauung wieder, die den Kirchplatz umgeben hat. Der Bestand ist auf der Südseite zum Marktplatz bereits der dortigen Bebauung bis 1915 gewichen und auf der Westseite durch das neue Gemeindezentrum um 1975 ersetzt worden sowie lediglich auf der Nordseite nur noch in Ansätzen erhalten.
Im Übrigen sind zahlreiche der historischen baulichen Überlieferungen bis auf das Straßen- und Wegenetz weitgehend aufgrund von Abriss und Wiederaufbau seit 1950 überformt worden.
(LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur, 2009)