Die Siedlung Deininghausen liegt als Satellit, in Nachbarschaft von Resten landwirtschaftlicher Hofstellen, inmitten der Deininghauser Flur im Südosten der Waldgebiete Grutholz und Nierholz, im Südwesten des Naturschutzgebietes Beerenbruch sowie nördlich der Oststraße von Rauxel nach Mengede. Die Hofstelle Floer ist beim späteren Ausbau der Oststraße beseitigt worden. Die Hofstellen Gralmann und Heiermann belegen noch Reste des ehemaligen Drubbel. Daneben sind die Hofstelle Dingebauer und Menke der Siedlung benachbart.
Die Namensgebung für die Straßen mit Städten im seinerzeitigen Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik lässt erkennen, dass die Gründung des eigenständigen Stadtteils in die Jahre von 1964 bis 1967 in die Zeit der deutschen Teilung, vor allem nach dem Mauerbau 1961, fällt. Von der Oststraße ist das Wohngebiet über die Dresdner Straße ringförmig als Viereck erschlossen, das sich aus der Dresdner Straße im Westen, der Erfurter Straße im Norden, der Weimarer Straße im Osten und der Leipziger Straße im Süden zusammensetzt. Die gewählte Erschließungsform gestattet das Freihalten eines zentralen Innenbereichs, der mit öffentlichen Einrichtungen wie Schule, Kindergarten, Jugendheim und evangelische Kirche sowie Einrichtungen zur Nahversorgung des Gebietes durch Bank, Gaststätte und Lebensmittelmarkt ausgestattet ist. Dieser Innenbereich ist nahezu ausschließlich dem Fußgängern vorbehalten. Verschiedene Wohnformen in unterschiedlichen Haustypen vom Hochhaus, Punkthaus, Mehrfamilienhaus über das Reihenhaus bis zum Einfamilienhaus bestimmen das Bild der gesamten Siedlung.
Der überwiegende Teil der Siedlungsmitte ist durch Nord-Süd gerichtete Zeilen von 4-geschossigen Mehrfamilienhäusern gekennzeichnet, die im Norden und Süden an den zentralen Innenbereich anschließen, der nördlich davon von West nach Ost durch 5-geschossigen Punkthäuser begleitet wird. Unmittelbar westlich der Dresdner Straße begrenzen einzelne, untereinander gestaffelte, ebenfalls viergeschossige Mehrfamilienhäuser das Zentrum, das, als kleiner Marktplatz geplant, im Westen durch ein achtgeschossiges Hochhaus markiert wird.
Im Norden sind nördlich der Erfurter Straße etliche Einfamilienhäuser als Atriumhäuser („Teppichsiedlung“ im verdichteten, flachen Wohnungsbau) sowie hier und östlich der Weimarer Straße zweigeschossige Zweifamilienhäuser entstanden. Westlich der Dresdner Straße sind in einem Winkel von Wittenberger Straße und Chemnitzer Straße verschiedene Reihenhäuser, Doppelhäuser und am Rand zur freien Landschaft freistehende Einfamilienhäuser errichtet worden. Die Dachformen wechseln je nach Geschossigkeit vom Flachdach (Atriumhäuser, Punkthäuser und Mehrfamilienhäuser) zum flacher geneigten Satteldach (Reihenhäuser und Zweifamilienhäuser).
Die angestrebte Bebauungsdichte und die Wohnraumversorgung für nahezu 3.000 Menschen sowie in der Folge die Motorisierung und die notwendige Unterbringung des ruhenden Verkehrs sind Grund dafür, dass sowohl in der Nordwest-Ecke des Innenbereichs als auch an der Nordost-Ecke entsprechende Standorte von großen Garagenhöfen eingerichtet worden sind. Diese kompakten, ebenen Garagen-Anlagen, insbesondere im Nordwesten, stören erkennbar das Gesamtbild und die Wohnqualität im Quartier. Südlich der Leipziger Straße zur Oststraße werden weitere Stellplätze für Pkws in großflächigen Garagengruppen angeboten, die hier als Lärmschutz gegenüber der stark belasteten Verbindungsstraße dienen. Im Übrigen wird die Unterbringung in den Einfamilienhaus- und Reihenhaus-Gebieten in kleineren Garagengruppen sichergestellt. Die Siedlung dokumentiert den Zeitgeist der 60er Jahre des 20. Jahrhundert und in der Folge dem Leitbild der sozial gegliederten und funktionalen Stadt (Baujahr 1964-1967): Das damalige Ziel von Urbanität durch Dichte wird durch die Trennung der Verkehrsarten erreicht. Die bauliche Konzentration in einer offenen Stadtlandschaft wird im Zentrum durch einen hohen Anteil an hausnahen Grünflächen ausgeglichen, während die Einfamilienhausformen sich auf den begrenzten Grundstücken ringsum am Rand im Übergang zur freien Landschaft verteilen. Zwischen Innenbereich und Randbereich werden über das angebotene Fahrrad- und Fußwegenetz attraktive Wege-Verbindungen zwischen dem Zentrum und dem benachbarten Naherholungsgebiet im Grutholz und im Nierholz hergestellt und dort weiter geführt.
Aus der Zeit sind vergleichbare Projekte auch andernorts z.B. in Münster (Stadtteil Coerde) entstanden. Die Siedlung Deininghausen ist jedoch weitgehend in den Ursprungsformen überkommen, wenn man einmal von den zwischenzeitlich Maßnahmen wie z.B. die flach geneigten Pultdach-Formen auf den Punkthäusern (um 1980), den Umbau von Balkonen in Wintergärten an und den Tonnensegment-Schalen auf den Mehrfamilienhäusern westlich der Dresdner Straße (1997) absieht. Weitere Veränderungen z.B. durch eine Nachverdichtung hat es zum Glück nicht gegeben, weil die Stagnation in der Bevölkerungsentwicklung in der Region dieses nicht mehr erfordert hat.
Literatur
Günter, Roland (2000)
Im Tal der Könige. Ein Reisebuch zu Emscher, Rhein und Ruhr. Seite 215, Essen.
Hartung, Karl / Ortsverband Castrop-Rauxel des Westfälischen Heimatbundes (Hrsg.) (1973)
Die zwölf Bauerschaften in Castrop-Rauxel. (Castrop-Rauxel, Kultur und Heimat; Heimatblätter für Castrop-Rauxel und Umgebung, Jahrgang 25, 1973, Heft 3/4 und Jahrgang 26, 1974, Heft 1/2.) Castrop-Rauxel.
Konegen, Matthias (2007)
Großsiedlungen im Ruhrgebiet - Forschungsvorhaben Universität Dortmund (unveröffentlichtes Manuskript). Dortmund.
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